In dieser kleinen Serie stelle ich ganz unterschiedliche Persönlichkeiten aus der weiten Golfwelt vor. Heute geht es um Mein Schiff Golfexperte Gerhard Brauckmann.
Gerhard ist einer derjenigen, die bei TUI Mein Schiff auf den Kreuzfahrten für die Betreuung der Golfer und der Golfausflüge verantwortlich sind. Ich hatte in meinem Artikel über „Golf auf Kreuzfahrt“ ja schon über die Besonderheit berichtet, dass die TUI in diesem Bereich keine Golf-Professionals, sondern passionierte Golfer einsetzt – einer davon ist eben Gerhard.
Vielen Dank, Gerhard, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir mein Dutzend Fragen zu beantworten.
1) Wie lange spielst Du schon Golf und wie hat das bei Dir angefangen?
Ich bin an Pfingsten 1999 zum Golfsport gekommen, mehr oder weniger wie die Jungfrau zum Kind. Damals waren die Kinder gerade in dem Alter, in dem sie richtig Entertainment im Urlaub brauchten. So haben wir mal die bayrischen Pfingstferien einen Familienurlaub in Belek gebucht, damals noch mit Öger Tours. Die gibt’s heute glaub ich gar nicht mehr, sind 2010 dann vom großen Thomas Cook geschluckt worden.
Dort angekommen war leider unser gebuchtes Hotel überbucht – also keine Zimmer für uns vier verfügbar. Wir sind aus diesem Grund sind wir dann in einem von Öger auch belegten Golf-Hotel untergebracht worden. Das war das damalige Tat-Beach Golf Hotel in Belek. Eines Nachmittags spricht mich ein netter Kerl zur Happy-Hour an der Strandbar an, ob ich nicht mal Lust hätte, ein paar Bälle zu schlagen. Wir kamen ins Gespräch. Tage später hatte ich meinen ersten Golf-Schnupperkurs absolviert.
Es ist dann gekommen wie es wohl meistens kommt, der Virus Golf hat mich voll erwischt. Ist ja meist so bei der ersten Berührung, entweder Golf ist nix für dich oder Du verfällst dem Sport sofort und mit allem. So bei mir.
Nach dem Pfingsturlaub dann gleich nochmal in den Herbstferien nochmal nach Belek. Dabei gleich Tat-Beach gebucht und bei dem PRO, Roland Hotop, im Tat-Golf den PE-Kurs gebucht und PE abgelegt.
Danach war spielerisch erstmal etwas Ruhe. Beruflich hatte ich mich verändert und bin in den Burda Konzern gewechselt (Focus Online etc. pp).
Das Schöne an Burda ist, er ist eine Golfmäzen. Wir hatte dort einen firmeninternen Club mit Mitgliedschaft in Eichenried. Also habe ich da mit den Kollegen meine ersten Schritte gemacht. War schwer, denn mal eben 9 Loch, außerhalb von München, in Eichenried spielen ist schwer und anstrengend für Anfänger. Egal, durchgebissen und fertig.
Dann folgten ab 2003 ein paar ruhigere Jahre in Sachen Golf, wenig Zeit durch Familie und Beruf. So bin ich 2008 wieder richtig eingestiegen und seitdem sehr aktiv dabei. Also zu Deiner Frage wie lange: ca. 15 Jahre, eher 20, aber mit einer längeren Unterbrechung.
2) Du begleitest als Mein Schiff Golfexperte Kreuzfahrten der TUI Cruises. Seit wann machst Du das und wie ist es dazu gekommen?
Ich mache das nun in der zweiten Saison, also seit Herbst 2018. Die erste Saison habe ich vollständig im Orient verbracht (Okt.-18 bis April-19) . Dazu gekommen bin ich durch eine klassische Bewerbung.
Ich bin in Facebook in irgendeiner Golf-Gruppe über eine Stellenanzeige der seachefs gestolpert. Dabei diverse Interviews geführt und ein Assessment-Center besucht. Irgendwie klassisch. So ist es heute nunmal.
Ich war zu dem Zeitpunkt ja in einer festen Anstellung. Beweggründe, endlich mein Hobby zu Beruf zu machen, haben dann den Ausschlag gegeben, meine Bewerbung dazu auch ernsthaft zu verfolgen.
3) Es klingt nach einem Traumjob – durch die Welt reisen und Golf spielen. Es ist aber sicherlich umfangreicher. Welche Aufgaben gehören zu Deinem Job als Mein Schiff Golfexperte alles dazu?
Richtig, klingt gut und ist gut. Warum? Confuzius hat gesagt: „Chose a job you love, and you will never have to work a day in your life“ etwa so: Wähle einen Beruf den du liebst, so musst du nicht einen Tag in deinem Leben arbeiten.
Zu jedem Job/Beruf/Arbeit gehören die Pflicht und die Kür. Klar, vordergründig sieht es so aus, als reisten wir Golfexperten nur durch die Welt und spielen Golf, was ja auch so ist, die Kür also. Zur Aufgabe gehört aber mehr, die Pflicht.
Wir sind Teil der Tourismusindustrie. Hier gilt die Devise: Mache Deine Gäste/Kunden glücklich, sie sind im Urlaub!
Dazu gehört mehr als nur Gäste auf die Runde zu begleiten. Es ist jede Menge Organisationsarbeit, Termine planen und pflegen, Ressourcen verwalten, Golf-Equipment pflegen, Kosten im Griff und Überblick behalten, Reporting und – natürlich die Gäste zufrieden stellen. Bämm, die Pflicht.
Dazu kommt auch noch der Fakt: wir sind ein schwimmendes Hotel. Dabei müssen jede Menge Seenotrettungswissen von jedem Crewmember adhoc, im Ernstfall, abrufbar sein. An Bord musst Du auch gutes English sprechen können. Gästesprache ist natürlich Deutsch, aber Crew-Sprache ist englisch!
4) Braucht man bestimmte Qualifikationen oder Talente? Welche Eingangsvoraussetzungen gibt es?
Ja! Du musst Projektmanagement können. Wie überall sicher und versiert Kommunikationsmittel anwenden können, mehrsprachig sein. Du musst Gästegruppen leiten und führen können. Aber wenn Du Spaß im Umgang mit Gästen/Kunden hast fällt das den meisten nicht schwer. Genauer steht das hier: https://meinschiff.seachefs.com/de/job/golfexperte-wmd 🙂
Auslandserfahrung ist sehr wichtig. In der Position repräsentierst Du allein das Unternehmen, in internationalen Clubs und anderen Destinationen. Und Du brauchst einen Faible für Golf, für alles drum herum. Ansonsten bist Du als Reiseleiter nicht authentisch.
5) Fährst Du als Mein Schiff Golfexperte immer auf der gleichen Kreuzfahrtroute mit oder wechselt das auch?
Wir wechseln, nach vorheriger Absprache, die Touren von Saison zu Saison ab. Während einer Saison machen wir aber keine Wechsel. Im Herbst, Winter, Frühling werden 7 Routen in der Flotte mit Golf angeboten, eigentlich sind das alle Wintertouren. In den Zeiten April bis Oktober gibt es derzeit nur eine Golfreise rund um Ireland/England, sonst auf keiner der Touren. Vielleicht ändert sich das noch.
6) Wie viele Golfplätze hast Du jetzt auf diesem Wege schon gespielt? Und hast Du einen Lieblingsplatz?
Das sind die Plätze: Doha Golf Club (Qatar), The Royal Bahrain Golfclub (Bahrain), Muscat Hills (Oman), The Montgomerie, The Track Meydan, Emirates Golf Club mit Faldo Course und Majlis (alle Dubai, UAE), Abu Dabi National, Saadiyat Beach Golf (beide Abu Dhabi UAE) – also insgesamt: neun Plätze
Einen Lieblingskurs gibt es nicht. Saadiyat Beach in Abu Dhabi ist der schönste, subjektiv betrachtet, weil Meer, Dünen, Sand, Wüste.
The Montgomerie ist ein Gardenkurs, klassisch britisch mit Links-Elementen. Sehr schön eingewachsen und schwer zu spielen.
7) Die Mein Schiff fährt ja im Regelfall wochenlang immer die selbe Route ab. Wird Dir das irgendwann auch langweilig? Kann man es also „satt haben“, immer wieder die gleichen Häfen und Golfplätze zu sehen?
Haha, eine sehr gute Frage. Die klassische!
Nein überhaupt nicht. Die Städte sind alle groß, du bist nur Stunden vor Ort, da gibt es bei jedem Besuch etwas Neues zu entdecken. Die Jahreszeit ändert sich ja auch noch dazu, somit passiert selbst in Dubai recht viel.
Immer wieder die gleichen Plätze zu spielen ist für uns „aktiv“ Urlauber überhaupt kein Problem. Das liegt an unserem Sport schlechthin. 1. Wirst du das Spiel nie beherrschen, nur spielen. 2. Ist jedesmal das Wetter anders, deine persönliche Tagesform. 3. Hast du immer wieder neue Gäste.
Es ist nun mal Golf und nicht Tennis gegen den immergleichen Partner oder die Partnerin. Du spielst mit Alt und Jung, in welcher Sportart hast Du das schon, weltweit? Nur im Golf. Drum ist es NIE langweilig!
8) Was machst Du als Mein Schiff Golfexperte, wenn es in einem Zielhafen einmal keinen Golfausflug gibt – zum Beispiel weil es keine Buchung oder eben gar keinen Golfplatz gibt? Oder an Seetagen?
An solchen Tagen steht erstmal die Aufarbeitung der vergangenen Tage auf der Tagesordnung. Also Pflege und Reporting, Abrechnungen. Weiterhin natürlich auch Seenotrettungsübungen. Wir Golfexperten werden auch gern als Ausflugsexperten eingesetzt. Sei es als Dolmetscher oder auch als Tour-Begleiter. Das passiert, wenn sehr viele Ausflugsbuchungen an Nicht-Golftagen vorliegen oder auch in Destinationen OHNE Golfplatz.
Die Seetage gehören auch der Werbung für unsere Golf-Touren und Ausflüge, somit ist das klassischer Verkauf. Auch mal ausspannen und auf dem Crewdeck abhängen gehört mal dazu. Wir sind zwar 24/7 im Dienst, aber Pause muss auch mal sein. 🙂
9) Wie kommt man mit den Golfgästen aus – läuft das immer „reibungslos“ oder gibt es auch einmal Probleme (welche zum Beispiel)?
Das liegt ganz an einem selbst. Wie daheim auch auf den Runden. Du verstehst, dass ich nicht über einzelne Gäste schreiben kann/darf. Es gibt immer Genießer im Flight, auch die klassischen Ehe-Runden mit allem drum und dran, Regel-Päpste und Ballsucher, Lederwedge-Schubser und Scratch-Golfer.
Wie kommt man mit diesen Menschen aus? So wie immer, denn alle sind im Urlaub, wollen etwas erleben, gestalten und nicht nur konsumieren. Das zeichnet die Gäste aus. Dazu immer die Dynamik der Flights. Ich habe viele hundert Gäste begleitet, aber einer/eine mit einem „zeitweisen“ Du, nur für die Runden, den Tag, war nie dabei!
Probleme sind selten, eher sind es auch keine. Zu kalte Taxis, zu schlechte Fahrzeuge, zu teure Bälle, das Sandwich schmeckt nicht, das kommt vor – Probleme sind das aber nicht. Probleme entstehen, wenn wir nicht alle Gäste unterbringen können auf der Runde, wenn es keine Startzeiten mehr gibt. Dann entstehen Enttäuschungen.
10) Gibt es einen Tipp, den Du Golfern geben kannst/möchtest, die bei einer Kreuzfahrt einen Golfausflug unternehmen möchten?
Ja, nehmt auch euren eigenen Putter mit. Handschuhe, Bälle sind vor Ort immer verfügbar. Der meist gespielte Schläger aber nicht. 😉
Wenn möglich auch immer sein eigenes Golfbesteck mitnehmen. Bei einige Fluggesellschaften geht das ja preiswert und nicht überteuert.
Wenn man dann als Gast auf dem Platz ist, diesen noch nie gespielt hat, dann sollte man nicht von den Tipps spielen. Eher vorn, den Damen- oder Damen-Professional Abschlag nutzen. So wird die Runde nicht zum Stressfaktor, sondern zum Genuss.
Man bezahlt ja auch ne Menge Geld / Greenfee dafür. Dann nur die Bälle OB, ins Rough oder in die Waste-Area zu kloppen, macht doch keinen Spaß. Enjoy the Game, den Spirit des Platzes!
11) Was war bisher Dein persönliches „Highlight“, seit Du als Mein Schiff Golfexperte unterwegs bist?
Das war am 1. Januar 2019 in Abu Dhabi. Wir haben um 9 Uhr Saadiyat Beach abgeschlagen, allein mit zwei Flights. Der ganze Platz, kein Mensch, kein Greenkeeper, nix. Nur Sand, Strand, Wellen, Wind, Fairways, Greens. Da haben wir einfach mal zwischen zwei Löchern Pause gemacht und dem Meer zugeschaut. Herrlich!
12) Wie geht Dein Satz weiter: „Golf ist der beste Sport, weil…“?
…er dich auf jeder neuen Runde im Kopf fordert, dem Körper zu sagen was er machen soll. Vertrau auf deine Erfahrungen, schlag den Ball, easy peasy, nicht denken – machen, genießen, Spaß haben.