In dieser Serie stelle ich verschiedene Persönlichkeiten aus der großen weiten Welt des Golf vor. Heute geht es um eine der erfolgreichsten deutschen Golferinnen überhaupt: Sandra Gal.
Sandra ist 1985 in Düsseldorf geboren und aufgewachsen. Mit 19 Jahren ging sie in die USA, um dort zu studieren und Golf zu spielen. 2008 wurde sie Mitglied der LPGA (2011 auch der LET). Auf der LPGA konnte sie 2011 bei der Kia Classic ihren ersten Turniersieg feiern, ihr bestes Ergebnis bei einem Major ist der dritte Platz bei den US Open 2012.
Zweimal war sie MItglied im Team Europe beim Solheim Cup, darunter die Austragung 2015 im deutschen St. Leon-Rot. Im Jahr 2016 hat sie gemeinsam mit Caroline Masson die deutschen Fahnen beim ersten olympischen Golfturnier seit über 100 Jahren hochgehalten.
Außerhalb ihrer Golfkarriere setzt sich Sandra Gal sehr engagiert für benachteiligte Menschen ein. Bei diversen Charity Events sammelt sie Geld für den guten Zweck. Die von ihr gegründete Sandra Gal Foundation ist eine Organisation, die sich um ehemals obdachlose und benachteiligte Kinder kümmert und ihnen Schutz und Hilfe anbietet.
Online erfährt man alles über Sandra Gal auf ihrer Homepage. Auf Social Media findet man sie bei Facebook und natürlich auch auf Instagram, außerdem gibt es einen kleinen Youtube-Kanal. Und natürlich gibt es ein offizielles Spielerprofil bei der LPGA.
Vielen Dank, Sandra, dass du dir die Zeit für meine Fragen genommen hast.
1. Seit wann spielst Du Golf und wie hat es angefangen?
Ich spiele Golf, seit ich 6 Jahre alt bin, nachdem ich Plastikgolfschläger von meinen Eltern zum Geburtstag geschenkt bekommen habe.
2. Wann war für dich klar, dass Golf mehr als nur ein Hobby ist? Also wie fiel die Entscheidung, Golf zum Hauptberuf zu machen?
Als ich bei den NCAA Turnieren in den USA angefangen habe, Turniere zu gewinnen, und ich die zweite in der US College Rangliste war, hab ich mich entschieden die Q-School zu spielen, um zu schauen, ob ich es schaffen könnte auf die LPGA zu kommen. Nachdem ich mir dort die volle Karte erspielt habe, war die Entscheidung klar, zum Profilager zu wechseln.
3. Du hast 2008 den Schritt auf die LPGA gemacht – wie war das für dich?
Dadurch, dass es damals kein LPGA Golf im Fernsehen gab in Deutschland, hatte ich nicht viel Ahnung von dem Niveau, das mich da erwarten würde. Auf der anderen Seite kamen die meisten Nachwuchsspieler über das Collegegolf auf die LPGA. Daher wusste ich, dass ich es schaffen kann. Ich konnte mich nur nicht richtig einordnen.
Dementsprechend war ich in meinem ersten Jahr sehr damit beschäftigt, meine volle Karte beizubehalten, auch wenn es am Ende kein Problem für mich war. Außerdem habe ich 2008 „nebenbei“ noch zu Ende studiert.
4. In deiner Vita stehen ein LPGA-Sieg, die Olympischen Spiele und zweimal Solheim Cup. Was war dein Highlight bisher?
Es ist schwer für mich hier ein Highlight zu definieren, da alle dieser Erfahrungen etwas ganz Besonderes für mich waren. Die Teamevents hatten z.B. eine ganz besondere Atmosphäre – insbesondere der Solheim Cup in Deutschland.
Doch am Ende bin ich sehr dankbar für meinen Sieg bei der KIA Classic in 2011, da es ein Traum für mich war, auf der LPGA Tour zu gewinnen.
5. Du hast dir eine längere Auszeit genommen, einiges verändert und dich neu aufgestellt. Wie war diese Zeit für dich?
Es war eine sehr schwierige, interessante und heilende Zeit für mich. Alles in allem habe ich gelernt mehr Balance in meinem Leben zu kreieren, mich als Person über das Golf hinaus zu definieren und wieder mehr Dankbarkeit für meinen Beruf zu haben.
6. Aktuell erholst du dich von einer Operation. Wie sieht deine Perspektive aus? Sehen wir Sandra Gal auf einer der Touren wieder?
Ich werde ab nächstem Jahr wieder Turniergolf spielen – einen Mix aus LPGA und LET. Bis dahin muss ich noch viel Reha machen!
7. Das deutsche Golf erlebt gerade eine starke Zeit, es gibt sehr viele erfolgreiche Spielerinnen und Spielern auf LPGA, LET, PGA, der DP World Tour und auch in den „zweiten Ligen“. Wie nimmst du das wahr, ist Golf-Deutschland besser geworden als noch vor 10-15 Jahren?
Auf jeden Fall! Es ist schön zu sehen, dass so viele junge Spieler Erfolge feiern können! Das Level ist in Deutschland in den letzten 10 Jahren definitiv enorm gestiegen.
8. Du willst jetzt auch selbst dem Nachwuchs helfen und bist vor einiger Zeit in ein neues Projekt eingestiegen: Golfreich.com, ein interaktives Golf Online-Training. Wie kam es dazu?
Sigmar Reich – der Gründer von Golfreich.com – hat mich im Dezember 2021 kontaktiert und gefragt, ob ich generell Interesse hätte, bei seinem neuen Projekt mitzumachen. Ich fand die Idee sehr gut und wollte mich sowieso langfristig in die Richtung des Coachings bewegen.
Wir haben gemeinsam überlegt, was und wie genau ich helfen könnte und hatten schnell eine Idee. Seitdem gibt es in Golfreich.com das Angebot „Coaching mit Sandra Gal“.
9. Auf Golfreich.com bekommen Amateurgolfer technische Hilfe von Golflehrern wie Silas Wagner oder Steffen Bents. Bei dir geht es um etwas anderes – um was?
Genau. Mein Ziel ist es guten Spielern (ca unter HDC 15) ganzheitlich mit ihrem Spiel weiterzuhelfen, das heißt mit meiner jahrelangen Erfahrung auf der LPGA eine Art Mentor für sie zu sein.
Darunter verstehe ich hauptsächlich die Beschäftigung mit den Themen mentales Spiel, Course Management, kurzes Spiel und Routine. Es geht darum, die Technikgedanken zu vereinfachen und sie dann auf den Platz zu bringen – und vor allen Dingen mit mehr Freude und weniger Angst spielen zu lernen.
10. Welchen Anteil haben mentale Aspekte und Course Management am Gesamtscore?
Je besser der Spieler, desto größer ist der Anteil des mentalen Spiels und des Course Managements am Gesamtscore. Bei den Profis würde ich sagen haben diese Aspekte einen Anteil von 80%.
„Machen wir uns doch nichts vor: Das Spiel ist kopfgesteuert. Wenn jemand lausig Golf spielt, braucht er keinen Golflehrer, sondern einen Psychiater.“ (Tom Murphy)
11. Dein Angebot richtet sich auch an Jugendspieler, die Golfprofi werden möchten. Was glaubst du ist hier das Wichtigste, um dieses Ziel zu erreichen?
Ich glaube, dass die richtige Einstellung und Konzentrationsfähigkeit gekoppelt mit einem richtig guten Team die Voraussetzungen sind für eine erfolgreiche Profikarriere.
12. Wie geht dein Satz weiter „Golf ist der beste Sport, weil…“?
…er ein Spiegel des Lebens ist.
Vielen Dank, Sandra, für deine Antworten. Ich freu mich darauf, dich wieder auf dem Golfplatz zu sehen.