Ein Dutzend Fragen an … Susanne Bross von GolfInScotland.de

In dieser Serie stelle ich in loser Reihenfolge immer wieder einmal besondere und interessante Persönlichkeiten aus der Welt des Golf vor. Heute geht es um Susanne Bross, die gemeinsam mit ihrem Mann die Reiseagentur „GolfInScotland.de“ betreibt und – vornehmlich deutschen – Golfern das Mutterland des Golf näherbringt.

Susanne stammt eigentlich aus dem Raum Hannover, hat ursprünglich ganz lange einen ganz anderen Beruf ausgeübt und ist mehr oder weniger zufällig dazu gekommen, Reisen anzubieten. Gemeinsam mit Ihrem Mann lebt sie bereits seit mehr als fünf Jahren in Schottland und kennt sich fantastisch aus. Längst über den Geheimtipp-Status hinaus ist „GolfInScotland.de“ für persönlich betreute, individuelle Golfreisen bekannt und beliebt.

Im August feiern Susanne und ihr Mann das zehnjährige Bestehen ihrer neuen beruflichen Heimat. Alle Informationen und Kontaktoptionen findet man auf der Homepage www.golfinscotland.de – in Social Media kann man den beiden auf Facebook folgen und natürlich auch auf Instagram. Es gibt sogar einen kleinen Youtube-Kanal.

Ich habe mich mit Susanne per Zoom-Meeting unterhalten. Das komplette Gespräch findet ihr hier auf meinem YouTube-Kanal. Oder ihr lest jetzt einfach weiter das Interview.

Vielen Dank, Susanne, dass du dir die Zeit für meine Fragen genommen hast.

Wann hast du mit Golf angefangen und wie ist es dazu gekommen?

Ich habe gemeinsam mit meinem Mann angefangen, das war 1994. Da hatte der Golfclub Tietlingen eine Aktion, bei der nach neuen Mitgliedern gesucht wurde, und wir haben die Gelegenheit wahrgenommen und dort unsere ersten Schritte im Golf gemacht. Der Club hat uns gut gefallen und die Leute waren sehr nett.

Mein Mann hat schnell dazugelernt und hat auch den Ehrgeiz, sich schnell zu verbessern. Bei mir war es am Anfang nicht ganz so und deshalb habe ich in den ersten Jahren kaum gespielt – vielleicht drei- oder viermal im Jahr. Das hat sich erst geändert, als wir umgezogen sind und in Langenhagen-Hainhaus unmittelbar neben dem Golf Park Hainhaus gewohnt haben.

Wie und wann kam euch die Idee, Golf zum Beruf zu machen?

Das war totaler Zufall. Wir haben uns schon früh in Schottland verliebt und waren bislang immer alleine dorthin in Urlaub gefahren. Und dann haben wir 2012 das erst Mal Freunde mitgenommen, um den Alfred Dunhill Cup zu sehen. Wir hatten vor Ort alles organisiert, nur die Flüge nicht. Unsere Freunde waren hellauf begeistert und haben gesagt, wir sollten das mal anbieten.

Wir haben dann einen kleinen Flyer gebastelt und den fünf Freunden gegeben, ob sie vielleicht Lust hätten, nächstes Jahr mitzukommen. Daraus sind dann 20 Anmeldungen geworden. Weil wir aber gesagt haben, dass wir es klein und persönlich halten wollen, haben wir alle in zwei Gruppen aufgeteilt.

Das war im Grunde der Start für uns und hat sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda weiter entwickelt. Wir waren da noch in ganz anderen Jobs in Deutschland und haben nebenbei die Firma gegründet. Das war übrigens vor genau zehn Jahren, wir feiern dieses Jahr unser Jubiläum. 2017 war es dann soweit, dass wir unsere Zelte in Deutschland abgebrochen haben und uns entschieden haben, ganz auf die Golfreisen zu setzen.

Ihr bietet Reisen ins Mutterland des Golfsports an, sind das immer reine Golfreisen?

Es sind fast immer Golfreisen, das ist schon der Kern. Wir machen aber auch ein bis zwei Sight-Seeing Reisen im Jahr, das ist so etwas mehr meine Domäne. Wir mixen allerdings auch. Es gibt Kunden, die kommen zum Golfspielen, wollen aber auch etwas vom Land sehen.

Und es gibt so viele Möglichkeiten, große Events in Schottland mit einer Golfreise zu kombinieren, das ist sehr beliebt. Das Highlander-Festival im September zum Beispiel bietet sich da an, aber auch viele andere Events. Da wir sowieso alle Reisen, die wir anbieten, individuell zusammenstellen, ist grundsätzlich jede Kombination möglich.

Was denkst du, unterscheidet euch von den Pauschalreisen-Anbietern?

Bei uns gibt es für jede Reise die persönliche Planung und die persönliche Betreuung. Das heißt, dass wir uns von vorne bis hinten um unsere Gäste kümmern. Wir holen sie vom Flughafen ab, wir shuttlen die ganze Reise über und sind auch mit auf den Plätzen dabei.

Meistens sind wir als Vor-Caddies unterwegs, weil wir die Plätze halt sehr gut kennen. Aber manchmal spielen wir auch mit, je nachdem, ob das für die Gäste ok ist oder sie es sogar wünschen.

Wie läuft es praktisch ab, wenn man mit euch reisen möchte – kannst du den Ablauf in kurzen Worten beschreiben?

Du sagst uns, wie lange du kommen möchtest mit der Familie und grob, was ihr machen möchtet. Also welche Vorlieben ihr habt, wie oft ihr Golf spielen wollt zum Beispiel und welche Handicapklasse ihr seid. Dann schlagen wir euch etwas vor und berücksichtigen natürlich, wenn ihr einen bestimmten Platz zum Beispiel unbedingt spielen möchtet.

Für die Übernachtung fragen wir die Hotelkategorie ab, in der Regel arbeiten wir mit Drei- bis Vier-Sterne-Hotels zusammen und Airbnbs. Das sind meistens kleinere, sehr persönlich geführte Häuser. Auf Wunsch sind natürlich auch fünf Sterne möglich – das ist dann halt eine Preisfrage.

Das arbeite ich aus und stelle eine komplette Planung für die Reise zusammen. Und falls es Wünsche gibt, passen wir das Angebot entsprechend noch einmal an. Wir sind da extrem flexibel und können so gut wie alles möglich machen.

Hand aufs Herz: stimmen die Klischees über Schottland? Viel Regen und viel Whisky?

Beim Thema Wetter kommt es stark darauf an, wo in Schottland du bist. An der Westküste regnet es schon deutlich mehr als hier bei uns an der Ostküste. St. Andrews hat im Jahr durchschnittlich weniger Regen als Hamburg, Frankfurt oder Berlin. An der Ostküste ist es dann schon mehr, aber auch da ist es im Sommer super zum Spielen – der Winter ist ziemlich feucht.

Hier bei uns, rund um St. Andrews ist es fast völlig egal. Wir spielen im Winter komplett durch, es gibt so gut wie keinen Frost. In diesem Jahr waren die Plätze einmal für sechs Tage gesperrt, das war schon eine große Aufregung bei allen Einheimischen, weil es kaum einer kennt.

Trotzdem ist es natürlich immer gut, Regenkleidung mitzunehmen. Wenn man die dabei hat, dann regnet es nämlich nicht – zumindest fast nicht. Aber natürlich ist es immer windig. Wirklich windstill ist es vielleicht drei- oder viermal im Jahr.

Das Mekka aller Golfer ist der Old Course in St. Andrews. Wie oft hast du ihn schon gespielt und kannst du diese besondere Sehnsucht der Golfer verstehen?

Wie oft ich ihn gespielt habe, weiß ich gar nicht, weil ich ihn eigentlich ziemlich regelmäßig spiele. Aber ich weiß noch genau wie sehr mir die Knie gezittert haben, als ich ihn das erste Mal gespielt habe. Gerade dieser erste Abschlag ist so besonders. Du hast direkt die R&A im Rücken, rechts der weiße Zaun und die ganze Geschichte.

Ich stehe jedesmal auf dem ersten Abschlag und denke „nur geradeaus, bitte nur geradeaus“. Da ist mir auch egal wie hoch der Ball fliegt, Hauptsache er ist gerade. Du willst halt wirklich nicht dieses über 100 Meter breite Fairway verfehlen.

Startzeiten sind schwer zu bekommen, könnte man über euch das quasi als Garantie mitbuchen? Was wäre dafür notwendig?

Man kann es über uns buchen, weil wir ein „official provider“ sind – das heißt, wir dürfen den Old Course mit anbieten. Allerdings müssen wir dafür die Startzeiten eineinhalb Jahre im Voraus beantragen. Wir haben also jetzt im Januar die Zeiten für 2024 beantragt. Als kleiner Anbieter können wir 15 Startzeiten beantragen und hoffen, dass wir vielleicht fünf oder zehn bekommen.

Daneben gehen auch wir in die üblichen Verlosungen mit rein und versuchen so, gewünschte Startzeiten zu bekommen. Im Winter ist das deutlich leichter, im Sommer wird es richtig schwierig, eine Startzeit zu bekommen. Die Legende, man müsse vor dem Starterhäuschen übernachten, um eventuell noch einen spontanen Startplatz zu bekommen, die stimmt tatsächlich.

Oft wird gesagt, dass es um den Old Course herum noch viel schönere Plätze gäbe, welcher ist dein Lieblingsplatz?

Ja, hier bei uns in der Region ist es ganz klar Kingsbarns. Der Platz ist im Jahr 2000 eröffnet worden, liegt nur so 15 Minuten von St. Andrews entfernt. Man schaut im Prinzip immer nur aufs Wasser, egal welches Loch zu gerade spielst. Eine ganz tolle Anlage, wunderschön.

Aber es gibt alleine in unserer Region 55 Plätze mit 18 Loch, dazu noch einige 9 Loch Plätze und Damen-Plätze. Zum Vergleich: Die Region, in der wir leben, entspricht in etwa der Region Hannover. Wir sind schon sehr gesegnet, was Golfplätze angeht.

Wo siehst du die Hauptunterschiede zwischen Golf in Deutschland und Golf in Schottland? Was könnten oder sollten wir Deutschen von den Schotten lernen?

Das ist einfach: Mehr Spaß am Spiel und weniger zählen. Die Schotten mögen gern schnelles Spiel und sie wollen Spaß haben auf der Runde. Und selbst wenn gezockt wird, dann geht es eher im Lochspiel um den Kaffee nach der Runde.

Wie deutsch und wie schottisch fühlst du dich inzwischen?

Wenn es um die Pünktlichkeit geht, bin ich schon sehr schottisch, aber das war ich schon vorher. Da kommt mir das schottische Gemüt sehr entgegen. Man verabredet sich hier für ein Treffen um 11-ish, das heißt so plus minus 15 Minuten sind völlig ok.

Ich bin aber in manchen Dingen auch noch sehr deutsch. Wenn ich Termine habe, dann bin ich sehr pünktlich. Wenn es um mich geht, bin ich unpünktlich. Aber im Großen und Ganzen kann man sagen, dass sich der Lebensstil sehr verändert hat. Da sind wir inzwischen schon sehr schottisch, ich bin sehr viel entspannter als früher.

Wie geht dein Satz weiter: „Golf ist der beste Sport, weil…“?

Weil es keinen anderen Sport gibt, bei dem ich soviel draußen sein kann, so entspannt sein kann und ihn mit jedem Leistungsvermögen gemeinsam ausüben kann. Und es gibt keinen Sport, der mich soviel Demut gelehrt hat, wie Golf.

Vielen Dank, Susanne, für deine Zeit und deine Antworten. Schönes Spiel.

4 Kommentare

  1. Ich habe St. Andrews drei Tage lang gespielt. Leider nicht den Old Course. Wenn Du dann noch das Glück hast, dass British Airways deine Golfschläger transportiert, ist das so als ob du das Los für den Old Course gezogen hast. Wir hatten dieses Glück nicht – übrigens die Jungs von Good Good auch nicht. Mit uns in Edinburgh ist ebenfalls eine Schweizer Gruppe mit 20 Mann angekommen, natürlich auch alle ohne Golfwerkzeug. St. Andrews hatte damals 5 Sätze von Leihschlägern, die wir 3 Gott sei Dank bekommen haben. Gespielt haben wir mit unseren Straßenschuhen. Am letzten Tag kam dann unser Golfbesteck, rechtzeitig zum Heimflug. Ich war gerade in München aus dem Flieger ausgestiegen, als ich schon zum Schalter von British Airways gebeten wurde. Rate einmal was natürlich nicht angekommen ist. Genau

    1. Hallo Klaus,
      ich war selbst leider noch nie „drüben“ zum Golfspielen. Hoffentlich kann ich diese Wissenslücke bald schließen – eventuell schon nächstes Jahr oder diesen Herbst. Mal schauen, wann es klappt.
      Einmal auf den Old Course wäre aber so ein Ziel, das irgendwann sein muss.
      Viele Grüße
      Olaf

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert