Test: Evnroll Putter

Ich habe wieder einmal Putter testen dürfen. Diesmal waren es Evnroll Putter – die mit der revolutionären Rillentechnik, wie sie vom Unternehmen selbst beschrieben wird. Insgesamt habe ich vier verschiedene Modelle für den Test erhalten, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

revolutionäre Rillen

Die technische Besonderheit aller Evnroll Putter liegt in der Struktur der Schlagfläche. Die Rillen darauf verjüngen sich, je weiter man nach außen kommt. Dahinter steckt eine einfache Idee:

Jeder Ball soll geradeaus rollen, auch wenn er nicht mittig auf der Schlagfläche getroffen wird beim Putten. Und auch die Rollweite soll gleich bleiben, egal ob man den Sweet Spot trifft oder eben nicht, weil die Energie durch diese spezielle Rillenstruktur unterschiedlich stark übertragen wird.

Nun gehöre ich zum Glück eher zu den guten Puttern, aber als Durchschnittsgolfer nehme ich natürlich trotzdem jede zusätzliche Hilfe gerne an. Letztlich werden die Punkte auf dem Grün gemacht und hier hat der Putter das Sagen.

Techniktest – funktioniert das wirklich?

Wirkungsweise der Evnroll Putter
(Quelle: evnroll.de)

Zunächst einmal galt es für mich, die versprochene Technik zu erproben: ich habe also gezielt Treffer auf dem Sweet Spot, der Hacke und der Spitze des Schlägerkopfes gespielt. Das habe ich etliche Tage lang immer wieder gemacht und dabei ständig den Putter variiert.

Außerdem habe ich je nach Wetterlage (und Zeitfenster nach der Arbeit) auf meiner Puttingmatte zuhause oder eben dem Puttinggrün bei mir im Club gespielt, um auch unterschiedliche äußere Einflüsse zu haben.

So bin ich im Laufe der Zeit auf hunderte Putts gekommen, die ich mit den vier Puttern gespielt habe – immer wieder gezielte Hackentreffer oder eben Treffer mit der Spitze als Gegensatz zu Putts mit dem Sweet Spot.

Natürlich ist mein Testansatz nicht wissenschaftlich (das sollen auch bitteschön andere machen), aber ich bilde mir trotzdem ein, stellvertretend für die Gruppe der Durchschnittsgolfer ein Urteil fällen zu können:

Es funktioniert. Und zwar tadellos. Ich hatte keine seitlichen Ausreißer und auch einen spürbaren Längenverlust könnte ich dem Putter nicht ankreiden – unabhängig vom Modell übrigens. Aus meiner bescheidenen Sicht sind die „revolutionären Rillen“ alles andere als ein Marketinggag, sondern ein echter Mehrwert für den Spieler.

Die unterschiedlichen Test-Modelle

Die Rillenstruktur der Schlagfläche ist bei allen Evnroll Putter Modellen identisch. Insgesamt gibt es dennoch viele verschiedene Putter zur Auswahl – je nach Präferenz und Spielertyp.

Vier Evnroll Putter im Test
Vier Evnroll Putter im Test

So haben auch die vier von mir getesteten Puttermodelle ihre besonderen Eigenschaften und unterscheiden sich stellenweise deutlich von den anderen: Die beiden Blade-Modelle ER3 Wing Blade und ER1TS Tour Strike mit extremen Offset treten gegen die beiden Mallets ER7 Full Mallet und den ER9 10K Extreme Mallet an.

Die vier Testputter in der Kurzvorstellung

Ich bin bekennender Mallet-Fan. Seit mehreren Jahren spiele und liebe ich meinen Odyssey V-Line, der trotz diverser anderer Putter-Tests für diesen Blog und für Golf1.de nie verdrängt werden konnte. Umso spannender fand ich es deshalb, zwei Blade-Putter gegen zwei Mallet-Putter vergleichen zu können.

ER7 Full Mallet

ER7 Full Mallet

Ich gebe es offen zu, der ER7 war zunächst schon rein optisch mein Favorit. Ich liebe die Form und die Sicherheit, die mir das Bild vermittelt, wenn ich über dem Ball stehe. Außerdem kommt er im Aussehen meinem bisherigen Putter am nächsten.

Der ER7 hat einen 370 Gramm schweren Kopf (wie die beiden Blade-Modelle übrigens auch) und besteht aus 303 Stainless Steel. Als Griff wird standardmäßig ein 3 cm dicker und 117 Gramm schwerer Griff für einen „counter balance“ Effekt verwendet.

Mit 20 Grad „toe down“ ist er ausbalanciert für Spieler, die einen leichten Bogen putten, also keinen ganz geraden Putt-Stroke haben.

Durch die Form bedingt bieten die drei relativ langen Linien auf dem Körper eine schöne Zielorientierung. Wer seinen Putt daran ausrichtet, bekommt hier eine sehr gute Unterstützung.

Vom unabhängigen Portal MyGolfSpy wurde der ER7 Full Mallet zum „2017 most wanted mallet putter“ gekürt. Er hat sich dabei unter anderem gegen den Taylor Made Spider durchgesetzt. Ich kann das verstehen.

ER9 10K Extreme Mallet

ER9 10K Extreme Mallet

Ja, die Optik ist ausgesprochen gewöhnungsbedürftig. Aber genau deshalb fand ich es klasse, diesen Putter testen zu können. Ich mag es grundsätzlich erst einmal, wenn Dinge aus der Norm fallen.

Der ER9 ist genau so ein Kandidat. Er ist schwer, er ist klobig und wird nicht umsonst intern liebevoll „die Bratpfanne“ genannt. Aber er locht die Bälle wie nichts Gutes.

Mit 400 Gramm hat er einen schwereren Kopf als die anderen drei Testputter, pendelt deshalb seelenruhig hin und zurück und nimmt den Ball dabei locker mit. Bei einem MOI von 10.000 ist ein Verdrehen im Impact praktisch unmöglich.

Mit nur 5 Grad „toe hang“ ist er der einzige (nahezu) face-balanced Putter, den Evnroll aktuell im Angebot hat. Damit eignet er sich speziell für Spieler mit einem ausgesprochen geraden Putt-Stroke.

Im Gegensatz zu seinen drei Kollegen kommt der ER9 in schwarz daher, was ihm ein noch kräftigeres Aussehen verpasst (wenn das bei der Gesamtoptik überhaupt noch möglich ist). Man muss „the Beast“ schon mögen, aber grundsätzlich locht er alles, was kommt.

ER1TS Tour Stroke

ER1TS Tour Stroke

Die nächste eher exotische Putterform, diesmal im Blade Design. Der Kopf ist elegant schmal, besteht ebenfalls aus 303 Stainless Steel und wiegt 370 Gramm.

Aber der ER1TS kommt mit einem so extremen Offset daher, dass mich der Anblick von oben zunächst richtig irritiert hat. Der Schaft zeigt auf den Ball und der Schlägerkopf liegt deutlich dahinter. Das hat den tatsächlich sehr angenehmen Effekt, dass die Hände im Impact deutlich vor dem Ball sind.

Mit nur 15 Grad „toe down“ ist er für einen Blade-Putter ungewöhnlich dicht an „face-balanced“ dran und eignet sich also auch noch, wenn man einen eher gerade Putt-Stroke hat.

Der ER1TS ist eines der neuen 2019er Modelle und daher noch ein Frischling auf dem Markt. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass er wie schon einige Vorgänger das Zeug hat, Preise abzuräumen.

Ich hatte mit ihm meinen größten „Aha“-Effekt im Test. Es hat drei-vier Putts gebraucht, da war ich von „naja, der sieht aber komisch aus“ zu „fühlt sich das geil an“ gewechselt. Das Spielgefühl ist durch den verzögerten Treffmoment (gegenüber den üblichen Puttern mit „normalem“ Offset) faszinierend angenehm.

Schade fand ich, dass der ER1TS als einziger der Testputter mit einem etwas schmaleren und leichterem Pistol-Griff ausgestattet ist, der mir vom Gefühl her nicht ganz so gefallen hat wie der sonst verwendete dickere Standardgriff.

ER3 Wing Blade

ER3 Wing Blade

Von der Form her ist der ER3 dicht am klassischen Blade-Putter dran, auch wenn er gegenüber dem „Original“ ein kleines bisschen „dicker“ ist. Optisch hat er mir sofort gefallen, ich finde das Design sehr schön schlicht und elegant.

Der Blick von oben hat etwas Vertrautes und vermittelt mir Sicherheit – zu meiner eigenen Verwunderung, weil es eben kein Mallet ist.

Auch der Kopf des ER3 wiegt 370 Gramm und ist aus 303 Stainless Steel. Unterstützt durch die Form verschiebt sich das Gewicht auf die hintere Ferse und Spitze und verleiht dem Putter damit noch mehr Stabilität.

Mit rund 25 Grad „toe down“ ist er für Spieler mit einem eher sanften Bogen im Putt-Stroke bestens geeignet. Wer zu einem geraden Putt-Stroke tendiert, der sollte diesen Putter vor dem Kauf auf jeden Fall ausführlich testen.

Im Jahr 2018 hat MyGolfSpy ein eindeutiges Votum abgegeben und den ER3 zum „2018 most wanted blade putter“ gekürt (übrigens hatte es in diesem Test mit dem ER1.2 noch ein zweiter Evnroll Putter in die Top-5 des Portals geschafft).

Heidegolfer-Fazit zum Evnroll Putter

Es ist passiert: Ich habe einen neuen Putter im Bag!

Dass ich zukünftig mit einem Evnroll meine Bälle ins Loch befördern werde, war schon einige Tage nach Start des Tests klar – so begeistert war ich. Überrascht hat mich dann aber doch, dass ich mich als „großer Mallet-Fan“ ausgerechnet in die beiden Blade-Modelle verguckt habe, die mir Evnroll zur Verfügung gestellt hat.

Letztlich habe ich mich (nach langem Hin und Her) für den ER 3 entschieden, der ab sofort der neue Chef im Bag ist. An die Zuverlässigkeit, die Optik, den Sound und das Gefühl beim Evnroll ER 3 kommt sogar mein geliebter alter Odyssey nicht heran.

Ich kann also tatsächlich aus vollem Herzen eine ehrliche Empfehlung aussprechen: Probiert einmal einen Evnroll Putter aus. Natürlich ist der Putter mehr als jeder andere Schläger im Bag am Ende eine Frage des Gefühls und der persönlichen Vorliebe – aber getestet haben sollte man einen Evnroll auf jeden Fall einmal.

Der Evnroll Putter hält was er verspricht

Ich bin grundsätzlich eher kritisch, wenn Schlägerhersteller ihre neuesten Modelle als „noch fehlerverzeihender“ oder „noch sicherer“ und so weiter anpreisen. Was bei Eisen oder Drivern gilt, passt aus meiner Sicht auch bei Puttern: Am Ende ist es der Indianer und nicht der Bogen, der den Pfeil ins Ziel befördern muss. Aber wenn ich einen Bogen bekomme, der mir so sehr hilft, dann nehme ich diese Hilfe gerne an.

Dass die Technik dahinter funktioniert, habe ich (ja, unwissenschaftlich) während meiner Testzeit ebenso gemerkt wie das wachsende Selbstvertrauen, sobald ich den Putter in der Hand hatte. Ich putte ganz gut und trotzdem sind es am Ende auch die fünf Prozent mehr „ja, das passt“, die über Treffer oder eben Nichttreffer entscheiden können. Von daher sind die Evnroll Putter von mir eine klare Empfehlung.


Übrigens

Dieser Bericht ist subjektiv und spiegelt meine ganz persönliche individuelle Meinung wider. Eine Einflussnahme auf den Bericht oder das Testergebnis hat es nicht gegeben. Ebenso wenig wurden Wünsche geäußert oder Forderungen gestellt (das hätte auch nichts gebracht – entweder meine Meinung oder keine Meinung). Eine Bezahlung habe ich nicht erhalten und es wurde auch nicht in Aussicht gestellt. Allerdings hat mir die Firma Evnroll die insgesamt vier Putter kostenfrei zur Verfügung gestellt und mir als Option angeboten, einen davon behalten zu dürfen, wenn ich es denn wollte  – und ja, ich will. Unbedingt!

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