Warum Golfer eine Golfrunde vorzeitig abbrechen

Wir alle haben sicher die Lektion irgendwann im Leben einmal erteilt bekommen: Du beendest, was du begonnen hast. Völlig egal ob es dabei um ein Buch geht, das du liest, eine Handwerksarbeit an deinem Haus oder den Teller Suppe – „man hört nicht mittendrin auf“. Und eine Golfrunde abbrechen? Geht das überhaupt?

Grundsätzlich soll das Golfspiel eine Zuflucht sein. Nur gehen dabei hin und wieder einige Buchstaben verloren und aus Zuflucht wird zuFLUCHt. Manch ein Golfer denkt dann darüber nach, seine Golfrunde vorzeitig abzubrechen – auch ich habe das schon einmal bei einem Turnier gedacht, wo so gar nichts lief.

Bei Golfadvisor bin ich dazu über einen Artikel aus dem Jahr 2019 gestolpert (englischer Originalbericht hier: Die Liste: Warum Golfer aufhören). Dazu haben der Autor und sein Team tausende von Golfplatz-Bewertungen durchforstet und analysiert. Warum Golfer eine Golfrunde weit vor dem letzten Grün abbrechen und frühzeitig zu Loch 19 wandern.

Und noch viel wichtiger: Welche Gründe wären für dich akzeptabel? Hier einmal die Beispiel, die aus den Golfplatz-Bewertungen zu ermitteln waren:

Es ist viel zu heiß für Golf

In deutschen Breitengraden kommt es – noch – nicht allzu häufig vor, dass zuviel Sonne vorherrscht. Aber denken wir nur einmal zwei-drei Jahre zurück: In zwei aufeinander folgenden Sommern hatten auch wir mit Temperaturen weit über 30 Grad Celsius im Schatten zu kämpfen – und soviel Schatten gibt es Mitte Fairway nicht wirklich.

Meine Clubmeisterschaften 2019 waren so ein Beispiel. Wir haben am Samstag zwei Golfrunden gespielt und es waren 34 Grad. Unsere beiden vom Sekretariat sind im Grunde den ganzen Tag lang nur mit dem Cart über den Platz gefahren und haben Wasser verteilt. Das war schon grenzwertig – 36 Loch bei 34 Grad. Kann man wegen Hitze eine Golfrunde abbrechen?

Aerifizierte Grüns

Selbst Golfer, die gewarnt wurden, dass die Grüns aerifiziert wurden, haben manchmal die Nase voll von den schlechten Bedingungen. In aller Regel wird man aber als Gastspieler im Vorfeld darauf hingewiesen (und ein schlauer Club reduziert auch das Greenfee).

Eine Bewertung liest sich so: „Nun, ich habe noch nie einen Platz gespielt, auf dem noch Traktoren auf dem Platz unterwegs waren, um zu aerifizieren. Ich hätte nach dem ersten Drive zur Rückerstattung zurückkehren sollen. Ich fuhr weiter, wusste aber nicht, dass Grüns auch stark gesandet waren. Ich hatte gute Drives und gute Eisenschläge und habe die Hitze ertragen. Das Paar, mit dem ich angefangen habe, hat nach neun aufgehört.“

Ich habe bislang selten auf aerifizierten Grüns gespielt, aber ich kenne auch ein halbes Jahr Wintergrüns – bin also Kummer gewohnt. Und dass Aerifizieren notwendig ist, bestreitet sicherlich kein Golfer ernsthaft. Wenn ich den entsprechenden Hinweis vor der Runde bekomme, dann ist das für mich ok, wenn ich ehrlich bin. Wie seht ihr das?

Mückenschwarm-Angriff

Ja, wer morgens früh anfängt, geht Ihnen meist aus dem Weg. Aber ein klassischer Sundowner im Sommer auf einem Platz mit viel Wasser kann schonmal anstrengend werden. Gerade wenn das Grün neben einem Teich liegt, hohes Schilfgras und ähnliches – da tummeln sich gerne mal hunderte Mücken.

Wenn das Überhand nimmt, dann habe ich vielleicht sogar Verständnis, wenn es anderen die Laune an der Golfrunde verhagelt. Ich persönlich habe nicht das größte Problem mit Mücken – die meisten mögen mich irgendwie nicht besonders. Und ansonsten habe ich mit „Antibrumm Forte“ die besten Erfahrungen gemacht. Ansonsten müsste ich vermutlich auch so eine Golfrunde abbrechen, wenn ich zerstochen werde.

Unglückliche Paarung

Wenn man mit fremden Golfern zusammen spielt, dann ist es sicherlich immer ein kleines Glücksspiel. Ich persönlich habe bislang ein einziges Mal kein Glück gehabt, in allen anderen Fällen aber hatte ich immer sehr angenehmen Spielpartner. Aber wenn es so gar nicht passt, kann die Runde schon einmal zäh werden.

Benutzer ‚Milton3707832‘ schrieb in einer Rezension, dass eine Kombination aus langsamem Spiel und einem schwierigen Spielpartner seinen Tag auf einem Platz in Arizona ruiniert hat. „Starter sehr unfreundlich. Setzen Sie mich mit einem Typen zusammen, der Musik spielte und Dope rauchte. Der spielte auch noch fast jedes Loch ein paar zusätzliche Bälle. Ich habe abgebrochen.“

Ganz so schlimm war es bei mir dann doch nicht und es war zudem eine Turnierrunde, deshalb habe ich durchgezogen. Aber ein zweites Mal muss ich das auch nicht haben. Brecht ihr dann evtl. auch ab, wenn ihr einen besonders schlimmen Spielpartner bekommen habt?

Temporäre Grüns / Wintergrüns

Eine der größten Ängste von Golfern ist es, an diesem Tag temporäre Grüns im Spiel zu finden. Was für ein Mist. Es ist dem Benutzer „t820107794“ bei einem Kurs in England im September passiert. Er ging früh weg und teilte diese Rezension:

„Mir wurde bei der Buchung nicht bewusst gemacht, dass der Platz auf temporären Grüns war … Ich hätte es genossen, die Hauptgrüns zu spielen, aber Flaggen, die in der Mitte eines sehr harten Fairways steckten, verdarben es mir, es machte den Platz auch sehr kurz, da die temporären Grüns an jedem Loch 50 Yards unter den tatsächlichen Grüns lagen. Ging nach 9 weg.“

Temporäre Grüns kennen wir hier in Norddeutschland zur Genüge – spätestens Mitte stellen die meisten Clubs auf Wintergrüns um (ja, es gibt Ausnahmen – zum Glück). Aber zum Beispiel auch bei besonderen Pflegemaßnahmen oder ähnlichem agieren Clubs im Sommer hin und wieder mit temporären Grüns. Aber kein Hinweis darauf beim Empfang – ist euch das schonmal passiert?

Schlechtes Wetter

Schlechtes Wetter kann dazu führen, dass selbst die härtesten Golfer abbrechen. Ich habe bislang erst einmal abgebrochen, als ich mit meiner Heidegolferin unterwegs war. Der Regen fiel plötzlich eimerweise und unser Spiel war ohnehin ziemlich schlecht. Da haben wir einen warmen Kaffee auf dem heimischen Sofa doch vorgezogen und unsere Runde abgebrochen.

Der knifflige Teil beim Beenden ist die Frage: Wie viel Regen ist zu viel Regen? Ein Regenanzug kann helfen, aber wenn der Wind heult und die Temperaturen sinken und/ oder der Platz matschig wird, ist es Zeit, stattdessen das 19. Loch zu spielen.

Schlechter Platzzustand

Ein Golfplatz im Verfall kann jeden Tag ruinieren. Aber es müsste in WIRKLICH schlechtem Zustand sein, bevor ich früh aufhöre. Einige Benutzer aus der Auswertung haben wenig Toleranz für schlechte Bedingungen.

Der Rezensent ‚Bbevulture‘ gab einem Kurs in Arizona einen Stern, nachdem er vor dem Ende gegangen war. Er schrieb: „Die Bedingungen sind so schlecht geworden, dass der Platz nur schließen oder massiv reparieren kann – er ist kaum bespielbar. Es gibt keine Fairways, nur eine Mischung aus Wüste und rauem und pelzigem Grün. Ich bin nach 9 Löchern weggegangen, da der Rest es nicht wert war, gespielt zu werden.“

Das klingt wirklich schlimm, ich musste spontan an den 9 Loch Kurzplatz vom Golf Park Soltau denken, den ich auch in einem ziemlich schwachen Zustand erleben musste. Aber so gravierend wie in Arizona war es dann doch nicht. Würde mich trotzdem interessieren, wie es inzwischen ausschaut.

Schlecht spielen

Niemand will zugeben, so schlecht gespielt zu haben, dass er einfach aufgegeben und den Golfplatz verlassen hat. Es gibt keine Golf Advisor Bewertungen, um es zu sichern, aber wir alle wissen, dass es passiert.

Ich persönlich habe auch mit meinem schlimmsten Golf weiter durchgezogen. Denn irgendwo gibt es trotzdem den einen Schlag, der dich dieses Spiel wieder lieben lässt. Ein langer Putt, der fällt, eine Annäherung tot an den Stock oder ein geiler Drive Mitte Fairway. Ein Schlag reicht aus und man macht weiter.

Der Platz gefällt nicht

Golfplätze sind wie Kunst: Einige Golfer verstehen sie und einige nicht. Wir alle haben unsere Lieblingsstile, ob Parkland, Links, Wald oder Heide. Aber einige Plätze passen uns einfach nicht. Zwei gute Beispiele dafür sind der Golfclub am Lüderich und der Der Golfclub Schloss Auel, an denen sich die Geister scheiden.

Benutzer ‚t1746859059‘ verließ einen Kurs in Schottland, weil er dachte, das Gelände sei zu extrem, um genossen zu werden. Er schrieb:

„Ich habe nur die ersten sieben Löcher geschafft, bevor ich entschieden habe, dass dies kein Golf ist, wie ich es normalerweise kenne, und das Handtuch geworfen habe. Leider ist dies der erste Golfplatz, den ich tatsächlich verlassen habe, weil sein Gefälle über dem vernünftigen Niveau liegt – und ich habe viele hügelige Plätze gespielt.“

Slow Play

Langsames Spielen gilt als eine der übelsten Erscheinungen des Spiels. Wenn Sie 4 Stunden zum Spielen einplanen und die Runde auf 5 1/2 Stunden zusteuert, kann das schon zermürben.

Es gibt wahrscheinlich Hunderte von Golf Advisor-Bewertungen, bei denen Benutzer den Platz aufgrund des langsamen Spiels vorzeitig verlassen haben. Einige traten auf, als die Kurse Abschlagszeiten am selben Tag wie große Ausflüge akzeptierten. Viele waren jedoch einfach Vorfälle, bei denen der Kurs scheinbar ohne Grund zum Stillstand kam.

Benutzer ‚t249267549‘ gab an, dass er den gleichen Kurs in England fünfmal wegen langsamen Spiels verlassen hat. „Es ist ein schöner Platz mit tollen Einrichtungen, aber zum 5. Mal bin ich wegen des langsamen Spiels weggegangen. Dieser Kurs ist 3 Meilen von meinem Haus entfernt, also sehr praktisch, aber es ist überhaupt nicht geordnet.“

Glücklicherweise kann ein guter Kundenservice unseren Glauben an die Menschheit von Zeit zu Zeit wiederherstellen. Benutzer ‚Jay7558927‘ erhielt eine Rückerstattung nach einem langsamen Start einer Runde auf einem Kurs in New Jersey.

„Gespielt an einem Sonntagmorgen. Es dauerte 3 Stunden, um durch 10 Löcher zu kommen. Kein Starter und kein Ranger, um schmerzhaft langsame Gruppen anzuschieben. Wir verließen den Kurs, ohne zu beenden. Zum Glück war der Golfshop sehr zuvorkommend und erstattete uns die Hälfte der Gebühr und berechnete nur den 9-Loch-Preis.“

Wie ist es bei euch?

Hast du auch schon einmal eine Runde abgebrochen oder vielleicht sogar mehrmals? Erzählt doch mal, was passiert ist – und vielleicht gibt es sogar noch einen weiteren Grund, der hier nicht aufgelistet ist?

11 Kommentare

  1. Moin Olaf, ich habe noch nie eine Runde aufgegeben, allerdings hatte ich bereits ein paar Runden mit Mitspielern, die wirklich nervig waren. Da hilft nur durchatmen und ignorieren. Allerdings verkneife ich mir am letzten Loch nie den Hinweis, das dies unsere erste und definitiv letzte Runde war. Das sage ich dann meistens vor dem letzten Abschlag, dass Ergebnis danach bringt mir häufig ein Lächeln auf die Lippen. Gruß Thorsten

    1. Moin Thorsten,
      das ist das wichtigste: mit einem Lächeln vom Platz gehen. 🤭
      In allen Fällen durchziehen bedeutet aber auch, ein dickes Fell zu haben, da kommt die norddeutsche Ruhe und Gelassenheit durch, würde ich sagen…
      Viele Grüße Olaf

  2. Ja. 34 Grad sind viel. Und es freut mich, dass du das „noch“ eingefügt hast. Was mich auch freut, ist dass dir dieses Thema im Gegensatz zu vielen anderen in deinem Alter nicht egal zu sein scheint. Was ich nämlich überhaupt nicht mehr hören kann ist „wenn das passiert bin ich eh schon tot“, was mein Golflehrer gerne droppt, oder Martin Stecher, der sich 30 Jahre alte Scheißhaufen kauft und dem das laut eigener Aussage auch alles egal ist.

  3. Habe ich schon praktiziert.

    Schluss nach 9 Loch: „Vielen Dank, mit Ihnen spielen zu dürfen, aber der Tag ist so schön, den genieße ich jetzt mit einem Drink auf der Clubterrasse. Genießen Sie die Restrunde bitte ohne mich!“

    Die Gründe waren unterschiedlich: ewiges Belehren auf einer Freizeitrunde, zurufen von Entfernungsangaben, weiterspielen mit meinem Ball, weil der gerade besser lag und keine Entschuldigung nach den Hinweis. Mit dem CART weitergefahren, ohne auf meinen Schlag zu warten.

    Passiert im In- und Ausland.

    Soll ich mich ärgern? Nein!

    1. Hallo Oskar,
      das ist glaube ich der beste Ratschlag, den man geben kann: entspannt bleiben.
      Wenn man es geschafft hat, so grandios damit umzugehen wie du, dann hat man eine Menge richtig gemacht. Chapeau.
      Viele Grüße Olaf

  4. Gab es bis jetzt noch nie, obwohl man schon manchmal nah an der Schmerzgrenze ist. Wochenende ist bei uns an einem schönen Tag eine stauende Autobahn….schlimm, aber da lernt man wirklich, sein Stresslevel zu minimisieren und diese Fähigkeiten kann man dan überall einsetzen.

    1. Hallo Peter,
      dass du bei Wind und Wetter spielst, weiß ich ja schon länger.
      Aber das negative ins positive zu drehen ist natürlich auch eine gute Idee. Merke ich mir…
      Viele Grüße Olaf

  5. Ein Spiel abbrechen?? Nur wenn 4 cm Schnee auf den Platz liegt, der Platz komplet unter Wasser steht oder ich nicht mehr laufen kann wegen schmerzen.

  6. Keiner der oben genannten Gruende konnte mich bisher dazu Bewegen, eine Golfrunde abzubrechen. Das ist bei mir erst ein einziges mal vorgekommen. Bei meinem ersten und letztem Turnier 2021 bin ich im Rough extrem mit dem Fuss umgeknickt. Der Arzt nannte das „Supinationstrauma“.

    1. Hallo Jens,
      ja klar, eine Verletzung ist natürlich ein absolut legitimer Grund für ein vorzeitige Ende. Logisch.
      Hoffe es ist bei dem einen Mal geblieben und alles ist wieder fit…
      VG Olaf

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