In dieser Serie stelle ich in Interviewform ganz unterschiedliche Persönlichkeiten aus der großen, weiten Golf-Welt vor. Heute geht es um Horst Rosenkranz, den meisten besser bekannt als Puttguru.
Horst hat seine Basis in Troisdorf nahe Köln, wo er Putter-Fittings und -Trainings anbietet. Er reist aber auch regelmäßig zu unterschiedlichen Standorten in ganz Deutschland. Er ist unter anderem „Masterfitter“ für Jordan Golf, Odyssey Putter, Kramski Putter und easy Putter – grundsätzlich bietet er aber ein komplett markenunabhängiges Fitting an.
Natürlich kann man ihm auf Social Media folgen (hier sein Facebook-Auftritt und hier sein Instagram-Account) und auf seiner Homepage bietet er Tipps, Termine, Kurse und einen kleinen Shop an.
Zunächst einmal vielen Dank, Horst, dass Du Dir Zeit genommen hast, mir meine Fragen zu beantworten.
1) Seit wann spielst Du Golf und wie hat das angefangen?
Ich habe 1998 noch Tennis gespielt und gesagt, Golf würde ich gerne mal ausprobieren. Aber wenn dann richtig. Also habe ich mit einem Freund zehn Trainerstunden gebucht und nach zwei Stunden schon gesagt, das ist es. Nach den zehn Stunden bin ich dann über den Platz gegangen und habe die Platzreife gemacht… 😉
2) War der Putter schon immer Dein Lieblingsschläger oder musste sich das erst entwickeln?
Ich habe eigentlich schon immer gut geputtet, aber mein Lieblingsschläger als Anfänger war mein Holz 7.
3) Heute bist Du vielen besser bekannt als Puttguru – wie ist das entstanden?
Als ich das Golfen begann, hatte ich zwei EDV Firmen. Nachdem ich hörte, dass es auch Golfsimulatoren gibt, mussten die ja etwas mit EDV zu tun haben. Dann habe ich für den weltweiten Marktführer FullSwing in Deutschland den Service und anschließend auch den Vertrieb gemacht. Auf einmal kam das ganze digitale Trainingsequipment dazu und die Golflehrer waren meine Kunden. Es gab schon Videoanalysen, Schlaganalysen etc.
Dann, als das SAM PuttLab rauskam, habe ich in Deutschland, Österreich und der Schweiz über 80 Systeme verkauft und die Pros auch daran geschult. Nach einem halben Jahr riefen aber die ersten an und meinten, das System ist ja toll, aber da ich die meiste Zeit auf der Drivingrange stehe … was mache ich noch einmal mit den ganzen Daten? Kannst du nicht vorbeikommen, das Training machen und mir sagen, was ich weitermachen soll? So fing das ganze an.
Nach einem Jahr meldete sich Stefan Maiwald bei mir und fragte, ob wir uns mal für eine Stunde treffen können. In der Redaktion in München wurden daraus dann drei Stunden und ein zweiseitiger Bericht mit der Überschrift „Der Puttguru war bei mir“. Als dann immer mehr Spieler nach dem Puttguru fragten, habe ich den Namen übernommen und mittlerweile ist es eine Marke.
4) Viele Amateurgolfer interessieren sich gefühlt eher für einen neuen Driver als für den Putter. Was denkst Du, wenn jemand den neuesten Driver und den ältesten Putter im Bag hat?
Grundsätzlich kann es ja passen, das hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun. Aber es stimmt natürlich schon, dass viele Amateure wesentlich öfter einen neuen Driver kaufen, als einmal Geld in den richtigen Putter zu investieren.
Man muss das mal so sehen: ihren Putter benutzen die meisten Spieler pro Runde etwa dreimal so oft wie den Driver. Aber trotzdem wollen viele – zunächst – möglichst nicht soviel Geld für ihren wichtigsten Schläger ausgeben. Dabei hält ein richtig gefitteter Putter etliche Jahre und spart jede Menge Schläge.
Das Ganze kann man nur messen. Hier ist mein Vorteil, dass ich auch die Trainings mache und daher weiß, wo die Reise hingeht. Meistens heißt es: Der Putter muss dir gefallen. Der muss gut in der Hand liegen. Den probierst du dann aus. Das ist der Grund weshalb ich manchmal Spieler mit 6-7 Putter habe die die alle so gekauft haben und sich wundern warum sie alle nicht funktionieren.
Zum Glück erkennen das inzwischen aber immer mehr Spieler – und viele davon wenden sich dann an mich.
5) Wenn ich als Kunde zu Dir komme, wie sieht so ein erster Termin aus? Kannst Du das kurz umschreiben?
Wir schauen uns mit deinem Putter erst mal die Daten an und sehen dann schon einmal deine Stärken und deine Schwächen. Anschließend habe Ich herstellerunabhängig völlig unterschiedliche Putter, die auch unterschiedlich gewichtet und unterschiedliche Griffe haben. Dann sehen wir im Vergleichsdiagramm, womit du am konstantesten geputtet hast.
Möglichkeit 1: dein Putter braucht nur „geändert“ werden. Möglichkeit 2: du siehst selber, dass das nicht passt und wir wissen, welcher der für dich konstanteste Putter ist. Allein mit dem passenden Putter kann man schon bis zu 20% (und mehr) Fehler reduzieren, ohne dass ich dir gesagt habe, was du technisch falsch machst. Daher beim Puttguru: ohne passenden Putter kein Training!
Das ist mein Puttercheck, wo wir zum Abschluss dann deinen Griff und deine Länge rausfinden. Die meisten Spieler nehmen die Kombieinheit.
Dabei folgt nach dem Check noch der Trainingspart mit mir. Die Besonderheit ist: es gibt grundsätzlich immer anschließend eine Mail mit allen Aufgaben, damit man nichts vergisst. Es gibt ganz viele Übungen, die man prima zu Hause durchführen kann.
Ich halte übrigens nichts von vielen (unnützen) Trainingstools, mit denen die Spieler häufig nur „beschäftigt“ werden. Gezielte Übungen für dein individuelles „Problem“ sind viel sinnvoller.
6) Du arbeitest auch mit dem SAM Puttlab? Was ist für den Puttguru wichtiger: die technischen Daten oder Deine Erfahrung und Dein Auge?
Da gehört beides dazu. Man muss die ganzen Daten auch richtig interpretieren können. Ohne Erfahrung und das Auge kommt man hier aber auch nicht weiter.
7) Was ist das häufigste Problem oder der häufigste Fehler, den Du bei Deinen Kunden feststellst?
Wenn man vom Equipment ausgeht, dann benutzen gut 80 bis 90 Prozent aller Amateure einen zu langen Putter – das ist so meine Erfahrung. Daraus resultieren dann die technischen Probleme. Mit einem kürzeren Putter kann man die deutlich besser beheben.
Die häufigsten Fehler beim Putten an sich sind falsches Zielen und das falsche Setup. Wie gesagt bedingt das eine das andere und hier setze ich dann als erstes an. Die fehlende Längenkontrolle, vor allem auf unterschiedlich schnellen Grüns, ist dann auch noch ein Klassiker. Aber das kann man gut trainieren und dabei helfe ich natürlich auch.
8) Gibt es auffällige Unterschiede beim Geschlecht der Spieler? Soll heißen, haben weibliche Golfer andere Probleme oder Wünsche als männliche Spieler?
Eigentlich nicht. Außer vielleicht, dass die Quote von Spielern mit Yips-Problemen bei Männern spürbar höher ist als bei Frauen. Abgesehen davon haben die meisten Männer tendenziell (viel) mehr Putter als die Frauen. Da kommt vermutlich noch der Jäger und Sammler durch.
Frauen sind in dem Punkt deutlich konsequenter: wenn sie einen Putter haben, der funktioniert, dann spielen sie damit. Wenn er nicht funktioniert, dann macht es keinen Sinn, ihn zu behalten. Eigentlich ganz logisch.
9) Wieviel macht der falsche Putter aus und wieviel die falsche oder fehlerhafte Technik – also bist du häufiger Putter-Fitter oder Putter-Coach?
Wie oben schon einmal angesprochen, der passende Putter macht teilweise 20-25% weniger Fehler aus. Beides bringt einiges. Aber die Kombination von beiden bringt es natürlich richtig.
Das versuche ich ja auch in meinen Terminen immer deutlich zu machen. Erst das richtige Equipment – also den richtigen Putter – und dann die richtige Technik üben.
10) Zu Deinen Kunden gehören auch Profigolfer und Bundesligaspieler. Haben die richtig guten Spieler ganz andere Probleme als wir Durchschnittsgolfer oder ist es eigentlich oft sehr gleich?
Es sind fast immer die gleichen Probleme. Bei den Tourspielern ist die Abweichung häufig geringer, aber unter dem Strich tut sich bei den Fehlern häufig nicht viel.
11) Wie oft kommst Du selbst dazu, eine Runde Golf zu spielen – und wie spielt der Puttguru in aller Regel?
Seitdem ich mit dem Putten unterwegs bin leider viel zu selten. Und wenn, dann freue ich mich, wenn ich draußen bin. Dann spiele ich zwischen 88 und 108 Schlägen, je nachdem wieviel Drives ich weghaue. Wichtiger, vom Spaß auf der Runde mal abgesehen, ist für mich auch immer mein Putten. Solange ich ohne üben zwischen 30 und maximal 32 Putts liege ist das ok. Wenn ich was dran tue, liege ich unter 30.
12) Wie geht Dein Satz weiter „Golf ist der beste Sport, weil…“
…ich keinen Sport kenne, der so interessant und anspruchsvoll ist.
Vielen Dank für Deine Antworten, Horst, und allzeit schönes Spiel.
Hallo Olaf,
danke für Deine Nachfrage „was sagen denn Deine Mitspieler zu einhändigen Putts?“
Meist werde ich gefragt, ob ich zu faul wäre, um mich zu positionieren.
Wenn ich meinen Grund erkläre, ernte ich dafür Verständnis.
Es fällt mir leichter, den Laufweg eines Balles längs (also in Übereinstimmung mit Führhand und Blickrichtung) in den „Schwung“ umzusetzen, statt quer zur Laufrichtung des Balles zu stehen.
Kurze Putts heißt bei mir ca. Bis zu 2 Meter.
Bei Eigentests aus unterschiedlichen Lagen (bergauf, bergab, Breaks und Schräglagen) habe ich einhändig von 20 Putts 12 bis 17 Bälle sehr nah am Loch platziert bzw. eingelocht.
Aus den gleichen Lagen, beidhändig geputtet, waren es nur 9 bis 13 Bälle.
Entweder sinkt die Fehlertoleranz beim einhändigen Putten oder die Konzentration steigt dabei, weil sich weniger Muskeln aufeinander abstimmen müssen.
Allerdings achte ich darauf, den Putter mit seinen Möglichkeiten (Ferse, Mitte, Spitze) dem Schwunggefühl meiner Hand anzupassen.
Sicherlich spielt dabei das Ballgefühl eine nicht unwesentliche Rolle, da ich heute noch gerne Fußball spiele. Vielleicht spielen Ballgefühl und Reduzierung der erforderlichen Ablauf-Koordinaten bei mir die entscheidende Rolle.
Die Philosophie des Puttens wird wohl immer eine unvollendete „Individuelle“ bleiben.
Hauptsache die Freude daran geht nicht verloren.
Grüße Oskar
Hallo Horst,
interessante Aspekte, sehr kompakt zusammengefasst.
Es stimmt, 40 % aller Golfschläge gehen auf Putters Konto.
Ich habe lange mit einem Mini-Golf-Putter gespielt, weil ich festgestellt hatte, (ich bin Rechtshänder) dass die langen Pitts besser mit der rechten Führungshand funktionieren, während die „Kurzen“ mit der linken Führungshand leichter fallen.
Heute spiele ich die „Kurzen“ einhändig: klappt sehr gut.
Du hast absolut Recht, das Fitting des Putters ist, egal wie ein Putt „geschwungen“ wird, ein wesentlicher Faktor.
Dieser heißt „Vertrauen in Dein Material“ durch optimale Pflege und Justierung.
Grüße Oskar
Hallo Oskar,
danke für Deinen Kommentar. Deine Variante klingt spannend – einhändig für kurze Putts? Das finde ich sehr ungewöhnlich, was sagen denn dann die Mitspieler? Es gibt doch sicher die eine oder andere Nachfrage?
Olaf
Hat Spaß gemacht. 👍
Vielen Dank, dass Du mitgemacht hast. Habe mich echt drüber gefreut.
Hau Spaß gemacht. 👍
Hallo Olaf,
wiedermal ein schöner und informativer Blog von Dir. Klasse !!!
Matthias
Hallo Matthias,
vielen herzlichen Dank für das Lob.
Das lese ich natürlich sehr gerne.
Olaf