Der zweite neue Golfplatz für mich im Jahr 2023 war die Anlage des Golfclub Lilienthal. Ich muss gestehen, ich hatte bis vor einer Weile noch gar nichts von dem Platz gehört, aber dank zweier sehr lieber Freunde hat sich das ja nun geändert. Jacky und Dennis aus Martins Golf Rudel haben sich Zeit für uns genommen und mit Nina, Eva und mir den Platz gespielt.
Junger, inklusiver Golfclub
Der Golfclub Lilienthal ist ein noch sehr junger Club. Auf 1998 datiert die offizielle Gründung als erster integrativer Golfclub in Deutschland, der von Beginn an den Inklusionsgedanken hatte. Vier Jahre lang dauerte die Vorbereitung und Planung mit dem Ziel, einen ökologischen und behindertenfreundlichen Golfplatz zu bauen.
Ende 2002 schließlich erfolgte der erste Spatenstich zum Bau des Golfplatzes, im August 2003 konnte die Driving Range eröffnet werden. Ein Jahr später waren dann auch die ersten neun Loch fertig und wurden eröffnet. Gleichzeitig begann – in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Osterholz – die integrative Platzpflege durch die Werkstatt für Menschen mit Behinderung „Martinshof Bremen“. Ein weiteres Jahr später wird das barrierefreie Clubhaus fertiggestellt.
Erst 2012 beginnen die Planung für den Ausbau auf volle 18 Loch, die von Christian Althaus entworfen werden. Die Fertigstellung dauert bis 2019 und die Eröffnung wird groß mit der Internationalen Lilienthal Open gefeiert.
Die Frontnine
Der Platz beginnt mit einem mittleren Par 3 aus dem „Altbestand“ des ursprünglichen Platzes. Einen kleinen Fußweg später gelangt man zu den sieben von Christian Althaus gestalteten Löchern, die nun die Bahnen zwei bis acht der Anlage sind.
Althaus‘ Löcher unterscheiden sich deutlich vom Rest des Platzes. Dieser Teil ist linksartig angelegt und bietet freies, offenes Gelände. Hier ist man dem fast allgegenwärtigen Wind genauso ausgesetzt wie es sich für Golflöcher diesen Stils gehört. Die Grüns sind groß, onduliert und ziemlich flott.
Die sieben neuen Löcher sind klasse
Die neuen Bahnen sind ausnahmslos Par 4 und Par 5, ein Par 3 mit einem linkstypischen Grünkomplex gibt es leider nicht. Aber ansonsten ist dieser Teil der Anlage natürlich eine Augenweide und spielerisch richtig interessant. Die Bunkers sind groß und gemein, das Rough ist tief und die Fairways wellig und unterschiedlich breit.
Da die Bahnverläufe in alle Richtungen gebaut sind, kann man zumindest ab und an den Rückenwind nutzen, am nächsten Loch hat man dafür dann mit Gegen. oder Seitenwind zu kämpfen. Ich persönlich mag dieses Spiel mit den Elementen sehr gerne.
Zum letzten Loch der Frontnine wandert man wieder ein gutes Stück zurück in Richtung Ausgangspunkt, wo das zweite Par 3 wartet. Das ist wie Loch 1 jetzt wieder aus dem „alten“ Bereich und parklandartig von Bäumen und Büschen gerahmt. Dank zweier seitlicher Ausgrenzen sollte die Streuung nicht allzu groß sein.
Die Backnine
Einen weiteren Fußweg später geht es mit einem Par 5 auf die jetzt zweiten neun Loch, die allerdings die ursprünglichen „ersten neun“ waren. Der Abschlag ist der interessanteste Teil des Loches, wo man den Ball möglichst weit in ein Dogleg platzieren muss, um mit zwei weiteren langen Schlägen das Grün erreichen zu können.
Ein nettes Par 4 mit zwei Gräben im Fairway später kommt man zu einer Dreierreihe von Par 3. Die sind zwar unterschiedlich lang, aber insgesamt eher unspektakulär. Bei allen sind die Grüns recht gerade und nicht allzu groß, dafür aber – wie auf dem gesamten Platz – spurtreu und recht schnell.
Die kürzeren neun Loch
Von den abschließenden vier Par 4 ist das längste gerade einmal 327 Meter lang (von gelb). Loch 16 ist mit 244 Metern das kürzeste und sogar für höhere Handicaps eine gute Scoring-Chance – theoretisch. Das Schlussloch 18 ist knapp über 250 Meter lang und endet unmittelbar vor der Clubhausterrasse mit einem der eher interessanteren Grüns.
Insgesamt hat man bei diesem Teil allerdings das Gefühl, dass hier eher Raumvorgabe und Naturerlebnis die Art der Löcher bestimmt hat als Golfplatzarchitektur. Ich fand ein paar Löcher optisch ganz hübsch, aber wirklich umwerfen konnte mich keins. Die beiden kurzen Par 4 haben einen speziellen Reiz, deshalb sind sie mir mehr im Gedächtnis geblieben.
Heidegolfer-Fazit zum Golfclub Lilienthal
Ich bin mit nicht sicher, wie ich das Fazit ziehen soll. Im Englischen gibt es das schöne Wort „quirky“, das Google mit „schrullig“ übersetzt. Der deutsche Begriff passt nicht ganz, da er zu negativ belegt ist. Der Platz vom Golfclub Lilienthal ist unüblich, würde ich sagen.
Die sieben neuen Althaus-Löcher sind natürlich sehr schön und stehlen dem Rest des Platzes ein wenig die Schau. Der Pflegezustand des gesamten Platzes ist sehr gut, die Grüns habe ich mehrfach erwähnt. Gestört haben mich die teils sehr langen Wege, die man zurückzulegen hat – ich fand das Cart sehr praktisch.
Was mir allerdings die Spielfreude eher nehmen kann ist das große Ausmaß an Biotopen rund um die „alten“ Löcher. Das ist natürlich dem ursprünglichen Ziel geschuldet, einen ökologischen Golfplatz zu bauen. Aber trotzdem kann es schon frustrieren, wenn ein auch nur leicht verzogener Ball sofort verloren ist, anstatt mit einem kurzen Chip zurück ins Spiel gebracht werden zu können.
Spezieller Platz und spezieller Club
Die Übungsanlagen wiederum haben auf mich einen guten Eindruck gemacht und sind ausreichend. Die Driving Range ist natürlich behindertengerecht und das gesamte Gelände ist gezielt barrierefrei. Immerhin ist hier mit Christophe Schuler ein Olympionike „zuhause“: bei den Special Olympics 2018 in Abu Dhabi holte Schuler einen fantastischen vierten Platz.
Wenn man diesen besonderen Aspekt – der erste inklusive Golfclub Deutschlands – in die Bewertung mit einfließen lässt, dann kann man nur ein positives Fazit ziehen. Die Menschen hier sind alle ausgesprochen freundlich, der Platz hat seine interessanten Besonderheiten und die Gastronomie rundet den Tag sehr lecker ab.
Kontakt
Golfclub Lilienthal e.V.
1. Landwehr 20
29865 Lilienthal
Telefon: 04298-697069
clubhaus@golfclub-lilienthal.de
https://golfclub-lilienthal.de
Galerie
Übrigens
Dieser Bericht spiegelt meine ganz persönliche individuelle Meinung wider und wurde weder beauftragt noch vergütet. Das Greenfee und ein Cart haben wir selbst bezahlt (dank eines Freunde-Gutscheins vergünstigt).
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