Projekt UHU #053 – Mitglied im Club der armen Schweine

Es ist tatsächlich passiert, das scheinbar undenkbare ist wahr geworden. Das habe ich jetzt davon, dass ich meine Frau vor vier Jahren zur Platzreife überredet habe. Klassischer Anfängerfehler. Damals bin ich gewarnt worden, ich wäre sicherlich bald ein Kandidat für den Club der armen Schweine – den was bitte?

Langsamer Anfang in die Golfkarriere

Als ich vor vier Jahren auf Social Media herausposaunt habe, dass meine Frau nun endlich auch mit Golf beginnt, haben sich alle mit mir gefreut. Aber es gab auch zwei-drei Stimmen, die mich gewarnt haben. Weil es in Deutschland nicht ganz unüblich sei, dass bei zwei spielenden Partnern die Frau irgendwann besser spielen würde als der Mann.

Ich habe mir dazu ehrlich gesagt kaum Gedanken gemacht. In ihren ersten zwei Golfjahren hat meine Frau im Grunde kaum wirklich gespielt. Das lag vor allem am Faktor Zeit und an der Tatsache, dass unsere Tochter eben noch recht jung war und sie (übrigens sehr gern) die meiste Zeit der Betreuung übernommen hat.

Inzwischen aber ist unsere Kurze flügge und regelmäßig mit und bei Freundinnen verabredet. Also bleibt mehr Zeit, vor allem nachmittags, um spontan neun Loch Golf zu spielen. Abgesehen davon hat das Golf Fieber meine Liebste nach zwei Jahren Anlauf dann doch noch richtig gepackt. Sie hat einige Rabbit Turniere bei uns mitgespielt und ist auch schon mehrfach ohne mich losgezogen.

Die Frau entwickelt Ehrgeiz

Als Ziel für diese Saison hat sich meine Nina vorgenommen, ihr Handicap in die 30er zu spielen. Und ganz gegen meine Gewohnheit nimmt sie das ernst und fährt immer mal wieder zum Üben. Vor allem ihre beiden Schwachstellen, das Kurzspiel und das Putten, hat sie innerhalb eines Jahres dadurch enorm verbessert und spart so etliche Schläge. Das wiederum macht sich in den Turnieren bemerkbar.

Die ein oder andere gemeinsame Runde melden wir auch als RPR an, um den „Druck“ ein bisschen zu erhöhen. Meist übrigens mit keinem allzu guten Ergebnis, ich verbuche das dann für mich als „Spende an meinen Club“. Aber ab und zu gelingt eben doch einem von uns eine überdurchschnittlich gute Runde. Heute war es soweit, dass bei Nina der Knoten geplatzt ist.

Nachdem wir am Pfingssamstag eine dieser normalen „Spenden-RPR“ eingereicht hatten, konnten wir heute – am Tag vor unserem Hochzeitstag – spontan noch einmal für neun Loch losgehen. Im Sekretariat haben wir dann kurzentschlossen gesagt, dass wir noch eine RPR anmelden würden und sind per Kaltstart auf die Runde.

Ich bin jetzt Mitglied im Club der armen Schweine

Ich habe ganz schlimm angefangen und die ersten drei Löcher mit katastrophalen Abschlägen verhunzt. Nina hingegen war von Anfang an konzentriert, ruhig und gut sortiert. Unaufgeregt hat sie ihre Schläge abgespult und – das war heute vermutlich der Schlüssel – stark geputtet. Neun Loch ohne Dreiputt schaffe auch ich nicht immer.

Ich habe mich nach den ersten drei Loch zwar fangen können und dann auch stärker gespielt, aber da waren halt auch schon jede Menge Schläge auf der Uhr. Sie hingegen hat ihre beiden Wackellöcher 3 und 4 jeweils mit einer 7 abgeschlossen und damit zumindest das Nettopar geholt. Und danach weiter stark abgeschlagen, sauber vorgelegt, gut das Grün angespielt und die Bälle gelocht.

Als wir dann vom neunten Grün runtergegangen sind und den Score verglichen haben, stand es bleistiftgrau auf weiß: Nina hatte soeben die beste Runde ihres bisherigen Golferlebens gespielt. Eine saubere 50 auf den ersten neun Loch im Golfclub Herzogstadt Celle bedeuten 15 über Par – vier Schläge besser als ihr bisheriges „best of“.

Ich für meinen Teil hatte eine 51 über die Ziellinie gerettet und war damit um einen Schlag schlechter als meine Frau. Es ist passiert: Es gibt einen neuen Chef im Haus, es ist die Chefin. Ich bin nur noch Nummer zwei in der Nahrungskette. Und ich freue mich total für sie. Ganz ehrlich.

So also fühlt es sich an, Mitglied im Club der armen Schweine zu sein. Ich glaube, ich gehe mal trainieren. 😉

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