Wenn ich es richtig gelesen habe, dann ist der Wentorf-Reinbeker Golf-Club der drittälteste Golfclub Deutschlands. Ich hatte Mitte August 2024 das große Vergnügen, dort eine Runde mit einem richtig guten Golfer zu spielen und kann nur sagen: das ist ein Golfplatz, für den sich auch zwei Stunden Anfahrt absolut lohnen.
Man spürt die Tradition
Im Südosten von Hamburg gelegen lebt es sich ganz nett. Zumindest macht die Region einen schönen Eindruck, wenn man auf dem Weg zum Wentorf-Reinbeker Golf-Club ist, habe ich während der Fahrt gedacht. Am Rande von Reinbek liegt das Gelände eines der ältesten Golfclubs Deutschlands. Die alte Parkanlage wirkt gleich auf den ersten Blick einladend, heimelig und irgendwie natürlich schön.

Das Clubhaus fand ich persönlich gar nicht mal so sonderlich spektakulär, aber der Empfang selbst war ausgesprochen nett und freundlich. Es ist ein kurzer Weg vom Parkplatz, aber das macht den Kohl nicht fett. Die Range wiederum befindet sich im Prinzip gegenüber des Parkplatzes und bietet eine moderne Teeline sowie einige überdachte Plätze.
Das großzügige Puttinggrün nebenan ist sanft onduliert und bietet einen guten Vorgeschmack auf die Grüns, die den Spieler auf dem Platz erwarten. Daneben gibt es noch einen Bereich für Pitches und einen schönen tiefen Bunker, um das kurze Spiel zu üben.
Die Frontnine im Wentorf-Reinbeker Golf-Club
Der Einstieg in die Runde ist noch vergleichsweise unspektakulär. Das eher kurze Par 4 Dogleg rechts verlangt nach einem Abschlag um die 180-190 Meter, um den zweiten Schlag direkt in Richtung Grün spielen zu können. Aber das Fairway ist breit genug und das Grün bunkerfrei, so dass man recht locker starten kann.
Nach dem Wechsel auf die andere Straßenseite hat man das Gefühl, sich in einer großen Parkanlage aufzuhalten, durch die sich halt eher zufällig einige Golflöcher schlängeln. Herrlich angelegt, es gibt alten Baumbestand, der die Fairways säumt, aber nie unfair wird. Alles ist ein Aufgalopp zu den – für mich – drei Signature Holes des gesamten Golfplatzes.
Drei tolle Golflöcher am Stück
Die Kombination der Löcher 7, 8 und 9 sollten aus meiner Sicht eigentlich die letzten drei Löcher sein – so ein Finale wünscht man sich auf jedem Golfplatz. Das „Amen Corner“ im Wentorf-Reinbeker Golf-Club besteht aus einem kurzen Par 4, einem kurzen Par 3 und einem sehr langen Par 4 zum Abschluss. Schon der siebte Abschlag ist ein Nervenspiel, denn die Teebox liegt keine zehn Meter neben der Clubhausterrasse.

Es sind nur 277 Meter bis zum Plateau-Grün, aber der Abschlag muss sehr gerade auf ein schmales, von dichten Bäumen gesäumtes Fairway gespielt werden. Der zweite Schlag geht dann bergauf auf das besagte Plateaugrün, das schmal, aber lang ist. Rechts verfehlen lässt den Ball weit abwärts rollen, links sind die Chancen deutlich besser.
Loch 8 ist ein kurzes Par 3 über eine kleine Schlucht auf ein sehr kleines Grün, das auch noch spürbar seitlich abfällt. Auch hier ist links der bessere Fehlschlag, obwohl dort ein schwieriger bergab-Chip wartet. Das Par 4 Loch 9 schließlich ist mit 400 Metern sehr lang, startet optisch etwas breiter und verengt sich zum Grün hin immer mehr. Das Grün in direkter Sichtweite zur Clubhausterrasse ist erneut ziemlich klein und fällt spürbar nach vorne ab.
Die Backnine
Die zweiten neun Loch starten mit einem sehr kurzen Par 4 Dogleg links, das mir ebenfalls richtig gut gefallen hat. Ein Baum im Knick zwingt Spieler zur Entscheidung zwischen dem Risikoschlag über den Baum oder der konservativen Variante außen herum. Das von einem vorgezogenen Wasser und zwei Bunkern bewachte Grün ist ein leichter Buckel, aber fair zu putten.

Nach einem eher unspektakulären Par 3 folgt ein mittellanges Par 5 mit Doppel-Dogleg rechts-links. Hier ist ein Abkürzen selbst für lange Spieler mehr als risikoreich, zumal mit dem anschließenden Par 5, das deutlich kürzer ist, eine echte Birdiechance folgt.
Zwei schöne aber eher normale Par 4 später folgt das dritte Par 5 der Backnine, das mit 450 Metern auch eher kurz ist. Erneut handelt es sich um ein rechts-links Doppel-Dogleg, das in diesem Fall aber jeden Longhitter verführerisch reizt, das Grün mit zwei Schlägen anzuspielen. Zweimal Wasser in den beiden Knicks sorgen für entsprechende Risiken, sind aber für geübte Spieler gut kalkulierbar.
Den Abschluss bilden ein längeres Par 3 und das Lange Par Loch 18 erneut in Richtung des Clubhauses. Das letzte Fairway ist eng und wie die meisten seiner Vorgänger von hohen, alten Bäumen gesäumt. Die Fairwaymitte ist der sicherste Ort, um den nächsten Schlag nicht durch herabhängende Äste spielen zu müssen, bevor man das erneut eher kleine Grün erreicht.
Heidegolfer-Fazit zum Wentorf-Reinbeker Golf-Club
In meiner 2024er Saison war dieser Platz mein zweites Highlight nach dem Osnabrücker Golf Club. Der Baumbestand und der Parkanlagen-Charakter sind recht ähnlich, der Platz in Reinbek ist insgesamt etwas flacher. Dafür aber sind die Löcher 7 bis 9 so besonders, dass sie lange nach der Runde noch deutlich im Gedächtnis bleiben.

Der Platzzustand war sehr gut und die Grüns haben mir besonders gefallen. Einige sind relativ klein, keins ist riesig. Das macht das Anspiel schwerer und sorgt dafür, dass weniger andere Verteidigung benötigt wird. Es gibt nur 25 Bunker auf den ganzen 18 Loch, fünf Löcher kommen gänzlich ohne Sandhindernis aus.
Landschaftlich hat mir die Anlage ebenfalls sehr gefallen und die Willkommenskultur war dazu passend auch sehr gut. Eine besondere Empfehlung hat – finde ich – die Gastronomie verdient. Tolles Essen und auf der Clubterrasse bleibt man gerne länger sitzen, denn man hat den direkten Blick auf die spektakulärsten Löcher des Platzes und ganz sicher auch nette Gesellschaft.
Kontakt
Wentorf-Reinbeker Golf-Club e.V
Golfstraße 2
21465 Wentorf
Tel. (040) 72 97 80-68
Sekretariat@wrgc.de
www.wrgc.de
Bildergalerie




















Übrigens
Ich habe den Platz am 21. August 2024 gemeinsam mit Luca Prahl gespielt, der dort Mitglied ist. Der Bericht spiegelt meine persönliche, sehr individuelle Meinung wider und wurde weder verlangt noch vergütet. Mein Greenfee habe ich regulär bezahlt. Luca war allerdings so nett, mich im Anschluss an die Runde zum Essen einzuladen.