Ich habe mich ja nie wirklich gewundert, dass ein Profi aus der Weltrangliste an einem Tag eine fünf über Par und am nächsten Tag eine sechs unter Par spielen kann. So ist Golf halt, das weiß man ja. Und trotzdem hat es mich bei mir immer enorm irritiert, wenn ich eine Score-Achterbahn hatte – einen Tag Hop und einen Tag Top.
Charity-Turnier „Pink Ribbon“ in Soltau
Um Aufmerksamkeit auf das Thema Brustkrebs und Vorsorge zu lenken und um Geld für die Forschung zu sammeln, gibt es eine Golf-Turnierserie von „Pink Ribbon“ Deutschland. Über die Saison verteilt finden unzählige Termine in ganz vielen Golfclubs statt – oftmals als reine Damenturniere ausgeschrieben.
Im Golf Park Soltau sieht es anders aus. Dort spielen sowohl Damen als auch Herren das Pink Ribbon Charity Turnier, das immer im August stattfindet. In diesem Fall am vergangenen Samstag und ich war als Gast mit dabei. Wir haben bei schwülheißen Temperaturen auf einem gut vorbereiteten Golfplatz gespielt.
Die Organisation hat sich die allergrößte Mühe gegeben, das Team vom Golf Park war engagiert und hat ganz viel tolle Dinge bewegt. Der Platz war liebevoll dekoriert und es war alles gerichtet für einen schönen, angenehmen Golftag.
Ich brauche kein A-Game, ein D-Game hätte gereicht
Mit dem Platz in Soltau habe ich ja ohnehin meine Herausforderung. Ich kann nicht sagen wieso, aber wir zwei werden nicht warm miteinander. Dafür kann der Platz nichts, der Verein erst recht nicht, aber irgendwas passt halt nicht zusammen. Ihr kennt sicher alle auch so einen Golfplatz, der eigentlich schön ist, euch aber überhaupt nicht liegt.
Na, wie dem auch sei – mittelmäßig zu spielen hätte mir ja an dem Tag gereicht. Aber ich bringe ausgerechnet mein Z-Game mit auf die Anlage. Dabei ging es um den guten Zweck und mein Score war mir eigentlich leidlich egal. Dass ich allerdings so gar nicht performt habe, also wirklich so überhaupt gar nicht, das hat mich dann doch irgendwie gestört.
Ich will euch die traurigen Einzelheiten ersparen, aber ich habe acht (ACHT!!) Löcher gestrichen. Es ist kein Par gefallen – natürlich – und gerade einmal ein Bogey hat es auf die Scorekarte geschafft. So gut wie kein Schlag war wirklich gut. Das tat weh, schon während der Runde. Meine Score-Achterbahn an dem Tag fuhr irgendwie nur bergab.
Trostpflaster: Ein voller Erfolg zugunsten Pink Ribbon
Immerhin konnte ich mich damit trösten, dass es auf meinen Score nicht ankam. Es gab zwei eine Menge attraktiver Preise zu gewinnen, aber ich habe noch nicht wegen Preisen an einem Turnier teilgenommen. Hier ging es darum, dem guten Zweck zu dienen und das haben wir geschafft.
Dank 92 Teilnehmern, einer großen Tombola und diversen Sponsoren und Spendern haben wir eine Gesamtsumme von 10.024 Euro „erspielt“. Die geht an Pink Ribbon Deutschland und darauf können wir stolz sein. Veranstalterin Eli hat es so schön euphorisch umschrieben: Das Ergebnis ist ein absoluter Rekord.
Also mache ich einen Haken hinter eine der schlechtesten Golfrunden der Nachkriegsgeschichte und freue mich über den gemeinsamen Erfolg. Und rede mir ein, dass ich auch ein wenig dazu beitragen konnte.
Einmal drüber schlafen: wie ausgewechselt
Dass Golf eine Score-Achterbahn ist habe ich dann direkt am nächsten Tag erlebt. Jan Götting von Golf1.de, der auch beim Pink Ribbon Turnier in Soltau dabei war, wollte vor seiner Rückreise nach Berlin noch einmal Golf spielen. Und so haben wir uns verabredet für eine Runde bei mir im Golfclub Herzogstadt Celle.
Wir haben uns gegen halb zehn auf dem Parkplatz getroffen und ein wenig warmgespielt. Nach einem abschließenden Ausflug zum Puttinggrün ging es um Punkt zehn Uhr auf die Runde.
Weil mir nach dem Vortag alles egal war, habe ich einfach mal den Driver ausgepackt – eigentlich kein Schläger für unseren ersten Abschlag. Aber: Mitte Fairway. Heureka!
Ich habe mit einem Bogey auf unserer drittschwersten Bahn angefangen, mich kurz gewundert und dann natürlich das zweite Loch gestrichen. 😉 Hallo, da war er wieder: Golfamateur Kraut und Rüben, der Mann mit der Fairway-Allergie. Aber danach ging plötzlich vieles in die richtige Richtung.
Loch drei habe ich nach langer Zeit mal wieder das Grün in Regulation getroffen (guter Abschlag, gutes Eisen 7 ins Grün) und mit zwei Putts das Par gespielt. den Rest der Frontnine habe ich schiedlich friedlich mit drei Bogeys und drei Doublebogeys ok beendet. Eine 49 für die ersten neun Loch sind knapp Handicap gespielt und damit ein Sprung gegenüber dem Vortag.
Par-Feuerwerk trotz Fehlstart auf den Backnine
Das richtige „Huch!“ aber kam dann im Nachhinein auf unseren längeren und schwereren Backnine. Das eigentlich nicht allzu böse Par 3 Loch 10 habe ich dank eines Abschlags ins Aus mit einem Strich verlassen (sechs Schläge, also gewissermaßen ein Fake-Bogey).
Ich wähnte mich schon wieder auf dem „üblichen Weg“: Nach guten neun Loch folgen böse neun Loch. Aber weit gefehlt. Meine persönlich schlechtesten Bahnen der letzten Jahre, unser erstes Par 5, habe ich Par gespielt (wieder Green in Regulation und zwei Putts).
Wie ihr sehen könnt, haben sich danach auch die Doubles und die Pars abgewechselt. Zwei Bogeys am Ende (auch auf für mich eher schweren Löchern) haben sich zu einer 45 auf den Backnine addiert. What?
Ich liebe Statistiken, wie ihr wisst, und habe natürlich auch diese Runde in der Hole19-App erfasst. Beim Blick auf die Scorekarte springen mir einige ungewohnte Werte ins Auge:
insgesamt fünf Par stehen auf meiner Scorekarte
- vier davon auf den Backnine
- es gab keinen einzigen Dreiputt
- siebenmal brauchte ich nur einen Putt
- nur ein Triple, Rest Doubles, Bogeys und Pars
Wenn ich das zum Vortag in Soltau vergleiche, habe ich vermutlich mindestens zwanzig Schläge weniger gespielt. Ich habe plötzlich gut gechippt, extrem gut geputtet, zuverlässig(er) abgeschlagen und auch nur einen Ball verloren. Also mehr Score-Achterbahn geht nicht an zwei Tagen – es sei denn ich werde doch noch Profi.
Aber warum ich Golf-Amateur bleibe habe ich ja schon einmal kurzweilig dargelegt. 😉
Was lernen wir daraus?
Der Gedanke, die Golfschläger zu verkaufen, ist vermutlich vielen von uns schon einmal nach der Runde gekommen. Ich war kurz vor Verschenken, würde ich sagen. Aber von ganz unten kann es eigentlich sowieso nur aufwärts gehen. Also: Kopf nicht in den (Bunker-)Sand stecken und weitermachen. So ein Knoten platzt oft schneller als man denkt.
Moin Olaf, es gibt aus meiner Sicht drei Arten von Golfern. PRO; Amateur und Freizeit! Ich zähle mich zum Freizeitgolfer 😉
Moin Thorsten,
die Einteilung finde ich richtig gut, habe ich so noch gar nicht gesehen. Du hast vollkommen recht, das übernehme ich für mich auch.
VG Olaf
Spiele Dein Spiel!
Dies kostet nicht viel.
Vertrauen heißt das Zauberwort!
In Deinen Schwung, an jedem Ort.
Ob Abschlag, Putt, Pitch oder Chip,
dosiere die Kraft, wie beim Dip.
Zu viel verdirbt den Appetit auf mehr!
zu wenig: Schon bereut man’s hinterher.
Darum sprich mit Deinem Ball!
Wo und wie er liegt. Überall!
Er wird es Dir danken, Zug um Zug,
Bei jedem schönen Flug.
Der Ball, er ist Dein Freund!
Das Fairway? Nie Dein Feind.
Sie reden visuell sehr oft mit Dir.
Du musst nur beim Sehen hören! Meist schreibst Du dann eine Vier!
Dein Driver will mit Dir gewinnen!
Der Ball fliegt wie von selbst von hinten,
Nie dem Ball nachschauen!
Das nennt der Profi dann Vertrauen.
https://draft.blogger.com/blog/post/edit/1997726234464636113/9060647380441435384
Hier geht es weiter mit der Abschlagpsyche.
Moin Olaf! Dieses enorme auf und ab im Golf ist m.E. einzigartig und gibt es so in keinem anderen Sport. Für mich entsteht dieses Phänomen immer zwischen den Ohren. Du schreibst, dass Du mit Soltau eh nicht zurechtkommst, bist auch mit der Einstellung ins Rennen gegangen und solltest Recht behalten.
Mich zerreisst es immer, wenn ich von Deutschen Tour Profis (m/w) lese, dass sie hoffen den Cut zu schaffen. Dann spielt einer 5 unter am ersten Tag und liegt 2 hinter den Führenden, nur um zu posten, dass das ein guter Start sei und man beste Chancen hat ins Wochenende zu kommen. Gesagt, getan, am 2. Tag eine 4 über gespielt und den Cut um einen Schlag verpasst.
Als Zhang Rose die US Open gewonnen hat, da hat man sie gefragt, mit welcher Einstellung sie ins Turnier gegangen ist. Sie sagte: Ich bin sehr vorsichtig ins Turnier gestartet und habe gemerkt, dass ich gute Chancen habe zu gewinnen. Zack, gewann sie ihr erstes Major. Ergo ruhig mal nach oben orientieren und nicht nur versuchen eine Hürde nicht zu reissen. Dabei wird man nicht jedes Turnier gewinnen, aber den ein oder anderen Achtungserfolg erreichen – über den dann alle reden – darum geht es doch bei uns Amateuren. Grüße und FORE LEFT! Rolf
Hallo Rolf,
du hast natürlich Recht, dass ich mit meiner latenten Abneigung gegenüber dem Platz auch keine gute Startvoraussetzung geschaffen habe.
Natürlich spielt der Kopf eine entscheidende Rolle, vielleicht beim Golf noch viel mehr als bei anderen Sportarten.
Es ist halt eine ganz besondere Sportart, der wir uns verschrieben haben.
Viele Grüße Olaf