In dieser Serie stelle ich Golf-Pros, -Blogger und andere Persönlichkeiten aus dem Golfsport vor. Heute geht es um Fabian Kendzia.
Fabian schreibt auf dem Golfportal golf.de die Kolumne „Handicap Papa“. Als Vater zweier Kinder und einziger Golfer in dieser Familie berichtet er dabei mit viel Witz und einer gehörigen Portion Selbstironie von den täglichen Problemen und Herausforderungen, die eine solche Lebenssituation mit sich bringt.
Damit spricht er vermutlich jeder Menge Papas oder Muttis aus dem Herzen, die in einer ähnlichen Konstellation stecken – mich eingeschlossen. Seine Kolumne erscheint in der Regel monatlich und ich persönlich freue mich schon immer auf die nächste Ausgabe. Natürlich kann man ihm auch auf Instagram folgen.
Ich hatte kurz vor der Porsche European Open Ende Juli übrigens das Vergnügen, Fabian einmal persönlich kennen zu lernen und eine Golfrunde bei mir in meinem Heimatclub Celle mit ihm zu spielen. Ich kann aus erster Hand bestätigen, dass alles authentisch ist – und Golf spielen kann er auch noch ganz ordentlich. 😉
Zunächst einmal vielen Dank, Fabian, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir meine Fragen zu beantworten.
Wann hast Du mit dem Golfen angefangen und wie ist es dazu gekommen?
Also: Wenn man das, was ich da herumfurwerke »Golf spielen« nennen kann, dann nahm das Drama im Sommer 2010 seinen Lauf. Damals bin ganz einfach mal zu einem Tag der offenen Tür des Thüringer Golfclubs (ist auch mein jetziger Heimatclub) gefahren. Das Wetter war super, die Leute total nett – und einer der Nachwuchsspieler drückte mir ein Eisen in die Hand. Als dann mal der erste Ball an die 100 Meter flog, war es um mich geschehen. Ich habe mich noch an Ort und Stelle für einen Platzreifekurs angemeldet.
Du hast auf golf.de die Kolumne „Handicap Papa“ und berichtest über Deinen Alltag als golfender Vater – wie ist das entstanden?
Just in dem Jahr, in dem meine ruhmreiche Golfkarriere begann, wurde unsere Tochter geboren. Und ich merkte schnell, dass es da einen dezenten Zeitbudget-Konflikt gibt: Schreikind vs. Schwungebene. Dann überlegte ich, dass ich doch nicht der einzige Golf-bekloppte Vater sein kann, der sich mit diesem Problem herumschlägt. Im Club wurden nach und nach auch andere Golf-Buddies Väter und irgendwann glich das Herumsitzen auf der Clubhausterrasse einer Gruppentherapie: »Macht Deine Frau auch immer Stress, wenn Du zum Golfen fährst, anstatt mit den Kids auf den Spielplatz zu gehen?« Darüber wollte ich schreiben – eine bisschen Seelenmassage für uns Golf-Papas. Während eines Urlaubs lernte ich dann den stellvertretenden Chefredakteur von golf.de kennen, damals ebenfalls junger Vater. Der fand die Idee überragend und nach diversen Bieren stand der erste Veröffentlichungstermin. Seitdem geht es rund.
Hand aufs Herz: Passiert das alles wirklich, was Du dort schreibst?
Ja. Das ist ja das Schlimme – besonders was mein Golf angeht: die Sockets, die Aus-Bälle, zerrissene Scorekarten – alles wahr! Ich überlege gerade; wäre es nicht vielleicht besser anders herum, ich spiele Handicap +5 und flunkere nur? Mh, wahrscheinlich nicht. Denn ich denke, die Glaubwürdigkeit ist bei solch einer Kolumne eine wichtige Sache. Besonders was die Erlebnisse mit der Familie betrifft. Deshalb ist die Kolumne auch recht erfolgreich. Weil sich die Papas (und auch Mamas) darin wiederfinden. Das klappt nicht, wenn man Phantasie-Geschichten schreibt. In diesem Sinne sind auch auch die Erlebnisse mit meinen Kindern und meiner Freundin alle komplett wahr. Wobei letzteres natürlich nicht wirklich schlimm, sondern meistens ja sehr lustig ist.
Was sagen Deine Freundin und Deine Kinder zur Kolumne, sind die immer einverstanden – oder lesen sie die vorsichtshalber gar nicht?
Meine Freundin amüsiert sich immer köstlich über das Geschriebene – vor allem darüber, dass ihre Interventionen (Keller aufräumen, Küche malern, Kinderdienst übernehmen usw.) so reinhauen. Meine Tochter unterstützt die Kolumne ja hin und wieder mit einer Illustration und unser Jüngster kann ja noch nicht lesen. Allerdings: Selbst wenn er lesen könnte, es würde ihn null interessieren, es geht ja nicht um Bagger.
Was machst Du eigentlich im Hauptberuf, oder kannst Du schon von der Kolumne leben?
Ich arbeite in einer kleinen Werbeagentur und bin von Haus aus Grafikdesigner. Und nein, von der Kolumne kann ich nicht leben – will ich auch gar nicht. Denn dann wäre ich ja hauptberuflicher Golf-Kolumnist und weit weg vom normalen Alltag der Golf-Papas und -Mamas. Vielleicht ist das hier auch ein guter Moment, um mit ein paar Phantasien aufzuräumen. Dank der Kolumne habe ich schon auch einen kleinen Einblick ins deutsche Golfgeschäft bekommen und ganz ehrlich: Deutschland ist ein sehr kleiner Markt, im Vergleich zu den USA oder Asien. Ergo: Hersteller oder Reiseanbieter haben nichts zu verschenken. Viele denken ja immer, dank einer Golf-Kolumne oder eines Golf-Blogs bekommt man jedes Jahr zehn Driver zugeschickt, ProV1 unlimited und man ist ständig in die besten Resorts eingeladen. Dem ist NICHT so, ehrlich. Ich finanziere alles rund ums Golf privat.
Wie oft kommst Du tatsächlich noch dazu, eine Runde Golf zu spielen?
In der Saison versuche ich schon, einmal die Woche 18 Löcher zu spielen. Und wenn’s gut läuft, schiebe ich eine Neun-Loch-Runde ein oder fahre ein paar Bälle hauen; ich bin ja so eine Range-Ratte, die Körbeweise Bälle wegkloppen kann. Dafür stehe ich dann auch schon mal 5.30 Uhr auf und bin dann um 9.00 Uhr im Büro.
Hast Du einen Lieblingsschläger und wenn ja, weshalb?
Mein 56° Wedge. Was daran liegt, dass ich damit tatsächlich einen Hauch von Talent besitze. Die Schläge unter 70 Metern retten mir manche Runde. Was natürlich bitternötig ist, wenn man keine Grüns in Regulation trifft.
Wie gut war Deine beste Golfrunde bisher?
Eine 80 auf meinem Heimatplatz.
Wie viele verschiedene Golfplätze hast Du schon gespielt und welcher davon ist bisher Dein Lieblingsplatz?
Oh, das bekomme ich nicht mehr zusammen. Klar, so ziemlich alle Plätze in meiner Heimatregion Mitteldeutschland. Dann etliche Plätze in Bayern und rund um Hamburg. Da wir so oft es geht zu Freunden nach Norditalien reisen, habe ich auch dort schon viele Plätze gespielt. Und ein echtes Highlight waren die Plätze, die ich während einer Schottland-/Nordirland-Reise spielen durfte. Einen Lieblingsplatz habe ich nicht. Ich sage ja immer: Jeder Platz ist super, allein deshalb, weil ich dort Golfspielen kann.
Welchen Platz möchtest Du gerne irgendwann auf jeden Fall noch spielen?
Hier würde ich mal oberschlau auf Deine nächste Frage und die dazugehörige Antwort verweisen.
Mit wem würdest Du gerne einmal eine Golfrunde spielen und warum?
Da habe ich einen ganz ausgefuchsten Plan: Am liebsten würde ich mal mit Condoleezza Rice spielen. Zur Not auch mit einem anderen Mitglied des Augusta National Golf Clubs. Denn als Mitglied darf man ja einen Gast mit auf den Platz nehmen. Und das wäre dann ich. Womit Deine Frage beantwortet wäre, welchen Platz ich wirklich gerne noch mal spielen würde.
Wie geht Dein Satz weiter: „Golf ist der beste Sport, weil…“?
…man ihn ganz für sich allein ausüben kann (den Autismus pflegen), weil man alles um sich herum ausblenden kann (außer den Gedanken, dass man vielleicht mehr üben sollte) und weil man rauchen kann (leider immer noch zu viel – aber ich arbeite dran).
Vielen Dank für Deine Antworten, Fabian, und allzeit schönes Spiel!