Der „extremste Golfplatz Deutschlands“, so wirbt der Golfclub am Lüderich selbst. Die Frontnine sind die leichtesten Neun Loch in Deutschland, die Backnine die schwersten Neun Loch. Einmal Himmel und Hölle auf einer 18-Loch-Runde? Weit gefehlt – eigentlich ist es noch viel schlimmer. 😉
Ich hatte mich mit einigen Admin-Kollegen aus der Facebook-Gruppe Wir lieben Golf zu einem Golfwochenende verabredet. Der erste Platz, den wir spielen wollten, war der des Golfclub am Lüderich. Unser Mit-Admin Thorsten ist hier Mitglied und ich hatte schon ziemlich viel über den Platz gehört, gesehen und gelesen.
Es geht bergauf zum Golfclub am Lüderich
Die Anfahrt ist für einen Flachlandspieler wie mich schon interessant. Der Platz vom Golfclub am Lüderich liegt in Overath bei Köln und ist an einen Berghang gebaut. Also geht es ziemlich steil aufwärts, bis man endlich den Parkplatz erreicht.
Hoch oben thront ein alter Förderturm. Der Golfplatz ist nämlich auf dem Gelände des ehemaligen Erzbergwerk Lüderich entstanden. Bis Ende 1978 wurde hier noch Erz abgebaut und aufbereitet, im Oktober 1978 stellte das Erzbergwerk dann endgültig den Betrieb ein. Der Förderturm erinnert an diese Vergangenheit.
Heute ist das ganze Gelände teilweise dicht bewaldet und wirkt fast ländlich idyllisch. Für Golfer bedeutet diese Lage, dass man sich darauf einstellen muss, regelmäßig bergauf und bergab zu laufen.
Der leichte Start täuscht – die Frontnine
Die „leichtesten Neun Loch Deutschlands“ (Slope 114) beginnen tatsächlich recht einfach mit einem kurzen, ebenen Par 4 von gerade einmal 251 Metern. Ein flacher Fairwaybunker und die rechts entlanglaufende Ausgrenze stellen eine gewissen Schwierigkeit dar, aber sogar ich habe hier (ein sandiges!) Par gespielt.
Aber schon ab dem zweiten Loch (das erste von mehreren Signature Holes) wird klar, was ab jetzt auf den Spieler zukommt: massive Höhenunterschiede.
Das 110 Meter kurze Par 3 heißt passenderweise „Freier Fall“ – denn es geht vom Abschlag aus gut 20-30 Meter steil runter zum Grün. Man braucht also nur ein lockeres Sandwedge, um das brettharte Grün anzuspielen.
Wenn man das Grün verfehlt, dann kann man nur hoffen, den kleinen aber tiefen Grünbunker hinten links zu treffen, denn sonst verabschiedet sich der Ball auf Nimmerwiedersehen in den dichten Wald.
Insgesamt sehr kurze erste Neun
Die Frontnine im Golfclub am Lüderich bestehen aus drei Par 3 und sechs teilweise sehr kurzen Par 4. Insgesamt sind die neun Löcher gerade einmal 1.937 Meter lang und aus der Kürze wird vermutlich auch der geringe Slope-Wert resultieren. Wirklich leicht spielen sich die Löcher nämlich trotzdem nicht.
Es geht ständig bergab oder bergauf – und zwar stellenweise sehr deutlich. Bei den Par 4 kommen dann regelmäßig noch seitliche Hanglagen dazu, so dass man für den zweiten Schlag (wenn man denn das Fairway trifft) eigentlich immer über oder unter dem Ball steht.
Auch ein 250 Meter kurzes Par 4 spielt sich schwer, wenn das gesamte Gelände stark zu einer Seite hängt und das Anspiel auf das Grün vom Fairway aus 20 Meter nach oben gehen muss. Zu allem Überfluss sind die Grüns allesamt eher klein und damit per se schon nicht so leicht zu treffen.
Besonders schwer auf trockenem Boden
Mir persönlich hat neben dem „Freien Fall“ die Bahn 7, ein kürzeres Par 4 besonders gut gefallen. Der Abschlag liegt erhöht und das Fairway hängt stark nach links. Rechts oben ist dichteres Rough und links unten verläuft der Cartweg, der von Bäumen gesäumt ist.
Zum Grün hin geht es wieder einige Meter aufwärts und damit wird das Anspiel der Fahne spürbar erschwert, zumal man die Position auf dem Grün nicht wirklich sieht.
Auch das direkt danach folgende sehr kurze Par 4 ist spannend, weil es zwar keine 230 Meter lang ist, aber deutlich bergauf geht. Das Fairway vor dem Grün hängt stark nach rechts und das Grün liegt erhöht links oben. Der ohnehin schon schmale Eingang zum ebenso schmalen Grün wird von einem Bunker und einem darin gewachsenen Baum zusätzlich verengt – ein tolles Loch.
Jetzt geht’s richtig (auf und) ab – die Backnine
Die „schwersten Neun Loch Deutschlands“ (Slope 149) bieten dem Spieler im Gegensatz zur Frontnine keinen sanften Einstieg ins Geschehen. Drei Par 5 und insgesamt 1.000 Meter mehr Länge als die ersten neun Loch sind eine andere Hausnummer. Dass der Wald nun deutlich dichter wird und die Bahnen gerade zu den Grüns hin immer schmaler werden verstärkt die Schwierigkeiten immens.
Bahn 10 zeigt dem Golfer gleich, wo der Hammer hängt. Das 495 Meter lange Par 5 hat auf knapp der Hälfte seiner Gesamtlänge links ein seitliches Wasserhindernis und ringsherum dichten Wald. Die Drivezone ist zwar noch recht großzügig, aber im weiteren Verlauf der Bahn wird es immer enger.
Kurz gesagt bedeutet das schlicht: Triff das Kurzgemähte oder freunde Dich mit dem Gedanken an, Dich von Deinem Ball zu verabschieden. Und genau so sieht es bei den meisten Löchern der Backnine im Golfclub am Lüderich aus: Dichter Wald ringsum, enge Gassen oder schmale Anspiele auf die Grüns.
Diese sind übrigens wie im ersten Teil auch wieder eher klein und liegen nicht selten deutlich höher als das Fairway. Gleiches gilt auch für einige Abschläge, bei denen man teilweise bis zu 20-30 Meter über dem Fairway steht und den Ball in die schier unendlichen Weiten schlägt.
variable Herausforderung – für jeden ist etwas dabei
Einzig die beiden Par 3 der Backnine passen nicht ganz ins Bild, denn die sind mit 120 bzw. 128 Metern eher kurz und zumindest gefühlt nicht ganz so schwierig zu lösen. Andererseits tut ein bisschen Erholung zwischendurch ganz gut, denn die anderen Bahnen fordern den Spieler auf ganz unterschiedliche Art und Weise heraus.
Loch 14 ist ein fieses kleines Beispiel dafür, was diesen Platz so schwierig macht. Das Par 4 ist mit 366 Metern durchschnittlich lang, hat auf der rechten Seite aber durchgängig seitliches Wasser.
Vom Abschlag aus wirkt das Fairway auf den ersten 150 Metern schön breit, knickt dann aber nach rechts ab und wird ab dem Dogleg immer enger.
Je näher man dem Grün kommt, desto schmaler wird der Platz, der für die Schläge zur Verfügung steht – und das Grün an sich ist natürlich klein und eng umschlossen von dichtem Wald und Büschen.
Grandioser Abschluss mit Weitblick
Die letzten beiden Bahnen hauen optisch noch einmal richtig einen raus. Man beendet seine Runde mit zwei kürzeren Par 5, deren Abschlag jeweils gute 20-30 Meter über dem eigentlichen Geschehen liegen.
Gleichzeitig hat man einen fantastischen Blick über den halben Golfplatz, der für den (zumindest bei mir) miserablen Score entschädigt.
Um einen bleibenden Eindruck zu garantieren liegt das letzte Grün noch einmal gut und gerne 15-20 Meter hoch über dem eigentlichen Fairway. Trifft man es nicht, sondern bleibt zu kurz (so wie ich), dann rollt der Ball zurück … und rollt … und rollt (so wie bei mir).
Als mein Ball sich endlich erbarmte und liegen blieb waren es wieder gut 70 Meter bis zum Grün. Auch eine Erfahrung, die länger bleibt – immerhin hatten meine Mitspieler ihren Spaß.
Grüns mit Ausblick
Mein Lieblingsloch der Backnine ist allerdings die 16 gewesen, ein mittleres Par 4 Dogleg rechts, das harmlos anfängt. Der Abschlag geht auf ein eher großzügiges ebenes Fairway in Richtung der Driving Range.
Nach etwa 200 Metern knickt die Bahn nach rechts und es beginnt der Anstieg zum Grün. Im Knick selbst ist ein schöner Teich, der das Fairway in der Breite fast halbiert. Zum Grün hoch wird es steiler, Längenkontrolle ist hier das A und O. Abgesehen davon hat man wieder einen fantastischen Blick, wenn man denn das Grün einmal erreicht hat.
Heidegolfer-Fazit zum Golfclub am Lüderich
Ich muss gestehen, ich habe zwischendurch gedacht „wie kommt man auf die Schnapsidee, ausgerechnet hier einen Golfplatz hinzubauen“ – aber genau deshalb ist der Platz wirklich klasse. Ein bisschen durchgeknallt, aber klasse. Ich habe so ein extremes Auf und Ab bisher noch nicht gespielt.
Vor allem ziehe ich den Hut vor allen, die hier zu Fuß unterwegs sind. Wir sind mit einem Cart gefahren und ich war nach der vierten Bahn schon froh darüber, nicht laufen zu müssen. Weil es stellenweise kein Laufen mehr ist, sondern in ein Klettern mündet.
Es gibt – ich glaube – nur drei oder vier Bahnen, die tatsächlich ziemlich eben sind. Alles andere liegt eigentlich immer drei-vier Etagen auseinander, stellenweise deutlich mehr.
Andererseits bezieht der Platz genau daraus auch einen Teil seines Reizes. Hoch oben über dem Fairway zu stehen und den Ball „ins Tal“ zu driven hat schon was. Zumindest wenn man ihn dann auch wiederfindet.
Dass ich ausgerechnet an dem Tag gestreut habe wie zu besten Anfängerzeiten war leider nicht sehr hilfreich für meinen Score, aber defensiv und vernünftig macht nur halb so viel Spaß.
Nehmt viele Bälle mit zum Golfclub am Lüderich und mietet ein Cart
Der Platz ist eine unglaubliche Herausforderung und ein Ballfresser par excellence. Ich werde hier nicht veröffentlichen, wie viele Bälle ich verloren habe, aber soviel sei gesagt: ich „konnte“ einen neuen persönlichen Rekord aufstellen. 😉
Man muss fair sein, so ein Golfplatz kann einen gewissen Frustfaktor haben. Aber ich würde ihn trotzdem noch einmal spielen – und vielleicht diesmal ein bisschen defensiver angehen als es meine Art ist.
Vielleicht aber auch nicht – sicheres Golf ist leider langweilig, hat mir ein Pro mal gesagt. Dann nehme ich halt wieder mehr Bälle mit…
Mein zweiter Tipp neben der Extraportion Bälle ist das Cart. Im Golfclub am Lüderich haben die übrigens GPS. Ja, Golf ist Sport und Laufen ist viel sportlicher als Cartfahren. Aber Ihr seid ja nicht zum Bergsteigen da, Ihr wollt golfen.
Abgesehen davon ist so ein GPS-Cart eine feine Sache, die man ruhig einmal ausprobiert haben sollte – wo sonst sollte man es machen, wenn nicht hier…
Kontakt
Golfclub DER Lüderich
GolfBerg GmbH & CO KG
Am Golfplatz 1
51491 Overath
Tel 02204 / 97 600
Fax 02204 / 97 602
info (at) gc-luederich.de
Übrigens
Ich habe den Platz am 14. September 2018 gespielt. Ich bin netterweise vom Golfclub am Lüderich zum Greenfee eingeladen worden und habe auch mein Cart ohne Berechnung gestellt bekommen. Darüber hinaus gehende Vergünstigungen oder eine Vergütung für diesen Bericht habe ich nicht erhalten. Ich schreibe hier meine ganz individuellen Eindrücke und meine persönliche und ehrliche Meinung, die nicht anders ausfallen würde, wenn ich alles selbst bezahlt hätte.
Vielleicht sollte man auch noch erwähnen, dass Hunde auf diesem Platz erlaubt sind. (Natürlich mit Bedingungen)
Sehr eindrucksvoll Heidegolfer.
Beim Lesen von deinen Bericht habe ich gleich das Vergleich gemacht mit der erste Bahn die ich in Spanien gespielt habe: Alhaurin.
Und wenn du wirklich nochmal nach Golfclub DER Lüderich fährst um zu spielen komme ich gerne mit.
Fahren wir beide etwas mehr als drei Stunden; du von Ost nach West und ich von West nach Ost.
Danke Dir, Ben.
Dann schaue ich mir Alhaurin einmal online an. Und wenn ich nochmal in die Gegend vom Lüderich komme, dann gebe ich vorher Bescheid – versprochen. 🙂