Projekt „UHU“ #18 – Balltreue vs. Netflix-Syndrom

Einmal hat es ja schon geklappt mit dem „UHU“; der große Druck ist also weg, wenn es um die Runde „unter hundert“ geht. Ja, ich weiß, es wurde ja nun auch mal Zeit! 😉

Lustigerweise spielt es sich jetzt tatsächlich insgesamt lockerer und entspannter, meistens zumindest. Golf ohne Stress, fast nur mit Eisen, der Driver bleibt meist komplett im Bag und die Grüns muss ich auch nicht immer „angreifen“ – das ist grob der Plan, der immer öfter aufgeht. 

Es wird langsam besser

Den Fortschritt in meiner doch recht überschaubaren Golf-Karriere kann ich an den durchschnittlichen Runden ablesen. Der eine UHU ist bis heute zwar Single geblieben, aber es verdichten sich die Rundenergebnisse im unteren 100er-Bereich.

Wohlgemerkt spiele ich ja nach wie vor viel zu wenig. Die beste Ehefrau der Welt und unsere Tochter würden jetzt vehement widersprechen, aber was wissen die schon über Golf. Gerade auf meinem Heimatplatz in Celle kratze ich immer öfter an der 100 – noch immer von oben, aber immerhin.

Treue ist wichtig, auch beim Ball

Mit fällt auch auf, dass mein Ballverschleiß zurückgegangen ist. Natürlich kommt ein „Nachlegen“ regelmäßig vor – vor allem auf fremden Plätzen. Speziell die Runde auf dem Green Eagle Porsche Nordkurs hat mich einige der weißen Kugeln gekostet, aber dort gibt es ja auch an 17 von 18 Bahnen jede Menge Wasser.

Blick zurück auf die Schlussbahn 18 in Green Eagle

Zuhause in Celle verschieße ich inzwischen deutlich weniger Bälle. Einerseits liegt es daran, dass ich insgesamt weniger in die Botanik verteile. Andererseits aber auch, weil die Fehlschläge besser werden. Ich finde mehr Bälle wieder, weil sie meist nur „etwas“ aus der Richtung fliegen und nicht mehr bis in ein anderes Bundesland.

Etwas Besonderes – wie ich gehört habe auch für deutlich stärkere Spieler – sei es, 18 Loch mit einem Ball durchzuspielen. Das habe ich in der letzten Saison gar nicht geschafft. Synonym für meine Saison 2018 ist die Rekordrunde im Golfclub am Lüderich, bei der ich knapp 20 Werbeartikel (aka Golfbälle mit meinem Logo drauf) gleichmäßig auf dem Gelände verteilt habe.

Das Heidegolfer-Triple

The one that survived…

In diesem Jahr 2019 allerdings habe ich inzwischen bereits drei Mal die Runde mit dem Ball beendet, den ich am ersten Abschlag aufgeteet habe.

Besonders bemerkenswert war, dass mir das zum ersten Mal ausgerechnet beim „1. Influencer Invitational“ im Golfclub St. Dionys passiert ist, einem zwar wunderschönen aber eben auch gnadenlosen Waldplatz, der keine Fehler verzeiht.

Die zweite „nur-1-Ball-Runde“ habe ich dann im Juni ganz bewusst konzentriert gespielt: Nur Eisen, immer (ja, fast immer) den defensiven Schlag und tatsächlich musste ich nur einmal suchen. Das Ergebnis war der erste und bisher einzige Uhu – mit nur einem Ball.

Nur ein Ball, trotz zwei Verlusten

Die dritte Runde ist neulich erst passiert, als ich ein Sponsorenturnier mitgespielt habe, zu dem mein Arbeitgeber einige Kunden eingeladen hatte. Lustigerweise habe ich zwei Bälle verloren und trotzdem mit einem Ball durchgespielt. Ja, das geht. 

Und zwar so: Ich habe meinen allerersten Abschlag „sicherheitshalber“ mit dem Eisen gespielt und out-of-Bounds weggehauen in einen Abhang (= erster Ballverlust). Also habe ich neu aufgeteet und mit diesem Ball dann tatsächlich die 18 Loch durchgespielt.

Zwischendurch auf Bahn weiß-ich-nicht-mehr ist mein erster Abschlag ziemlich misslungen. Also habe ich einen provisorischen Ball gespielt – und zwar noch schlechter als den ersten. Wir haben dann meinen ersten Ball gefunden, den provisorischen aber nicht (= zweiter Ballverlust).

Das eigene Ego beim Golf als Feind

Es ist zwar eine Binsenweisheit, aber bei mir dauert die Erkenntnis offensichtlich ziemlich lange: Man darf nur auf sich schauen und sich nicht von Anderen beeinflussen lassen. Ich merke das immer besonders, wenn ich mit meinem Golf Buddy Marcus spiele.

Unser übliches Match Play verliere ich nämlich regelmäßig (die bisher einzige Ausnahme war unsere Runde im Golfclub Aldruper Heide). Marcus merkt dann meistens irgendwann grinsend an, dass er wohl meinem Spiel nicht gut tue. Mit dieser Bemerkung liegt er vermutlich ziemlich richtig – und Schuld daran hat dieses verdammte Ego. Meins, genauer gesagt.

Mein Netflix-Syndrom

Marcus zückt nämlich an fast jedem Abschlag den Driver. Und dazu haut er den Ball dann auch noch mal so richtig weit. Ich halte mich anfangs noch brav an meinen „auch-am-Abschlag-Eisen“-Plan. Aber relativ fix kommt das böse Ego, tippt mir freundlich auf die Schulter und flüstert „komm, Du willst es doch auch“…

Marcus am Abschlag – bereit mich 50 Meter kurz zu lassen

Bäm! Driver aus dem Bag, Ball hoch aufgeteet und oft genug gelingt mein erster Drive sogar einigermaßen. Mit einem Schlag bin ich angefixt und erliege meinem Netflix-Syndrom: Aus „nur noch eine Folge“ wird auf dem Golfplatz bei mir „nur noch ein Abschlag“. 

Naja, das Ende vom Lied sind die üblichen (oft genug ziemlich krachenden) Niederlagen in unserem Match Play. Also gehen die Getränke nach der Runde auf mich und ich nehme mir fest vor, beim nächsten Mal endlich vernünftiger zu spielen. 

Was lernen wir (ja, ich, was lerne ich) daraus?

Einer der größten Feinde des erfolgreichen Golfers ist sein Ego. Selbstüberschätzung, Inkonsequenz und Träumerei können einzelne Schläge und ganze Runden ruinieren. Vernunft ist Trumpf.

Der Driver und ich

Aber manchmal muss es eben auch der „Kawumm“ sein. Ich glaube, so eine Bolz-Runde macht in gewisser Hinsicht auch besser. Zum Beispiel, weil man dann mehr Gelegenheiten bekommt, schwierige Balllagen zu üben.

Außerdem übt es, den Ärger über einen weltrekordverdächtigen Megaslice schnell zu unterdrücken, um den zweiten Abschlag nicht auch in die Botanik zu schießen. Oder den dritten. 😉

Also: Alles hat sein Gutes. Man muss nur danach suchen wie nach einem Ball, der es gerade noch so ins Rough geschafft hat. Und wenn man es / ihn findet, dann freut man sich – und macht weiter. Immer wieder.

Am Wochenende sind die Clubmeisterschaften. Ich bin gespannt, welchen Heidegolfer ich auf den drei Runden erleben werde. Und ob Häuptling Ego vorbei schaut und sein Spielchen mit mir spielt. Aber jetzt muss ich erstmal Netflix gucken. Bis bald.

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