Mein erster Golfplatz außerhalb Deutschlands ist gleich ein besonderer geworden: ich durfte im Urlaub eine Runde im Palheiro Golfclub spielen.
Mit der besten Ehefrau der Welt und unserer vierjährigen Tochter war ich für eine Woche mit der AIDAprima rund um die kanarischen Inseln unterwegs. Natürlich haben wir einen Familienurlaub gemacht und die Woche hauptsächlich auf die Bedürfnisse unserer Kleinen ausgelegt (Strandausflug auf Fuerteventura, Ausflug zum Loro Parque auf Teneriffa und so weiter).
Aber seit ich golfe hat sich die stillschweigende Vereinbarung etabliert, dass ich pro einer Woche Urlaub einen Tag Golf spielen darf. Und da Aida auch Golfausflüge im Angebot hat, konnte ich das also auch während der Kreuzfahrt machen.
Gesagt, getan. Über „Wir lieben Golf“ habe ich mich nach den unterschiedlichen Ausflugsoptionen und Plätzen erkundigt und letztlich ist die Entscheidung gefallen, dass ich auf Madeira spielen werde. Also habe ich bereits vor Reiseantritt über das Online-Portal „MyAida“ meinen Golfausflug gebucht, um sicher zu gehen.
Exklusiver Golf-Ausflug mit dem Aida-Pro
Am Tag vor dem Ausflug stellte sich dann heraus, dass ich auf dieser Tour der einzige Kreuzfahrtgast war, der den Ausflug auf Madeira gebucht hatte. Ich kam also in den Genuss, eine exklusive Playing-with-the-Pro-Runde auf einem richtig geilen Golfplatz zu spielen.
Nach einer kurzen Autofahrt und der Anmeldung am Club (und dem Erwerb des obligatorischen Logoballs) ging es zunächst kurz auf die Driving Range. Alleine die ist schon cool, denn man schlägt bergab in Richtung Atlantik. Da die Range keine 200 Meter lang ist, darf man hier nur mit Eisen spielen. Zum Aufwärmen (bei 25 Grad Lufttemperatur) reicht das ja aus… 😉
Alles dabei, es kann losgehen
Ich hatte mir vorsorglich einen Trolley ausgeliehen, um das Bag mit den Leihschlägern nicht tragen zu müssen. Im Nachhinein weiß ich, dass das vermutlich deutlich anstrengender war, aber ich lerne ja gerne dazu. Der Leihschlägersatz ist bei Aida übrigens ein Wilson Staff mit Eisen 5 bis Sand Wedge, einem Hybrid, einem Holz 3 und einem Driver sowie einem Blade Putter. Dazu gibt es eine gute Tragetasche und als Bonus eine große Wasserflasche und einen Energieriegel für den Ausflug.
Ausreichend Bälle, Tees, Ballmarker und Pitchgabel bringt man ebenso mit wie natürlich angemessene Golfkleidung. Was der Club da eventuell vorgibt, kann man ja im Vorfeld online nachlesen. Bei Palheiro Golf war nichts spezielles verlangt, so dass ich (natürlich) mein „Wir lieben Golf“-Polo getragen habe.
Palheiro Golf – ein grandioser Golfplatz
Der Starter vom Club (den gibt es da noch) hat uns als 2er-Gruppe losgeschickt, obwohl der Platz eigentlich sogar recht gut gefüllt war (Aida-Bonus?). Und die erste Bahn hat es gleich in sich. Von gelb sind es nur rund 310 Meter zum Grün, aber es geht ordentlich bergauf. Das Fairway hängt deutlich nach links, wo dann „unten“ ein Wasserhindernis kalt lächelnd wartet.
Bahn zwei ist zur Entspannung ein kurzes Par 4, das fast eben verläuft. Trotz eines verzogenen Abschlags konnte ich hier sogar ein Bogey notieren, weil ich mit den geliehenen Eisen erstaunlich gut zurecht gekommen bin. Die Hölzer hatte ich bis dahin noch in der Tasche gelassen.
Das dritte Loch ist ein knapp 170 Meter langes Par 3, das aber deutlich bergab geht, so dass es sich eher wie 130-140 Meter spielt. Ich habe also das Eisen 6 genommen (Carsten sein 9er Eisen, aber ich bin ja eine Kurznase). Mein Ball ist kurz vor dem Grün im Downslope aufgekommen und knapp an der Fahne vorbei über das gesamte Grün hinaus ins Rough gerollt. Trotzdem ein klasse Erlebnis, ein nominell 168 Meter langes Grün mit einem Eisen anspielen zu können.
Hügelig und harte Fairways
Bahn vier ist ein kurzes Par 4, bei dem der Ball über eine hohe langgezogene Kuppe gespielt werden muss, wodurch sich die Bahn zumindest etwas länger spielt. Zum Ende hin geht es wieder leicht bergab. Das Grün selbst liegt in einer Art Trichter, umgeben von kleineren Hügeln und Bäumen – ein toller Anblick.
Das fünfte Loch beschert dem Spieler das nächste bergab-Par-3, das diesmal knapp 130 Meter lang ist. Durch die erhöhte Lage und die im November unterschiedlich gefärbten Blätter der Bäume hat man einen tollen Blick. Das Foto von mir am Abschlag zählt zu meinen Lieblingsbildern, auch wenn ich den Ball in den Grünbunker rechts geschossen habe.
Nach einem kurzen Fußweg gelangt man zu den nächsten Bahnen unmittelbar neben der Parkanlage „Palheiro Gardens“. Der Park soll grandios schön sein – meine Frau und meine Tochter waren zu einem Ausflug dorthin gefahren und berichteten beide abends in den höchsten Tönen davon.
Das Gelände wird etwas offener
Mit Bahn sechs wartete nun das erste Par 5, das von gelb zwar 475 Meter lang ist, aber sich eben auch weitestgehend bergab spielt. Insgesamt wird das Gelände jetzt etwas offener und erlaubt einen unfassbar tollen Blick über die ganze Landschaft.
Hier habe ich das erste Mal den Driver gezückt und gleich ordentlich auf die Nachbarbahn gesliced. Ich habe also das Fairway getroffen, wenn auch das falsche.
Dank des offeneren Geländes konnte man aber gut weiterspielen und ich habe mein übliches Doppelbogey „gerettet“.
Bahn sieben ist das dritte Par 3, das erneut bergab gespielt wird und dadurch deutlich kürzer wird. Hier lagen Carsten und ich beide zum Birdie (und sind beide mit Par vom Grün gegangen). Ein cooles Loch, auch weil das Grün eine fiese Welle hat und dadurch richtig schwer zu lesen ist.
Ich halte Schritt mit dem Pro – auf Abstand
Die Löcher acht und neun sind zwei mittlere Par 4, die beide einigermaßen eben verlaufen und erst zum Grün hin leicht ansteigen. Im Anschluss wartet mit Bahn zehn dann das kürzeste Par 5 des Platzes. Das Grün liegt leicht erhöht und ist nicht besonders tief, aber fair und eher wenig onduliert.
Bahn elf ist das nächste bergab-Par-3 des Platzes und mit 141 Metern von gelb auch für mich gut erreichbar. Das Grün ist relativ groß und schwer zu lesen, so dass Carsten und ich beide zwar zum Birdie lagen, aber letztlich jeweils mit Bogey davongekommen sind. Green in Regulation und dann ein Dreiputt ist eine Sache, die irgendwie besser geht.
Ein Highlight folgt dem nächsten
Loch zwölf war dann für mich einer der schönsten Abschläge. Das Par 5 wird aus einer eher engen Abschlagzone leicht bergab gestartet und schlängelt sich sanft am Hügel entlang in einer Linkskurve zum dann wieder deutlich höher liegenden Grün.
Ein tolles Loch, bei dem mein leichter Slice durch den Hang auf der rechten Fairwayseite elegant aufgefangen und zurück auf die Bahn gelenkt wurde.
Spätestens jetzt zeigt der Platz, was ihn so besonders macht. Es gibt tolle Bahnen und während man sich noch darüber freut und zum nächsten Abschlag marschiert, stellt man fest, dass dort gleich das nächste Highlight wartet.
Das Signature Hole vom Palheiro Golfclub
Bahn 13 ist für mich das Signature Hole, speziell in der Lilien-Blütezeit. Die bewachsen nämlich eine kleine Schlucht, über die man bei diesem einzigen Par 3 ohne Höhenunterschied spielen muss. Vorausgesetzt, man schlägt von weiß ab und nicht von gelb – das haben wir in diesem Fall gemacht. Mit 130 Metern Länge ist das Grün für mich gut erreichbar, aber einen solchen Abschlag will man natürlich spielen.
Das 14. Loch startet mit einem erhöhten Abschlag, der ebenfalls eine Schlucht überwinden muss – diesmal sollte der Ball allerdings mindestens 160 Meter carry gehen, um den Drop zu vermeiden. Anschließend geht es im Dogleg rechts bergab zum großen Grün, vor dem eine tiefe Senke alles auffängt, das zu kurz gerät.
Abschlag in Richtung Atlantik
Bahn 15 ist ein mittleres Par 5 mit einem links-rechts-Knick in Richtung Meer.
Auf dem Grün selbst schaut man auf den Ozean und genießt einfach den Anblick – es sei denn, man legt den Ball wie ich im Grünbunker ab und braucht mehr als einen Schlag, ihn wieder herauszubugsieren.
Dieses Bunkerdisaster hat meine Stimmung zwar ganz kurz ein wenig eingetrübt, aber mein sportliches Highlight sollte sofort auf der 16 folgen.
Sportlicher Höhepunkt kurz vor dem Ende
An dem kurzen Par 4 ist es mir nämlich mit einem Par tatsächlich gelungen, das Loch gegen den Aida-Pro Carsten zu gewinnen. Zwei Lange Eisen 6, ein glücklicher Chip und ein gefallener 2-Meter-Putt haben mir die Ehre am nächsten Abschlag beschert, die ich anschließend tatsächlich noch mit einem Bogey auf der 17 verteidigen konnte.
Carsten hat es sehr sportlich genommen und mir am Abschlussloch, einem mittleren Par 5 mit Dogleg rechts, den spielerischen Unterschied zwischen ihm und mir aufgezeigt. Während ich ein glückliches Doppelbogey sichern konnte, ist sein Eagle-Putt nur knapp am Loch vorbei gerollt.
Fazit zu meiner „Pro-Runde“
Überhaupt war die Runde auch dank Carsten ein absolutes Erlebnis. Er hatte bereits zum Start angekündigt, dass er sich mit Tipps und Hinweisen eher darauf konzentriert, mir in taktischer Hinsicht weiterzuhelfen. Und ich habe mit Erstaunen festgestellt, wie oft ich doch aus purer Gewohnheit (oder Selbstüberschätzung) kleine aber wichtige spieltaktische Fehler gemacht hätte.
Natürlich haben wir auch zwei-drei Kleinigkeiten in Sachen Schwung besprochen. Da wir zum Beispiel bei meinem Bunkerausflug an der 15 etwas Luft auf die nächsten Spielgruppen hatten, haben wir eine schnelle Bunkerübung eingeschoben. Und zur Mitte der Runde hat er mir einen Quick-Fix für den Driver mitgegeben, den ich sofort erfolgreich umsetzen konnte. Von daher war die Runde für mich sogar doppelt wertvoll.
Heidegolfer-Fazit zum Palheiro Golfclub
Was bei einem Golfplatz 500 Meter über dem Meeresspiegel vor allem toll ist, sind die Aussichten insgesamt. Von manchen Grüns schaut man über die Inselhauptstadt Funchal und den Hafen auf den Atlantik und möchte kaum weitergehen.
Palheiro Golf sollte man einmal gespielt haben. Als wir dort waren, hatte es bereits einige Zeit nicht geregnet und die Fairways waren deshalb trockener als zur Blütezeit. Trotzdem waren sie aus meiner Sicht in Ordnung. Die Grüns sind top-gepflegt und teilweise richtig schwierig zu lesen; es gibt Stufen und Ondulierungen, die wirklich tricky sein können.
Es gibt kaum eine gerade Bahn, oft steht man über oder unter dem Ball und längst nicht jede Landezone ist zu sehen, so dass es viele blinde Schläge gibt. Neben den offeneren Bahnen gibt es auch immer wieder einmal enge Stellen mit dichtem Bewuchs an den Seiten, die sehr präzises Spiel erfordern.
Das nächste Mal vielleicht mit Cart
Der ganze Platz geht stetig bergauf und bergab. Zu Fuß und mit Trolley war das für mich zum Ende hin schon schwierig. Allerdings bin ich auch trainingsfaul und habe sicher nicht die beste Kondition. Beim nächsten Mal würde ich mir vermutlich den Spaß machen und ein Cart mieten.
Im Herbst ist natürlich längst nicht die Farbenpracht zu bewundern, die zur höchsten Blütezeit im Sommer den Platz schmücken wird. Wie gesagt stelle ich mir die 13 bei voller Lilienblüte alleine schon optisch gigantisch vor – aber auch so habe ich immer wieder den Anblick genossen. Auf den Bildern sollte man das auch gut sehen können.
Ich bin heilfroh, dass ich den Ausflug gemacht habe. Vermutlich hätte ich mich jahrelang geärgert, wenn ich mir diese Gelegenheit hätte entgehen lassen.
Mit 145 Euro war es alles andere als ein günstiges Vergnügen, in der Summe aber jeden Cent wert. Alleine das Greenfee liegt schon bei 110 Euro (die wissen da sehr genau, wie schön ihr Golfplatz ist). Dazu kommen der Leihschlägersatz, der Transfer zum Club und zurück und natürlich die fantastische Betreuung durch Carsten als Pro.
Falls mich jemand danach fragt: Machen. Unbedingt!
Weitere Fotos gibt es in der Galerie. Gespielt habe ich den Platz übrigens am 20. November 2017.
Tolle Fotos und ein beeindruckendes Panorama. 🙂
Danke. 🙂 War aber auch ein dankbares „Model“.