Ein Dutzend Fragen an … Caddie Stephan Türkis

In dieser Serie stelle ich in loser Reihenfolge ganz unterschiedliche Persönlichkeiten und „Typen“ rund aus der Golfwelt vor. Heute geht es um Stephan Türkis, von Beruf Caddie.

Stephan war regelmäßig an der Tasche von Emma Cabrera-Bello auf der Ladies European Tour unterwegs. Die kleine Schwester vom European Tour Spieler Rafael Cabrera-Bello hat sich inzwischen für einen Job in der Orga der European Tour entschieden. Deshalb ist Stephan seit einiger Zeit überwiegend bei den europäischen Seniors auf der Staysure Tour im Einsatz.

Stephan mit Emma Cabrera-Bello

Aber er selbst ist auch ein ziemlich guter Golfer und spielt seit längerem ein einstelliges Handicap auf vielen Plätzen im Norden Deutschlands. Zuhause ist er in Hamburg, wo er (quasi nebenbei) regelmäßig in seinem Heimatclub Red Golf Quickborn in/bei Hamburg mithilft.

Da habe ich Stephan übrigens auch das erste Mal kennen gelernt, als er Sören und mich ein paar Löcher bei unserem „DoubleBogeyClash“ begleitet hat. Ich schätze, mit ihm an der Tasche hätte ich die eine oder andere Fehlentscheidung weniger getroffen… 😉

Auf jeden Fall konnte ich feststellen, dass Stephan eine richtig positive Ausstrahlung hat und für jeden Spaß zu haben ist.

Vielen Dank erst einmal, Stephan, dass Du Dich bereit erklärt hast, mir mein Dutzend Fragen zu beantworten.

Wie lange spielst Du schon Golf und wie ist es dazu gekommen

Vor ca.15 Jahren bin ich durch ein Onlinespiel zum Golf gekommen, davon fasziniert bekam ich zum Geburtstag einen Schnupperkurs geschenkt und wusste, Ja, das ist mein Sport. Zwei Jahre hielt diese Euphorie an, dann war es aus beruflichen, privaten und zeitlichen Gründen nicht mehr möglich.

Erst eine Pause von sechs Jahren führte mich wieder zum Golf und meinem Kindheitstraum Caddie.

Seit wann bist Du auch Caddie und wie ging das los?

Inzwischen sind das schon fast sieben Jahre, es begann bei einem Turnier der Senior Tour, ich hatte mich dort über die Helferbörse angemeldet. Ich war schon am Montag zu diesem Turnier gefahren und um zu sehen wie die Pro’s auf der Range ihre Bälle schlagen, beim Putten zuschauen, alles aufsaugen und staunen. Ich war mächtig beeindruckt wie nah man an die Jungs kommt,ihre Lockerheit und Gelassenheit zu erleben war schon toll.

Ich hörte dann heraus das einer der Pros aus Krankheitsgründen keinen Caddie hat. Da war sie … meine Chance, ich nahm allen Mut zusammen und ging auf den Pro zu und sagte, ich könne das machen. Es wäre zwar das erste Mal, aber ich weiß, dass ich es kann und es mein Kindheitstraum ist. Er sagte dann, OK… morgen früh 7.00 Uhr sehen wir uns zum ProAm und versuchen es.

Aus dieser Aktion ist alles entstanden, und ich freue mich noch heute darüber, den Mut aufgebracht zu haben.

Hattest Du auch mit dem Gedanken gespielt, selbst als Pro aktiv zu werden?

Absolut nicht, dafür bin ich einfach zu schlecht.

Hast Du einen / mehrere feste Profis, mit denen Du arbeitest? Oder wie läuft das ab, dass Du als Caddy auf den Touren unterwegs bist?

mit Peter Fowler auf der Staysure Tour

Im wesentlichen habe ich einen festen Pro, für den ich unterwegs bin.

Es kann aber passieren, dass durch Nichtteilnahmen an Turnieren mal ein wenig Luft ist und man dann anderweitig die Tasche für jemanden anderen trägt. Ein guten Job zu machen und sich dadurch eine gute Lobby zu verschaffen hilft sehr viel.

Der Job macht mir ja auch trotz der Anstrengungen enorm viel Spaß. Ich freue mich auch darüber, Freunde von mir auf ihren Ligaspielen zu unterstützen.

Manche Golfer denken vielleicht noch, dass ein Caddie eine Golftasche trägt – aber der Job hat ja viel mehr Facetten. Was macht einen guten Caddie aus? Was muss er können?

Unbedingt stressresistent und gut zu Fuß sein… 🙂 …die körperliche Fitness ist nicht unwichtig.

Du musst dich dem Pro anpassen können, sein Spiel verstehen und dich auf seine Bedürfnisse und Marotten einstellen. Du bist über fünf bis acht Stunden ganz nah dran und bist Prellbock und Seelsorger zugleich.

Sei aufmerksam aber nicht aufdringlich. Bereite dich und das Material vor. Vermessen der Ziele auf der Range sind noch die leichtesten Sachen. Die Birdiebook-Vorbereitung ist wesentlicher Teil der Arbeit im Vorfeld, Eintragen der Pin-Positions, Gefälle und besondere Punkte zum Anspielen des Grüns.

Auf der Staysure Tour ist der Einsatz von Entfernungsmessern erlaubt, das erleichtert die Sache mit den Entfernungen um einiges. Du musst immer wissen, wie weit es bis zum Grün oder der Landezone ist; Fairwaybunker, wo ist der Anfang und wie lang.

Es sind so viele Sachen enorm wichtig, packen der Tasche, Anzahl der Schläger, Markierung der Bälle, ausreichend Getränke und richtig fies wird es bei Regen.

Hast Du bei einem Job schon einmal gedacht, dass Du das besser hinbekommen hättest als der, dessen Tasche Du getragen hast?

Nein, obwohl ich mich mal darüber gewundert habe, dass eine Spielerin aus Spanien (Schwester eines Tourspielers der PGA und European Tour) für einen Bunkerschlag aus einem Fairwaybunker unbedingt auf ihr Holz 5 bestanden hat. Gutes Zureden meinerseits half da nicht viel.

Manche sagen, Golfprofis spielen ein ganz anderes Spiel als wir Clubgolfer. Du erlebst Profis regelmäßig hautnah – ist das wirklich so? Oder liegt das am Set-up der Plätze?

So sieht ein vorbereitetes Birdiebook aus

Sie spielen mit Strategie, zumindest fangen sie damit an und überlegen schon sehr gut, was sie dort machen. Daher dauert es eben auch immer sehr lange, bis das Birdiebook studiert ist und der Schlag ausgeführt wird. Es sind ja die gleichen Plätze, die vom Amateur auch gespielt werden.

Der Amateur sieht, dass es ein Par 4 Loch ist, und möchte es eben auch Par spielen. Er denkt nicht darüber nach, dass er aufgrund seines HCP aber noch zwei Schläge mehr zu Verfügung hat. Dann wird, besonders von männlicher Seite, gerne das Grün vom Abschlag aus angegriffen – im übertriebenen Sinne gesprochen.

Abgesehen vom Trainingsaufwand, worin liegt der größte Unterschied aus Deiner Sicht? Was machen die Profis so viel besser als wir?

Sie sind alle sehr früh mit diesem Sport angefangen, Fleiß und Talent sowie auch viel Glück bringen dich dann nach vorne.

Ohne Fleiß kein Preis. Während der Pro bis zu einer Stunde und länger auf dem Grün trainiert, steht der Amateur auf der Range oder sagt sich … ich gehe lieber über den Platz und spiele meine Runde.

Kommst Du selbst auch dazu, die Plätze zu spielen, auf denen Du während eines Profiturniers als Caddie unterwegs bist?

Eindeutig nein… und ich habe dann auch wirklich keine Lust mehr. Die Tasche ist schwer, 18 bis 22 kg, und da bist du froh, wenn der Tag endet und du keinen einzigen Schläger mehr tragen musst.

Wenn Du privat spielst, gehst Du anders über den Platz als unsereins – oder kannst Du den „inneren Caddie“ komplett abschalten?

So eine Tasche ist nicht ohne

Zum Glück kann ich das nicht, es hilft mir ja auf dem Platz vernünftig zu spielen.

Jetzt aber nicht glauben, dass mir alles gelingt, das auf keinen Fall. Ich haue genauso in die Wiese, haue meine Bälle nach links oder rechts und mein kurzes Spiel ist oftmals viel zu lang…😊

Für wen würdest Du gerne einmal die Tasche tragen?

Ich habe ja schon einige Taschen getragen, sei es bei ProAm oder Charity Turnieren, tolle Menschen und Prominente kennengelernt.

Mich würde die Taschen von Mike Krüger, Pascal Hens oder Stefan Kretschmer reizen, wenn es um eine gute Sache geht.

Professionell auf jeden Fall Bernd Ritthammer.

Wie geht Dein Satz weiter „Golf ist der beste Sport, weil…“

…ich Dich unbedingt bei deinem Projekt UHU unterstützen möchte und dann deine Tasche tragen werde. 🙂

Golf ist einfach der beste Sport, weil es mir Ausgeglichenheit verschafft, ich meinen Kindheitstraum als Caddie verwirklichen konnte und es sich geil anfühlt, einen Ball mit dem Driver 270 Meter zu schlagen – habe ich mir sagen lassen. 😉

Vielen Dank für Deine Antworten, Stephan, und allzeit schönes Spiel!

2 Kommentare

  1. Da hat der Stephan T. absolut Recht mit der Aussage, dass so ein Caddie Seelsorger und Prellbock in einem sein kann. Sozusagen, wenn man den Bereich „Seelsorger“ betrachtet, ist dieser „der kleine Mentaltrainer“ für die Tasche. Wenn ein Spieler die Möglichkeit hat sich mit jemanden beraten zu können und ein wenig geistiges Ping Pong zu spielen, welche Entscheidung die richtige ist, dann ist das wie eine stützende Hand im Rücken. Ich selbst als Mentaltrainer bei http://www.mentaltraining-golf.de habe das schon oft erlebt, dass eben eine Person an der Seite als Fels in der Brandung zählen kann, wenn auf dem Fairway plötzlich Zweifel den Spieler zu überwältigen drohen.

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