Natürlich kann man sich die Range und das Kurzspiel-Areal sparen und direkt vom Parkplatz zum ersten Tee gehen. Wer sich aber gezielt verbessern möchte, der sollte auch gezielt trainieren. Das Zauberwort dabei ist variables Golf Training. Was Playing Professionals machen und Golflehrer empfehlen, das kann für uns Amateure nicht falsch sein.
Natürlich ist es auch manchmal notwendig, gezielt an der Technik zu arbeiten und mit ein und demselben Schläger immer und immer wieder Bälle zu schlagen – zum Beispiel um eine Schwungänderung einzuüben. Außerdem des Techniktrainings allerdings kommt es vor allem darauf an, flexibel zu bleiben – so wie auf dem Platz.
Variables Golf Training auf der Driving Range
Die Driving Range ist der Lieblingsplatz für die meisten im Training. Ein Korb Bälle, ein Schläger und dann gib Speed – weiter, weiter, weiter. Natürlich kann das Sinn machen, wenn man konkret an einer Schwungänderung arbeitet, aber ansonsten ist es verschenkte Kraft und Zeit. Für ein variables Golf Training auf der Driving Range ist Abwechslung gefragt.
Simuliere einzelne Bahnen oder den Platz
Der Tipp kommt von vielen Golflehrern – stell Dir das erste Golfloch des Platzes vor und versuche es nachzuspielen. Ist es ein Dogleg? Dann such Dir auf der Range einen Punkt in der richtigen Entfernung, der für den Abschlag auf dem ersten Loch ein passendes Ziel wäre.
Je nachdem wie gut Du Deinen Abschlag getroffen hast, wählst Du Deinen nächsten Schlag und das Ziel dazu. Der Abschlag war zu kurz? Dann legst Du vor, um Dir einen Pitch ins Grün zu lassen – also spielst Du auf ein anderes Ziel mit einem mittleren Eisen. Und so weiter.
Auf diese Art und Weise wechselst Du bei jedem Schlag das Ziel – manchmal einen Korridor, manchmal vielleicht eine Fahne oder einen Zielkreis. Und Du verwendest bei jedem Schlag einen anderen Schläger, ganz so wie auch auf dem echten Golfplatz. In der Theorie kann man auf diese Weise einen ganzen Golfplatz durchspielen – bis aufs Putten vielleicht.
Fahnenwettspiel
Die meisten Driving Ranges haben verschiedene Zielfahnen, manche bieten Zielkreise in unterschiedlicher Entfernung. Ich habe sogar schon eine Autokarosse auf einer Range stehen sehen (die macht schön Krach, wenn man sie trifft) und auf Fehmarn gibt es ein kleines Segelboot als Ziel.
Zusammen mit einem Golfbuddy könnt ihr diese Ziele für ein gemeinsames variables Training nutzen. Dazu sucht Ihr euch ein Ziel und jeder spielt zwei Bälle abwechselnd dorthin. Wer den besten Treffer landet, der gewinnt die Runde. Anschließend sucht Ihr Euch ein neues Ziel und wiederholt das Ganze.
Wenn Ihr den Wettstreit mit einer kleinen Nebenwette noch etwas verfeinern wollt, wird die Herausforderung gleich noch etwas spannender. Macht eine Challenge draus – best of five zum Beispiel – und spielt um ein kühles Getränk.
Fairways in Regulation
Anstatt einen Drive nach dem anderen in die Weiten der Driving Range zu prügeln könnt Ihr ausprobieren, wie gut eure Fairway-Quote ist. Ihr sucht Euch auf der Range zwei „Außenbegrenzungen“ – zum Beispiel eine Fahne in der rechten Hälfte als rechten Fairwayrand und eine andere Markierung zur linken als linke Fairwaygrenze.
Anschließend spielt Ihr mit Eurem Driver zehn Abschläge – jeden Drive einzelnen mit Eurer vollen Routine – und denkt euch dabei die Bahn, die ihr eigentlich spielen würdet. Nach zehn Drives habt Ihr Eure Fairwayquote für den Tag. Wiederholt die Übung immer wieder mal und notiert Euch Eure Quote immer, um Entwicklungen zu sehen.
Für mehr Variabilität lässt sich das Spiel auch mit dem kleinen Holz üben oder sogar einem langen Eisen trainieren, das Ihr manchmal am Abschlag benutzt. In diesem Fall solltet Ihr Euren Zielkorridor etwas enger setzen, um die Schwierigkeit zu erhöhen.
Neun Schläge, ein Schläger
Wer das einstellige Handicap als Anspruch hat, der könnte es ja mal mit einer Trainingsroutine von Tiger Woods versuchen. In seiner besten Zeit hat der GOAT nämlich extrem variables Training praktiziert und sich kreative Aufgaben gestellt.
Eine Herausforderung, die er sich selbst gestellt hat, war es, mit ein und demselben Schläger neun verschiedene Golfschläge zu produzieren – im Idealfall unmittelbar nacheinander: Draw, Fade, gerader Ball, hoher Draw, hoher Fade, hoher gerader Ball, flacher Draw, flacher Fade, flacher gerader Ball.
Versucht das doch mal. Zum Abschluss vielleicht noch einen 200-Meter-Stinger und die Qualifikation für die nächste Open rückt näher.
Variables Golf Training im Kurzspielbereich
Je nach Ausstattung Eures Golfclubs gibt es unterschiedlich große Kurzspielbereiche. In aller Regel sind zumindest ein Chippinggrün oder ein paar Übungsbunker vorhanden. Wenn es mehrere Fahnen oder sogar verschiedene Chipping- und Pitchinggrüns gibt, umso besser.
Im Idealfall wird alles auch noch mit variantenreicher Topographie garniert, so dass man auch leichte Schräglagen oder sogar Fairwaybunkerschläge üben kann. Ein Beispiel hierfür in meiner Nähe ist der Golfclub Gifhorn, der insgesamt ein klasse Trainingsareal vorweisen kann.
Get away Pitch
Im Idealfall markiert ihr Euch auf dem Pitchinggrün einen Bereich von 5 Metern Radius um eine Zielflagge. Anschließend startet Ihr mit zehn Bällen, die Ihr aus 30 Metern auf die Zielfahne pitcht. Schaut Euch Eure Trefferquote an (je nach Handicap sollten 5-8 Bälle im Zielkreis liegen), wie viele Bälle sind für Euch „nah genug“ an der Fahne.
Danach erhöht Ihr die Entfernung für Eure Pitches und spielt wieder zehn Bälle zum Beispiel aus 45 Metern, aus 60 Metern und aus 75 Metern Entfernung. Wenn Ihr Eure Ergebnisse jedes Mal notiert könnt Ihr sicher eine Entwicklung feststellen, die sich dann übrigens auch auf dem Platz niederschlägt.
Variables Pitchen mit Schlägerwechsel
Eine andere Variante für variables Golf Training ist der Schlägerwechsel beim Pitch. Dabei spielt Ihr das Pitchinggrün zwar immer aus der gleichen Entfernung an, wechselt aber nach jeweils fünf Bälle den Schläger.
So arbeitet Ihr Euch einmal durch alle Wedges durch und könnt auch noch das 9er Eisen dazu nehmen. Als Trainingseffekt übt ihr auch die ungeliebten halben Schwünge und entwickelt ein gutes Gefühl dafür.
Manchmal ist das hohe Anspiel die bessere Lösung auf dem Platz (bei einem nassen oder sandigen Hindernis vor dem Grün), in anderen Fällen kann das flachere Anspiel sinnvoll sein.
Par 18 Chipping Contest
Mit gutem Chipping kann man nach einem verfehlten Grün noch das Up and Down machen und damit konkret Schläge sparen. Also sollte das gezielt trainiert werden – je dichter der Chip am Loch landet, desto besser.
Also sucht ihr Euch 9 Positionen von außerhalb des Chippinggrüns, die nach Möglichkeit in der Lage, Bodenbeschaffenheit und Entfernung zur Fahne variieren sollten. Ihr chippt von jeder Position aus einen Ball an die Fahne und spielt ihn dann mit dem Putter zu Ende.
Wenn Ihr das als Par-2-Kurs spielt, habt Ihr Euer Ziel schon klar vor Augen. Rettet das Par. Ein Chip-In wäre das Birdie, ein Chip mit anschließendem 2-Putt logischerweise ein Bogey. Trainiert das regelmäßig und notiert Euch jeweils euren Score – im Laufe der Zeit sollte eine Entwicklung zu sehen sein.
Variables Golf Training auf dem Puttinggrün
So gut wie alle Golfplätze haben zumindest ein Puttinggrün im Angebot, selbst die, bei denen es kein Pitchinggrün gibt. Und auch wenn die langen Schläge tendenziell mehr Spaß machen, so ist es doch der Putter, der auf dem Golfplatz am häufigsten zum Einsatz kommt.
Kreisputten
Eine der klassischsten Putting-Übungen von allen ist der Kreis. Die kurzen „Wadenbeißer“, also die Putts knapp unter 1 Meter, sind selten beliebt und können eigentlich ganz leicht trainiert werden. Dazu suchst Du Dir ein Loch auf dem Puttinggrün aus und legst in einer Entfernung von etwa einer Putterlänge Golfbälle kreisförmig um das Loch.
Dann beginnst Du im Uhrzeigersinn zu putten. Sobald Du einen Putt verfehlst, fängst Du wieder von vorne an. Je länger Du so trainierst, desto mehr Bälle am Stück solltest Du lochen. Phil Mickelson erzählt von sich, dass er heute noch regelmäßig diese Übung nutzt und erst nach 100 nacheinander gelochten 1-Meter-Putts das Training beendet.
Übrigens haben Markus von Athletiktraining für Golfer (ich empfehle euch gerne nochmal das „Dutzend Fragen an Markus Pabst“) und Christophe von Golfstun.de mal ein kurzes Video dazu gemacht – als Trainingsspiel zu zweit gegeneinander: „Circle Socket Putting“
Par 18 Putting Contest
Ähnlich wie bei der Chipping-Übung zum Up-and-Down-Training spielt man auch wieder einen Par-2-Parcours – nur diesmal eben ausschließlich mit dem Putter. Ein langer Putt und ein kurzer Putt wären die Ideallösung.
Auf dem Puttinggrün benötigt man neun Löcher. Mit einem Ball spielt man von einer Startposition aus auf Fahne Nr. 1. Hat man den Ball gelocht, dann geht es von da aus weiter zur zweiten Fahne. Und so weiter. Das Ziel ist es, nicht mehr als 18 Putts zu benötigen.
Tempokette
Kampf dem Dreiputt! Die meisten Amateure (mich eingeschlossen) haben die richtige Tempo-Dosierung als größte Herausforderung beim Putten. Das kann man üben mit der Tempokette.
Sucht Euch dazu ein Loch auf dem Puttinggrün nehmt das Fähnchen raus und legt es etwa eine Putterlänge quer hinter das Loch. Dann legt Ihr einen Ball rund eine Putterlänge vor das Loch. Einen zweiten und dritten Ball platziert Ihr jeweils eine weitere Putterlänge entfernt.
Das Ziel ist es, alle drei Bälle entweder einzulochen oder – wenn das nicht klappt – bis kurz hinter das Loch zu spielen. Nur wenn der Ball im Loch oder hinter dem Loch zum liegen kommt, bevor er das querliegende Fähnchen berührt, ist die Übung „geglückt“.
Sobald Ihr die ersten drei Bälle locker schafft, erweitert Ihr die Übung um einen vierten (und dann fünften, sechsten, siebten, … Ball) jeweils eine weitere Putterlänge entfernt.
Und jetzt Bist Du dran
Vielleicht ist ja auch die eine oder andere Übung dabei, die Ihr für Euch übernehmt. Grundsätzlich raten die meisten Golflehrer dazu, so etwas wie ein Trainingstagebuch zu führen. Wenn Ihr einzelne Übungen regelmäßig wiederholt, haltet Ihr Eure Ergebnisse im Tagebuch fest. So könnt Ihr Fortschritte erkennen und Schwerpunkte herausarbeiten.
Wenn Ihr noch strukturierter vorgehen möchtet, dann bietet die Akademie der Golfstun.de einen speziellen Kurs dafür:
Online-Kurs „effektives Golftraining“
In einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt Euch Timo Schlitz, wie man sein Golftraining effektiv gestalten kann. Dazu gibt es viele Videos und sehr abwechslungsreiche Übungen.
In einzelnen Rubriken geht es um das Training in den Bereichen
- Puttinggrün
- Chippinggrün
- Pitchinggrün und Bunker
- Driving Range
Schaut mal rein.