Nachdem ich bereits die “irrsinnigen Rekorde eines gewissen Tiger Woods” in einem Blogartikel verarbeitet habe, schrieb mir ein Leser, dass ich so etwas doch auch einmal mit Bernhard Langer machen solle. Ich ärgere mich tatsächlich ein bisschen, dass mir der Gedanke nicht selbst gekommen ist, aber deshalb umso mehr ein Danke an Klaus Herder, den Donaumoosgolfer, für die hervorragende Anregung, die eigentlich so naheliegend ist.
Unser „Mister Consistency“ ist DAS Phänomen auf der PGA Champions Tour – wobei immer gern vergessen wird, dass er auch schon auf den regulären Touren davor sehr erfolgreich war. Es gibt einige Rekorde und bemerkenswerte Dinge über Bernhard Langer zu entdecken – deshalb versuche ich mich einmal daran.
Vom Aushilfscaddie zum absoluten Weltstar
Zum Golf gekommen war Bernhard Langer über einen Caddiejob als Schüler, um sich das Taschengeld aufzubessern. Dank einiger geschenkter Schläger schnell vom Golf angesteckt begann er 1972 die Ausbildung zum Golflehrer. Seinen ersten Sieg bei einem Profi-Turnier feierte Bernhard Langer mit 17 Jahren – damals in Refrath bei Köln.
Danach begann er 1976 seine Profikarriere als Golflehrer in Augsburg. Nach mehreren Turniersiegen als Playing Professional auf kleinerer Ebene folge 1980 der erste Sieg bei einem größeren europäischen Event.
Noch bekannter machte ihn sein Chip aus einem Baum heraus bei einem Golfturnier in Fullford. Eine solche Kletteraktion hatte bis dato wohl noch kein Golfer unternommen, es sollten danach aber einige dem Beispiel von Bernhard Langer folgen. Ich erinnere mich an eine ähnliche Situation mit Sergio Garcia.
Bernhard Langer in Deutschland, Europa und Amerika
Bernhard Langer gilt als einer der „Big Five“, fünf europäische Ausnahmegolfer, die alle innerhalb von zwölf Monaten geboren wurden und mindestens ein Major gewonnen hatten. Zusammen mit den vier anderen, Severiano Ballesteros, Nick Faldo, Sandy Lyle und Ian Woosnam, sorgte er dafür, dass Europa Mitte der 80er Jahren gegenüber den Amerikanern im Ryder Cup konkurrenzfähig wurde.
Für die PGA European Tour qualifizierte sich Bernhard Langer per „Monday Qualifier“ 1976, seinen ersten Sieg auf der Tour feierte er vier Jahre später bei den Dunlop Masters. 1981 brachte er das Kunststück fertig, sich gleich bei neun Turnieren in den Top 3 zu platzieren, und feierte seinen ersten Sieg (von insgesamt fünf) bei den German Open.
Europas Nummer 1
Nach einer starken Saison belegte er am Jahresende Platz 1 der European Tour Order of Merit. Drei Jahre später stand er ein zweites Mal am Saisonende an der Spitze von europäischen Rangliste. Insgesamt hat Bernhard Langer auf 42 Siege auf der European Tour eingefahren und steht damit auf Platz zwei der ewigen Bestenliste.
Vor ihm liegt nur Seve Ballesteros, der vermutlich beste europäische Golfer aller Zeiten, mit 50 Toursiegen in Europa. Auf Platz drei mit nur einem Sieg weniger als Bernhard Langer rangiert übrigens ein gewisser Tiger Woods, der nie volles Mitglied der European Tour war. Das ist doch auch mal was: Der deutsche GOAT eingerahmt zwischen dem europäischen GOAT und dem weltweiten GOAT.
Der endgültige internationale Durchbruch
Der endgültige weltweite Durchbruch für Bernhard Langer folgte 1985 in Augusta, als er das Masters Tournament und damit sein erstes Major gewann. Er war übrigens nach Gary Player und Seve Ballesteros erst der dritte Nicht-Amerikaner, dem das grüne Sacko übergestreift wurde – und ist bis heute der einzige Deutsche. Fast folgerichtig wurde er bei Einführung der Golf-Weltrangliste im April 1986 auf Platz eins einsortiert – für immerhin drei Wochen.
Acht Jahre nach seinem ersten Triumph gewann Bernhard Langer ein zweites Mal in Augusta. Lag das Preisgeld bei seinem ersten Sieg noch bei 126.000 US-Dollar, so wurde der zweite Gewinn schon mit 306.000 US-Dollar versüßt. Zum Vergleich: Auf den Sieger beim Masters Tournament 2022 wartete ein Scheck in Höhe von 2.070.000 US-Dollar.
Bernhard Langer und der Ryder Cup
Ich hatte es schon erwähnt – die „big five“ waren maßgeblich daran beteiligt, dass die Amerikaner im Ryder Cup ernsthaft gefordert wurden und ihre langjährig fast unangefochtene Vormachtstellung im Kontinentalvergleich verloren.
Insgesamt zehnmal war Bernhard Langer Teil des „Team Europe“, fünfmal siegte man gegen den vormals übermächtigen Gegner aus den Vereinigten Staaten. Die schmerzhafteste Niederlage ereilte Bernhard Langer 1991, als er einen scheinbar aussichtsreichen Putt aus etwa 1,5 Meter knapp nicht verwandeln konnte. Der schon sicher geglaubte Sieg ging anschließend doch an die USA.
Genugtuung für die Geschichtsbücher – Bernhard Langer als Kapitän
Seine Revanche bekam Bernhard Langer im Jahr 2004 als Kapitän des europäischen Teams. In Bloomfield Hills, Michigan, präsentierten sich die von Langer akribisch vorbereiteten Europäer um Collin Montgomerie, Lee Westwood und Sergio Garcia in herausragender Form.
Nach den Teammatches am Freitag und Samstag ging es mit einer 11 zu 5 Führung für Europa in die Einzel. Und auch am Sonntag war Europa übermächtig. Am Ende stand mit 18,5 zu 9,5 der bis heute höchste Sieg – und das auch noch auf amerikanischen Boden.
Der Dominator der US Champions Tour
Seit 2007, nachdem er 50 Jahre alt geworden war, ist Bernhard Langer Mitglied der Champions Tour. Gleich in seinen beiden ersten Jahre gewann er die Gesamtwertung und wurde natürlich zum „Player of the Year“ gekürt. In seinem ersten Jahr wurde er außerdem „Rookie of the Year“ – wobei das für einen Spieler jenseits der 50 irgendwie lustig klingt.
Seitdem dominiert er fast jede Saison auf der Champions Tour. Die „Geldrangliste“ der Spieler mit dem höchsten Preisgeld in einer Saison hat Bernhard Langer seit seiner Rookiesaison nur dreimal NICHT gewonnen (2011, 2019 und 2022). In seinen jetzt 14 Saisons hatte er bei der Hälfte, also siebenmal, den besten Rundendurchschnitt aller Spieler.
Leidenschaftlicher Sammler: Champion-Majors, Charles Schwab Cups, Rekorde
Die Punktewertung der Champions Tour, den Charles Schwab Cup, gibt es seit 2001. Im November 2021 gewann Bernhard Langer ihn zum sechsten Mal (und ist damit Rekordhalter). Auch die Majorturniere der Champions führen kaum an Bernhard Langer vorbei. Insgesamt elfmal konnte er bislang siegreich eines der Majors beenden (Rekord).
Und natürlich war er auch der erste Spieler überhaupt, dem der „career grand slam“ auf der Champions Tour gelang. 2017 hatte Bernhard Langer die Senior PGA Championship zum ersten Mal gewonnen und damit alle fünf Majors mindestens einmal. Übrigens sind die PGA Championship und die Senior US Open die einzigen Majors, die Bernhard Langer (bisher) nur einmal gewonnen hat.
Bei insgesamt 62 Teilnahmen an einem der fünf Majors der Champions Tour hat Bernhard Langer
- 11x gewonnen und wurde
- 7x alleiniger oder geteilter Zweiter und erreichte weitere
- 27x einen Platz in den Top-10 des Leaderboards.
Seit seinem Start 2007 hat Bernhard Langer in jeder Champions Tour Saison mindestens ein Turnier gewonnen, bis auf 2007 und 2011 waren es sogar immer mindestens zwei Turniersiege. Seine erfolgreichste Saison war 2017, als er insgesamt sieben (!) Turniersiege feierte. Bei 316 Turnierteilnahmen hat er genau einmal den Cut verpasst. Einmal!
Übrigens führt Bernhard Langer natürlich auch die „career money list“ der Champions Tour an. Über 33 Millionen Dollar an Preisgeld hat er dort seit 2007 erspielt. Insgesamt kommt er auf ein Karriere-Preisgeld von über 65 Millionen Euro.
Anfang November siegte er bei der TimberTech Championship und feierte damit seinen 44. Turniersieg bei den Seniors. Ihm fehlt jetzt nur noch ein Sieg, um den Rekord von Hale Irwin einzustellen, der bei 45 Turniersiegen liegt. Irgendwie hat man das Gefühl, dass auch dieser Rekord bald dem Deutschen gehört.
Die Rekordjagd geht weiter
Ausgerechnet an seinem 64 Geburtstag hatte er mit einer 64er Runde auch erstmal sein Alter gespielt. Das hat er inzwischen sogar mit schon zwei 63er Runden mehrfach unterspielt. Seinen eigenen Rekord als ältester Sieger auf der Champions Tour hat er mit dem ersten Platz Anfang November gerade erst weiter nach oben geschraubt.
Bei bisher 316 Starts auf der Senior Tour hat er 210 Mal die Top Ten erreicht, das ist eine Quote von 66 Prozent. 111 Mal landete er sogar in den Top 3, also bei ziemlich genau jedem dritten Event, das er mitgespielt hat. Sein Scoring-Durchschnitt der gesamten Champions Tour Karriere liegt bei 68,9 Schlägen – einfach unglaublich.
Er ist der älteste Spieler, der jemals den Cut beim Masters geschafft hat (das war 2020, als das Turnier coronabedingt in den November verlegt worden war). Und wenn er gesund bleibt, dann wird er es beim Masters 2023 erneut versuchen, auch diesen Rekord weiter nach oben zu schrauben. Und ich bin mir sicher, selbst die aktuell besten Spieler der Welt würden ihn dafür feiern.
Ach, noch ein letztes Highlight: Bernhard Langer ist einer von nur fünf Spielern, die auf jedem Kontinent Golfturniere gewonnen haben, auf denen Golf gespielt wird. Nur in der Antarktis hat er noch nicht gewonnen – aber das ist ja auch irgendwie nachvollziehbar.
Titelbild: Jonathan Palombo, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
Danke Olaf für den tollen Beitrag und die Bemerkung zu meiner Person. Bernhard und ich sind übrigens gleich alt, nur irgendwie spielt der besser. Ich habe auch schon seinen Platz in Augsburg gespielt. Den muss ich allerdings kein zweites Mal spielen.
Dir und Deiner Familie noch eine schöne Vorweihnachtszeit und weiterhin schönes Spiel.
Gruß Klaus