Golfclub an der Göhrde – ein Club kämpft um seinen Platz

Ich habe es hier schon mehrfach erzählt: einer meiner Lieblings-Golfplätze in Deutschland ist der des Golfclub an der Göhrde. Die wirklich schöne und abwechslungsreiche 18 Loch Anlage liegt im Landkreis Lüchow-Dannenberg, genauer gesagt in Braasche, einem Ortsteil der Gemeinde Zernien.

Der Golfclub an der Göhrde war eines von neun Gründungsmitgliedern des Golfverbandes Niedersachsen/Bremen. Er wurde 1968 als erste Anlage zwischen Hamburg, Bremen, Hannover und Braunschweig gegründet. Im Juni 1970 fand die feierliche Eröffnung des damaligen 9 Loch Golfplatzes statt. Einige Jahre später folgte die Erweiterung auf jetzt 18 Loch, die nach wie vor Bestand hat.

Mit seinen jeweils 36 Teeboxen gelb und rot auf 18 Bahnen sticht die Anlage nach wie vor heraus. Der naturnahe Golfplatz hat eine hohe Anziehungskraft für Golfer aus ganz Niedersachsen und erfreut sich auch und gerade bei Greenfeespielern besonderer Beliebtheit. Ich selbst spiele auch immer mal wieder Turniere mit, die allesamt sehr gut besucht sind.

Politik, Pacht und Photovoltaik

Jetzt hat der Club allerdings ein gewaltiges Problem, das die Zukunft des Clubs bedrohen: das Gelände gehört ihm nicht, sondern ist gepachtet. Die Verpächterin hat den gerade ausgelaufenen Pachtvertrag nach langen Verhandlungen letztmalig um fünf Jahre verlängert – und danach sei definitiv Schluss, sagt sie.

Der Ortsbürgermeister von Zernien unterstützt die Verpächterin. Er sieht die Möglichkeit, einen Photovoltaikpark auf dem Gelände zu errichten und damit jährlich fünfstellige Einnahmen für die Gemeinde zu generieren. Beide sind der Meinung, dass dies eine langfristigere Einnahmequelle als ein Golfplatz sei, dessen Fortbestand für beide ohnehin fraglich sei – so die Aussage gegenüber der lokalen Presse.

Die Verpächterin zweifelt zudem die langfristige Zahlungsfähigkeit des Clubs an, der nach eigenen Angaben um die 650 Mitglieder habe. Der Golfclub an der Göhrde widerspricht dieser Darstellung natürlich vehement und sieht sich gesund und zukunftsfähig aufgestellt. In den letzten Jahren wurde sogar in die Anlage investiert.

Bürgermeister als Golf-Gegner

Auf Betreiben des Bürgermeisters hat sich der Samtgemeinderat in einer Sitzung im Frühjahr mit einer Änderung des Bebauungsplans beschäftigt. Das vorgelegte Konzept verspricht mutmaßliche Einnahmen von 50.000 – 60.000 Euro pro Jahr für die Gemeinde. Mit einer knappen Mehrheit hatte sich der Rat für eine Veränderung ausgesprochen – eine Entscheidung, die dem einen oder anderen Ratsmitglied inzwischen schon wieder leid tut.

Die Ortspolitik hat also zumindest theoretisch den Weg freigemacht für eine großflächige Photovoltaikanlage dort, wo bislang Fairways, Rough und Grüns zuhause sind. Wobei es nicht wenige Stimmen gibt, die die Flächen- und Ertragsberechnung eines einschlägigen Anbieters als geschönt ansehen beziehungsweise in Frage stellen.

Das Gelände ist nämlich zum Beispiel von dichtem Wald gesäumt. Der darf nicht einfach gerodet werden wegen des Bestandsschutzes der alten Hölzer. Abgesehen davon reduziert sich durch den Schattenschlag – viele hohe Kiefern – die verfügbare Fläche, die sonnenbeschienen wird. Nicht nur neutrale Beobachter sehen da gewisse Probleme.

Bedeutende Sportstätte mit überregionaler Bedeutung

Natürlich hat die Samtgemeinde Zernien als „Heimatgemeinde“ nicht das alleinige Entscheidungsrecht. Eine Änderung des Flächennutzungsplans bedarf auch der Zustimmung übergeordneter Institutionen. Der zuständige Ausschuss des Samtgemeinderats Elbtalaue hat bereits sein Veto gegen die Änderung eingelegt.

Als „wichtiger Teil der regionalen Infrastruktur“ sei der Platz auf jeden Fall zu erhalten. Das Thema ist damit zwar noch nicht ausgestanden, aber dennoch ist die Zukunft des Golfclubs zumindest nicht gesichert. Denn das bislang letzte Wort hat die Verpächterin gesprochen: Mit ihr sei eine erneute Verlängerung des Pachtvertrages über das Jahresende 2028 hinaus nicht zu machen.

Der Golfclub an der Göhrde kämpft weiter für seinen Golfplatz und hofft, die Situation noch zum Guten wenden zu können. Alleine die strikte Aussage der Verpächterin lässt allerdings Zweifel aufkommen. Etwas mehr als vier Jahre hat der Club noch Zeit. Ich persönlich drücke ihm die Daumen. Wie erwähnt: er gehört zu meinen persönlichen Lieblingsplätzen im Norden.

5 Kommentare

  1. Australiens Wirtschaft profitiert jährlich mit ca. 3,3 Milliarden aus dem Golfsport. Leider gibt es keine Zahlen für Deutschland, aber mit Sicherheit ist auch hier der Golfsport mittlerweile ein beträchtlicher Wirtschaftsfaktor. Aber, das zu kommunizieren ist eigentlich Aufgabe des DGVs. Auf der anderen Seite zeigt es immer wieder, wie wichtig der Besitz des Grund und Bodens für einen Golf Club ist.

    1. Hallo Thomas,
      du hast absolut recht. Spätestens solche Ereignisse zeigen auf, wie existenziell wichtig es für einen Golfclub sein kann, das Gelände im eigenen Besitz zu haben.
      Dass es in Deutschland nach wie vor so ist, dass Golf oftmals nur als Reichen-Privileg und dem Gemeinwohl unnütz angesehen wird, stört mich natürlich genauso. Ich bin mir sicher, dass der DGV im Bereich Lobbyarbeit aktiv ist, aber die breite Masse zu überzeugen sollte natürlich auch seitens der Verbände unterstützt werden. Ansonsten sind – aus meiner Sicht – vor allem wir Golfer selbst am Zug. Aber der Weg scheint mir noch weit.
      VG Olaf

  2. Bitte nicht falsch verstehen, diese elitären Clubs sind faszinierende Einrichtungen, denn das muss man sich ja auch erstmal konsequent erarbeiten und diesen Standard dann auch noch über viele Jahre und Jahrzehnte halten.
    Wenn man jetzt noch bedenkt, dass in Deutschland 16% der Golfer Europas die Fairways bevölkern, dann zeigt es, dass wir sportlich auf dem richtigen Weg sind nur medial leider noch nicht.

  3. Lieber Olaf, danke für diesen Beitrag!

    Der Golfsport ist in der Politik leider immer noch nicht angekommen. Das haben wir u.a. auch erlebt, als sie der deutschen Bewerbung um die Veranstaltung eines RyderCups schlichtweg die Gefolgschaft verweigerte.

    Warum das so ist, das ist so vielschichtig, dass ich beim schreiben immer tiefer in die Materie eingedrungen bin und auch für mich neue Gründe entdeckt habe, das wäre ein halbes Buch mit der notwendigen Historie geworden und ich habe alles wieder gelöscht.

    Wichtig ist, dass wir alle, als Golfer, die Vorstände der Clubs und unser Verband sich noch mehr öffnet als zuvor und den Sport auch medial wieder populär macht. Von unseren Clubmeistern oder den Erfolgen der Mannschaften stand nie etwas in der Zeitung und das geht nicht nur unserem Club so, sondern im Grunde genommen allen anderen auch. Dafür weiss ich aber jetzt, wer welches Fussballspiel in der niedrigsten Liga gewonnen hat, während bei uns Par für den Sieg nicht gereicht hat. Wir veranstalten bei uns das Integrative Golfturnier und es ist teilweise erschreckend, wie wenige von den internen Topspielern sich dazu melden, auch wenn die Veranstaltung ausgebucht ist. In der Zeitung findet auch dies keine Erwähnung (Hallo Vorstände der Clubs!!!) .Bei uns im Club spielen einige Damen und Herren aus der Lokalpolitik, aber in deren Lebenslauf taucht jeder Sport auf nur Golf wird totgeschwiegen, weil es so einen elitären Ruf hat – 1975, als ich angefangen habe war das auch so, heute gibt es kaum noch Anlagen, die das aufrechterhalten können und wollen.
    Wir (Golfer, Clubs und Verbände) zeigen der Politik einfach zu wenig, was für ein grandioses, schönes und vor allem weltumspannendes Spiel Golf ist. Aus diesem Grund kommt es zu solchen Entscheidungen und es wird nicht die letzte dieser Art gewesen sein.
    Herzliche Grüße
    Dein
    Rolf

    1. Hallo Rolf,

      da hast du natürlich recht, es bedarf jedes einzelnen Golfer zu zeigen, dass der Sport sich weit über sein Klischee hinaus gewandelt hat. Die paar Clubs, denen der elitäre Teil nach wie vor wichtig sind, haben aus meiner Sicht nach wie vor Ihre Daseinsberechtigung – umso wichtiger aber ist es zu zeigen, dass es sich um wenige Ausnahmen handelt.

      Ganz viele Entwicklungen sind ja auch schon sehr positiv und werden außen mehr und mehr wahrgenommen. Aber natürlich können wir Golfer und die Clubs noch mehr dazu beitragen, unser Bild in der Öffentlichkeit weiter zum Positiven zu verändern. Offener sein, den Zugang zum Golfsport vereinfachen und vielleicht auch einmal die eine oder andere ungewöhnliche Kooperation eingehen.

      Viele Wege führen nach Rom, ich bin weiterhin optimistisch.

      VG Olaf

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