Ein Dutzend Fragen an … Martin Harnik vom E7sen Sieben

In dieser Serie stelle ich euch verschiedene Persönlichkeiten aus der großen weiten Golfwelt vor. Heute geht es um jemanden, den die meisten vermutlich eher aus seiner Zeit als professioneller Fußballspieler kennen: Martin Harnik.

Martin war als Profi aktiv für Vereine wie Werder Bremen, den VfB Stuttgart, Hannover 96 und den HSV. Als Nationalspieler hat er für Österreich insgesamt 68 Länderspiele bestritten und 15 Tore erzielt. Nach seiner aktiven Karriere hat er nun endlich mehr Zeit für Golf und daraus Anfang letzten Jahres sogar ein Business gemacht.

Vor einem Jahr hat Martin Harnik in Glinde bei Hamburg eine große Indoor Golfanlage eröffnet:

Das E7sen Sieben bietet an acht Simulatorplätzen wetterunabhängiges Golf mit modernster Trackman-Technik. Ich habe es schon besuchen können beim Golf Rudel Indoor Cup 2022. Dabei habe ich auch Martin persönlich kennengelernt und die Chance genutzt, mich mit ihm zu einem Interview zu verabreden.

Das komplette Gespräch dauerte etwas über eine halbe Stunde. Ihr findet das Video dazu auf meinem Youtube-Kanal, die „Kurzfassung“ lest ihr hier im Blog.

Vielen Dank, Martin, dass Du dir die Zeit genommen hast, mit mir zu sprechen.

Wann hast du mit Golf angefangen und wie kam es bei dir dazu?

Mein Bruder hatte 2008 die Idee, dass wir doch Golf ausprobieren könnten. Wir haben dann gemeinsam mit unseren Frauen angefangen und die Platzreife auch gemacht, aber so richtig hat mich die Leidenschaft damals nicht gepackt. Und dann war jahrelang Ruhe mit Golf bei mir.

Erst mit Corona, als Golf im Grunde so mit das erste war, was man nach dem Lockdown überhaupt wieder machen konnte, kam bei mir der zweite Versuch. Und da ist es dann sehr schnell eine Leidenschaft und eine Liebe geworden.

Wo sieht du die größten Unterschiede zwischen Fußball und Golf (abgesehen vom Gegensatz Teamsport/Einzelsport)?

Beim Golf bist du ganz alleine verantwortlich. Selbst wenn der Ball schlecht liegt, dann nur deshalb, weil du ihn vorher selbst dahingespielt hast. Beim Fußball hast du Mitspieler, Gegenspieler, einen Schiedsrichter, der mit Entscheidungen einwirken kann.

Das ist für mich so der größte Unterschied und gleichzeitig auch die größte Challenge und der größte Spaß an dem Sport.

Gab es Reaktionen von Teamkollegen aus dem Fußball, als du mit Golf angefangen hast?

Naja, es gibt ja viele Fußballer, die Golf spielen. Deshalb war das gar nicht so, dass es große Reaktionen gab. Es ist halt sehr individuell, ob man bereit ist, den großen Zeitaufwand zu betreiben. Und das entscheidet jeder selbst.

Kannst du dir die Vorurteile gegenüber Golf erklären, die sich so hartnäckig halten?

Ja, es gibt schon noch Vorurteile, die zum Teil sogar berechtigt sind. Einige Clubs sind noch ein bisschen elitärer, da sind Greenfee-Spieler vielleicht nicht so gern gesehen oder moderne Outfits sind zu schrill. Ich zum Beispiel habe beide Arme tätowiert, da schauen manche schonmal irgendwie komisch.

Martin Harnik am Tisch im Gespräch

Das sind Umstände, die vielleicht den Einstieg zum Golf etwas holprig machen. Und wir machen ja mit dem E7sen Sieben genau diesen Schritt, das zu vereinfachen. Die Indooranlage ist ein super Türöffner, auch für Anfänger, weil es eben total unkompliziert ist.

Ich habe aber auch das Gefühl, dass es überall besser wird. Also egal wo man hinschaut: in den Clubs, in der Industrie, in den Verbänden findet gerade ein Wandel statt, der in die richtige Richtung geht. Und das finde ich sehr gut, natürlich.

Ich muss aber auch sagen, dass ich es wichtig finde, dass Tradition nicht vergessen wird. Das ist zwar ein schmaler Grat, aber ich finde es auch cool, wenn man Clubs hat wo halt eine gewisse Etikette herrscht. Das ist so ähnlich wie mit dem täglichen Outfit: Ich bin zum Beispiel die meiste Zeit in Joggingsachen oder Golfsachen unterwegs, aber ich mache mich halt auch gern mal schick, wenn ich zu einem tollen Abendessen gehe.

Wie kam es zu der Idee, beruflich in den Golfsport zu wechseln und eine Indoor-Anlage zu eröffnen?

Das hat sich so langsam aufgebaut. Ich hatte wie gesagt nach dem ersten Lockdown wieder mit Golf angefangen, auch einige Trainerstunden genommen und mein Trainer hat mit einem Trackman gearbeitet. Das hat mich fasziniert und wir haben uns immer mal wieder darüber unterhalten, bis er mir irgendwann erzählte, dass man den auch indoor mit einer Leinwand als Simulator bauen könnte.

Das hat mich so getriggert, dass ich gleich meine Gartenhütte ausgemessen und die Jungs von Trackman in Deutschland angerufen habe, dass sie mal schauen sollen, ob das passen könnte. Es musste tatsächlich ein Querbalken entfernt werden, aber dann ging es und ich hatte einen eigenen Trackman-Simulator in der Gartenhütte – das war ein echter Maßanzug.

Ich hab dann im Winter mit meinem Schwager viel Zeit da verbracht und irgendwann stellte er mir die Frage „Was machen eigentlich alle anderen zu dieser Zeit?“ – draußen war es schon dunkel und es nieselte, die Frage war berechtigt. Und dann habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt.

International ist das schon länger ein großes und erfolgreiches Konzept und ich hab mir überlegt, dann bin ich halt der erste in Norddeutschland, der so eine Halle eröffnet.

Vor einem Jahr hast du das E7sen Sieben eröffnet. Wie zufrieden bist du mit dem ersten Jahr?

Insgesamt sind wir eigentlich sehr zufrieden. Man muss bedenken, in welcher Zeit wir gestartet sind. Wir haben eröffnet unter 2G-Regeln für Indoorsport. Da haben einige schon die Hände vors Gesicht geschlagen, was den Zeitpunkt angeht, aber es kam trotzdem sehr gut an. Die Leute haben unser Angebot von Anfang an gut angenommen und wir sind toll reingestartet.

Dass wir dann durch den Krieg in der Ukraine auch noch die nächste Krise mit Inflation und den ganzen Problemen drumherum bekommen haben ist natürlich auch nicht ideal als junges Startup. Und dann hatten wir einen der wärmsten Sommer seit Wetteraufzeichnungen – für eine Indooranlage ist das jetzt nicht unbedingt der best-case.

Und das ist auch der Faktor, den man am meisten spürt. Wenn das schöne Wetter kommt wollen die Leute halt nach draußen, den Ball fliegen sehen und als Golfer kann ich das auch total verstehen.

Aber trotzdem bin ich sehr zufrieden. Es hat sich gut entwickelt, das ganze Konzept wurde angenommen. Wir haben tolle Gäste, die uns positives Feedback geben; insgesamt ist es echt klasse.

Wie viele Golfplätze kann man bei euch spielen und welche sind die Favoriten bei den Gästen? Welcher ist es bei dir?

Martin Harnik spielt am Simulator

Die Zahl nimmt laufend zu, es sind mittlerweile über 200 Plätze, die gespielt werden können. Trackman ist da sehr aktiv und es kommen immer mehr dazu und auch die Simulatortechnik wird ständig verbessert und noch genauer und noch realer gemacht.

Als Platz am beliebtesten sind schon die beiden großen Ziele aller Golfer: Pebble Beach und der Old Course von St. Andrews, die sind schon deutlich weit vorne bei den Gästen. Das sind aber auch beides zwei grandiose Plätze.

Bei mir wechselt das immer mal wieder, ich habe aber auch noch nicht alle gespielt. Mein aktueller Favorit ist in Kalifornien, der heißt Black Falls. Der Platz muss der Hammer sein, der sieht schon auf dem Simulator unglaublich spannend aus – mit riesen Gefälle direkt am ersten Abschlag und so. Da lohnt sich ganz sicher ein eCart.

Was bietet ihr neben dem Golfspiel am Simulator zusätzlich an?

Wir haben ja acht Simulatoren im Einsatz. Die bieten natürlich neben den Plätzen, die man spielen kann, vor allem klasse Trainingsmöglichkeiten. Du bekommst exakte Zahlen geliefert und siehst sofort, was passiert und welche Auswirkungen das hat.

Golflehrer, die bei uns sind, geben ihrem Schüler dann Aufgaben mit, worauf sie achten sollen und dann kannst du das als Golfer alleine umsetzen, weil du die Werte direkt angezeigt bekommst. Sogar einige Profis trainieren bei uns, weil sie eben die guten Bedingungen zu schätzen wissen und die Möglichkeiten, die die Anlage bietet.

Dazu kommt ein großes Puttinggrün mit der Technik von Puttview. Auch da wird mit Beamer und Kamera gearbeitet, auch wenn Putten nicht für alle sexy ist. Viele haben halt mehr Spaß, den Ball zu schlagen. Aber wir haben auch immer wieder Golflehrer hier, die das auch nutzen mit ihren Schülern – gerade jetzt im Winter kannst du draußen halt nicht vernünftig das kurze Spiel trainieren und bei uns geht das.

Kannst du dir vorstellen, das Angebot noch zu erweitern oder sogar zu expandieren?

Ja klar, das kann ich mir sehr gut vorstellen und wir haben das grundsätzlich schon im Businessplan mit drin. Wir schauen halt laufend, was wir verbessern können und haben viele Ideen, die wir umsetzen. Aber es wäre ein bisschen vermessen, jetzt nach dem ersten Jahr gleich zu sagen, wir expandieren deutschlandweit oder so. Das geht natürlich nicht.

Es gibt allerdings viel, das wir noch umsetzen wollen und ausprobieren. Die meisten unserer Ideen kommen auch gut an, manche nicht ganz so, das muss sich erst alles zurechtruckeln. Und natürlich muss man das auch realistisch sehen, was eine räumliche Erweiterung mit sich bringen würde rein logistisch.

Hier bin ich immer vor Ort und kann schnell reagieren und gegensteuern, wenn irgendwas ist. Wenn ich jetzt in deine Richtung denke, die Region Hannover als Beispiel: die ist super spannend und auch wirklich attraktiv, aber das dann von Hamburg aus zu machen, bringt ganz andere Herausforderungen mit sich. Aber grundsätzlich steht das Thema Expansion schon mit auf der Agenda.

Seit du das E7sen Sieben als Indoor Anlage führst, wie oft kommst du überhaupt noch selbst zum Golfspielen draußen?

Das war tatsächlich im letzten Jahr ein bisschen wenig, weil hier im E7sen Sieben halt viel zu tun war. Es gab viel, was ich noch umsetzen musste, umsetzen wollte. Und wir haben gerade den Sommer genutzt, um Feinheiten auszubessern und Ideen zu entwickeln.

Abgesehen davon gibt es im Hintergrund auch alles mögliche, das halt viel Zeit kostet. Das ist die Eventplanung, Sponsorenakquise und sowas. Aber ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, wieder auch etwas mehr draußen spielen zu können.

Wie sieht dein Spiel aus, also welchen Score bringst du rein? Und was hast du für dich als Ziel?

Da müssen wir zwischen Indoor und Outdoor unterscheiden. Das Indoor- Handicap ist immer besser, weil du natürlich immer eine perfekte Balllage hat, du kannst normal schwingen und so weiter. Da ist kein Ast im Rückschwung im Weg oder sowas. Ich kalkuliere immer so, dass das Outdoor-Handicap etwa das doppelte vom Indoor-Handicap ist

Mein Indoor-Handicap liegt aktuell so bei 5, also müsste ich Outdoor bei vielleicht 10 bis 12 liegen. Das scheint mir auch realistisch. Ich habe aber auch gemerkt, dass durch das viele Spiel am Simulator gerade mein langes Spiel deutlich an Konstanz gewonnen hat.

Vom Tee bin ich stabiler und auch die Eisen sind deutlich besser als noch ein Jahr vorher. Deshalb freue ich mich auch darauf, wenn es wieder nach draußen geht, um mal das Feedback zu bekommen, ob es wirklich so gut ist, wie ich gerade denke.

Natürlich bin ich ehrgeizig und habe ein paar Ziele. Das wichtigste ist das gleiche wie letztes Jahr: Single-Handicap. Das sollte dieses Jahr aber auch drin sein, wie gesagt habe ich mich gut gesteigert. Und dann kommen natürlich so Sachen wie vielleicht mal unter 80 scoren. Und einmal 18 Loch mit einem einzigen Ball durchspielen – das finde ich am schwierigsten. So zwei-drei Bälle gehen pro Runde immer mindestens weg.

Wie geht dein Satz weiter „Golf ist der beste Sport, weil…“?

(überlegt lange)

…weil du keine Ausrede hast.

Also, natürlich gibt es Ausreden, aber wenn man ganz ehrlich ist, liegt es nur an einem selbst.

Aber Golf ist halt auch ein genialer Ausgleich, vielleicht spielen deshalb auch so viele Fußballer Golf. Wenn ich den Ball vor mir habe, dann bin ich so fokussiert, dass ich einfach mal alles andere vergesse. Ich kenne keine andere Sportart, die das bei mir so auslöst wie Golf.

Vielen Dank, Martin Harnik, dass du dir die Zeit genommen hast – und allzeit schönes Spiel.

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