Es gibt viele verschiedene Golf Spielformen. Sportlich ambitionierte Golfer spielen gerne und viele Golf Turniere. Im Turnier messe ich mich mit anderen Golfern und kann manchmal schöne, attraktive Preise gewinnen. Vor allem aber spiele ich gegen mich selbst und gegen den Platz.
In vielen Fällen sind diese Turniere „vorgabewirksam“, man kann sein Handicap also verbessern oder verschlechtern. Die häufigsten werden als Rangliste gespielt, manche werden im Duell ausgetragen – gemein haben sie, dass jeder Golfer für sich antritt und spielt.
Darüber hinaus gibt es einige andere Spielvarianten, die oftmals eher dem Vergnügen und dem sozialen Miteinander dienen. Das liegt alleine schon daran, dass es überwiegend Teamspielformate sind. In der Regel haben diese Golf Turniere dann keinen Einfluss auf das Handicap.
Hier einmal ein grober – und mit Sicherheit ziemlich unvollständiger – Überblick über die gängigsten Golf Spielformen.
Lochspiel / Match Play
Das Match Play ist die ursprünglichste Form des Golfspiels und wird als Duell von zwei Parteien gegeneinander ausgetragen – das können Einzelspieler oder Teams sein. Es wird um jedes Loch einzeln gespielt.
Wer an einem Loch einen besseren Score als sein Gegner spielt, der gewinnt das Loch und erhält dafür einen Punkt. Der wird je nach Spielstand hinzugezählt oder abgezogen, da man im Match Play jeweils nur die Differenz der gewonnenen Löcher zählt.
Wer zum Beispiel die ersten beiden Löcher gewonnen hat, der liegt „2 auf“. Gewinnt der Gegner das dritte Loch, dann liegt der Führende eben nur noch „1 auf“. Spielen beide Parteien den gleichen Score an einem Loch, so wird das Loch geteilt und das Zwischenergebnis verändert sich nicht.
Gewonnen hat das Match Play der Kontrahent, der nach spätestens 18 Löchern (oder weniger/mehr, wenn etwas anderes verabredet ist) mehr Löcher gewonnen hat. Ist eine Partei bereits vorher uneinholbar in Führung (zum Beispiel „3 auf“ nach 16 gespielten Löchern), dann endet das Match Play vorzeitig. Das Ergebnis wird in diesem Fall ausgedrückt mit „3&2“ (also 3 auf bei noch zwei zu spielenden Löchern).
Auch eine Nettovariante ist beim Match Play möglich, so dass Spieler mit unterschiedlichen Handicaps trotzdem „auf Augenhöhe“ gegeneinander antreten können. Dazu wird die Handicapdifferenz entsprechend berücksichtigt und dem schwächeren Spieler sozusagen gutgeschrieben – verteilt auf die einzelnen Löcher (in Turnierformaten wird auch gern nur eine 3/4-Vorgabe verwendet, also es werden 75% der Differenz für die Berechnung berücksichtigt).
Zählspielformen
Die heutzutage üblichste der Golf Spielformen ist das Zählspiel, in den meisten Fällen das sogenannte „Netto-Zählspiel nach Stableford“. Es ist eine Nettowertung, bei der das Handicap berücksichtigt wird und wo es sogenannte Stablefordpunkte gibt.
Im klassischen Zählspiel hingegen werden einfach alle Schläge gezählt. Es ist eine Spielform des Golfspiels, die erstmals 1759 In St. Andrews urkundlich erwähnt wird – die sogenannte Bruttowertung.
Zählspiel nach Stableford
Um Golfer verschiedener Handicaps auch gegeneinander spielen lassen zu können, gibt es das Zählspiel nach Stableford. Das wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Frank Stableford erfunden und 1968 in die offiziellen Golfregeln aufgenommen.
Kurz gesagt zählt man Punkte und nicht Schläge. Die Punktzahl richtet sich nach der Anzahl der Schläge im Verhältnis zum Par des Spielers unter Berücksichtigung seines Handicaps. Für ein (persönliches) Par erhält man 2 Punkte. Für jeden Schlag besser oder schlechter bekommt man einen Punkt mehr bzw weniger. Also:
3 unter Par | 5 Punkte |
2 unter Par | 4 Punkte |
1 unter Par | 3 Punkte |
Par | 2 Punkte |
1 über Par | 1 Punkt |
2 über Par oder mehr | 0 Punkte |
Das persönliche Par errechnet sich aus dem eigentlichen Par und dem Handicap des Spielers. Mit einer Spielvorgabe von 18 bekommt man an jedem Loch 1 Schlag „gut“. Ein Par 4 wird dann zum Netto-Par-5. Spielt man dieses Loch mit sechs Schlägen, dann hat man ein persönliches Bogey gespielt und erhält dafür also noch einen Punkt.
Wer an einem Loch keine Punkte mehr machen kann, der hebt – zur Beschleunigung des Spiels – den Ball üblicherweise auf und notiert für das Loch einen Strich. Man kann sich also mit einem missglückten Loch keine ganze Runde kaputtmachen, da Minuspunkte nicht vorgesehen sind.
klassisches Zählspiel gegen Par
Erst in besseren Handicap-Klassen, in der Regel für einstellige Handicaps, wird „klassisches Zählspiel“ gespielt (im Englischen „stroke play“). Üblich ist diese Spielform in deutschen Clubs im Grunde fast nur bei den jährlichen Clubmeisterschaften.
Ansonsten kennen wir diese Variante hauptsächlich von Profiturnieren: Man spielt, bis der Ball im Loch ist.
Zählspiel wird gerne als „härteste Variante“ betitelt, weil eben kein „Strich“ an einem Loch möglich ist. Also kann auch einmal einen zweistelliger Score auf der Scorekarte wandern, wie ich das auch schon mehrfach bei früheren Clubmeisterschaften bewiesen habe. Aber selbst Profis können das.
Sergio Garcia, dem Masters-Champion von 2017, passierte das zuletzt ein Jahr nach seinem Triumpf auf seiner ersten Runde beim Masters 2018. An der 15. Spielbahn, einem Par 5, versenkte er beim Anspiel aufs Grün sage und schreibe fünf (!!) Bälle im Wasserhindernis vor dem Grün – genauer gesagt rollten sie jeweils durch zuviel Backspin vom Grün ins Wasser zurück. Am Ende stand die 13 auf der Scorekarte und die Titelverteidigung war kein Thema mehr.
In vielen Diskussionen wird Zählspiel auch gerne als „das echte Golf“ bezeichnet, weil eben tatsächlich der beste Spieler mit dem niedrigsten Score am Ende gewinnt. Eine Verrechnung des Handicaps erfolgt nicht – auch wenn man natürlich zusätzlich eine Nettorechnung aufstellen kann (Gesamtscore minus Handicap gleich Nettoscore).
Andere Golf Spielformen (für Teams)
Wegen des vermeintlich höheren Spaßfaktors sind auch einige andere Spielformen für Golf Turniere beliebt, bei denen es eher um Teamspiele geht. Die sind dann zwar nicht handicapwirksam, dafür aber umso sozialwirksamer. Die bekanntesten Formen will ich kurz vorstellen:
Scramble
Beim Scramble, auch Texas-Scramble, spielen mehrere Spieler als Team zusammen (mindestens zwei, maximal vier Spieler). Alle Teammitglieder schlagen ab und entscheiden dann gemeinsam, wessen Ball am besten liegt – manchmal wird vorab ein Kapitän ernannt, der diese Entscheidung für das Team trifft.
Von dieser Stelle spielen dann wieder alle Teammitglieder weiter. Der erste spielt also den Ball, alle anderen Teammitglieder droppen an der Stelle einen Ball, den sie weiterspielen. Das geht so weiter, bis der erste Ball im Loch ist (auf dem Grün werden die Bälle natürlich nicht gedropt, sondern gelegt). Der erzielte Score gilt für das ganze Team.
Scramble-Wettspiele sind vor allem beliebt, um Golfneulingen den Einstieg etwas zu erleichtern. Durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Handicaps als Team macht ein eigener Fehlschlag nicht ganz so viel aus, denn es wird ja jeweils von der Stelle des am besten liegenden Balls weitergespielt. Außerdem fördert es das Miteinander und nimmt ein wenig die Angst.
Vierball-Bestball
Der Vierball-Bestball gehört zu den beliebtesten Spielformaten. Üblich sind zwei Teams von jeweils zwei Spielern, die gegeneinander antreten. Jeder Spieler spielt seinen eigenen Ball und es zählt jeweils der bessere Score eines Teams pro Loch.
Am häufigsten wird der Vierball-Bestball als Lochspiel ausgetragen, also im Match Play Modus. Es ist aber genauso möglich, im klassischen Stroke Play, also Zählspiel zu spielen. In beiden Fällen können die Teams taktisch vorgehen, indem zum Beispiel ein Spieler eher defensiv agiert und der zweite mehr Risiko spielt.
Diese Spielform findet auch beim Ryder Cup und beim Solheim Cup statt. An den ersten beiden Tagen wird jeweils eine Session im Vierball-Bestball – in diesem Fall als Lochspiel – gespielt.
Klassischer Vierer
Die andere Team-Spielform, die bei den Kontinentalvergleichen der Damen und Herren an den ersten beiden gibt, ist der klassische Vierer. Bei dieser Spielform treten ebenfalls zwei Teams aus jeweils zwei Spielern gegeneinander an. Allerdings wird pro Team nur ein Ball gespielt – von jedem Spieler abwechselnd.
Spieler A schlägt also ab und Spieler B macht dann mit diesem Ball den zweiten Schlag. Anschließend ist wieder Spieler A an der Reihe und so weiter – bis der Ball im Loch ist. Strafschläge haben auf die Reihenfolge keinen Einfluss.
Lediglich am Abschlag wird die wechselseitige Reihenfolge gegebenenfalls unterbrochen. Beide Spieler eines Teams müssen nämlich auch jeweils abwechselnd abschlagen – Spieler A also zum Beispiel an allen ungeraden Löchern und Spieler B an allen geraden Löchern.
Klassischer Vierer mit Auswahldrive
Bei dieser Variante des klassischen Vierers schlagen zunächst beide Spieler des Teams ab und entscheiden dann gemeinsam, wessen Ball besser liegt. Mit dem geht es dann anschließend in abwechselnder Reihenfolge – wie beim klassischen Vierer – weiter.
Um in Turnieren zu verhindern, dass zum Beispiel ein Longdriver die Szenerie beherrscht, gibt es oftmals Zusatzregeln. Zum Beispiel kann bestimmt werden, dass von jedem Teammitglied mindestens sechs oder acht Abschläge ausgewählt werden müssen. Also kommt einer taktischen Überlegung, wessen Abschlag man nun auswählt, mehr Bedeutung zu.
Auch bei dieser Variante sind wieder Zählspiel (brutto oder nach Stableford) oder Lochspiel möglich – und die Berücksichtigung des Handicaps ist ebenfalls möglich.
Chapman Vierer
In einigen Clubs auch beliebt ist die Variante Chapman Vierer. Hier treten erneut zwei Teams mit je zwei Spielern gegeneinander an. Beide schlagen ihren Ball ab und jeder führt anschließend den zweiten Schlag mit dem Ball des Mitspielers aus.
Erst danach entscheiden beide, mit welchem Ball sie weiterspielen – und zwar wiederum über Kreuz, also abwechselnd. Entscheidet sich das Team für den Ball von Spieler A, dann spielt ihn zuerst Spieler B. Anschließend geht es abwechselnd weiter, bis der Ball im Loch ist.
Es gibt einige Sonderregeln zum Beispiel für den Fall, dass beide ihren Abschlag ins Aus schlagen, aber das würde hier zu weit führen. Wichtig ist das korrekte Einhalten der Reihenfolge, denn ein Fehler hier wird mit zwei Strafschlägen sanktioniert.
Viel Abwechslung und noch mehr Möglichkeiten
Es gibt über die genannten Golf Spielformen hinaus noch viele andere Varianten, teilweise Abwandlungen der hier genannten, teilweise komplett andere. Habt Ihr einen persönlichen Favoriten?