Martin Borgmeier - Fullbeardlongdrives in Aktion

Ein Dutzend Fragen an … Martin Borgmeier

In „Ein Dutzend Fragen an…“ stelle ich ganz unterschiedliche Persönlichkeiten aus der Golf-Welt vor. Heute geht es um Martin Borgmeier.

Martin ist den meisten besser bekannt als „Fullbeardlongdrives“ und hat sich innerhalb kürzester Zeit in die erste Garde der europäischen Long Driver geschlagen. Natürlich findet man ihn auf Facebook oder Instagram, vor allem aber sollte man ihn einmal live erleben.

Bei Messen und ähnlichen Veranstaltungen war Martin schon mehrfach als Referent zum Long Drive zu Gast. Er bietet aber auch eigene Workshops, Clinics und Shows zum Thema an. Anfang Dezember 2018 findet außerdem eine Golfreise statt, bei der er dabei ist und ein „Bootcamp“ zum Long Drive anbietet.

Daneben ist Martin übrigens auch noch Mitgründer von „Punchline Golf„. Über das junge Label vertreibt er zusammen mit zwei Mitstreitern verschiedene Golfaccessoires, die sich erfrischend von den anderen Angeboten abheben (schaut einfach mal rein).

Erst einmal vielen Dank, Martin, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir meine Fragen zu beantworten.

Wann hast Du mit dem Golfen angefangen und wie ist es dazu gekommen?

Das erste Mal auf der Driving Range war ich mit 9 Jahren. Damals hat ein Arbeitskollege von meinem Papa eine Art „Schnuppertag“ für seine Kollegen organisiert… und ich war eben auch mit dabei. Nachdem der erste Ball in der Luft war, wollte ich immer wieder hin und so habe ich dann in den nächsten Monaten über das Kindertraining meine Platzreife gemacht.
Der Höhepunkt meiner „Golfkarriere“ war Handicap 3 mit 14 Jahren (damals war das gut 😉 ) und viele regionale und nationale Meisterschaften. Und dann kam mit 16 Jahren die erste Freundin und mein erstes Motorrad… Golf finito, zunächst.

Du hast Dich im letzten Jahr für das Long Driving entschieden – war Dir „normales“ Golf zu eintönig oder woran lag das?

Richtig, ich habe 2017 zum Long Drive Sport gefunden – was aber nicht an der „Eintönigkeit“ lag, denn ich denke Golf ist durchaus vielseitiger als Long Driving.
Der Grund ist ganz einfach: ich habe im August 2017 gemerkt, dass ich den Ball weit schlage. Da war nämlich die erste German Long Drive Championship, wo ich das erste Mal wirkliche Vergleichswerte bekommen habe.
Natürlich wusste ich immer, dass ich eher „Longhitter“ als „Mr. Consistency“ bin, aber wann schlägt man auf der Golfrunde schon mal „Vollgas“ (höchstens nach dem 3-Putt zum Doppelbogey :D).
Long Driving ist in der Grundregel ganz anders als Golf. Wir Long Driver haben pro „Satz“ 6 bzw. 8 Versuche (europäische bzw. amerikanische Regeln) und der beste zählt. Dabei spielen wir in einen 40 – 60 Yards breiten Korridor („Grid“ genannt). Nur Treffer die im Grid landen und ausrollen (und länger sind als 300 Yards) zählen.
Hierdurch kommt ein komplett anderer Spielmodus zustande. Wenn ich mich im Golf noch ärgere, weil ich wieder ins Aus geschlagen habe, so nehme ich mir im Long Drive bereits das nächste Tee.

Du warst schon als Golfer richtig gut und gehörst auch auf Anhieb bei der LDET zu den besten europäischen Longdrivern. Ist das enormes Talent, harte Arbeit oder purer Wille?

Martin Borgmeier auf dem Treppchen ganz obenEhrlich gesagt muss ich mir auch immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass ich mich in meiner Rookie-Season befinde. Viel zu viel ist in diesem Jahr passiert, insgesamt 4 Turniersiege, 3 zweite Plätze und der aktuelle Rang 1 in der Rangliste sind schon überwältigend. Zudem habe ich quasi die „Tourkarte“ für Amerika in 2019 erspielt, sodass ich aktuell an meinem Plan feile wie ich nächstes Jahr die US-Tour spielen kann – da bin ich natürlich auf Unterstützung angewiesen. Trotzdem ist das eine Chance, für die ich kämpfe!
Grundsätzlich gehört zum Long Driving deutlich mehr als „draufhauen“ – im Endeffekt sieht es nach Brutalität aus, das Sichtbare sind aber nur die letzten 20%. Die 80% vorher sind im Prinzip eine extreme Golftechnik, ohne die geht es nicht. Wir spielen alle mit der gleichen Physik und da zählen die Geschwindigkeit und die Winkel im Treffmoment – that’s it.
Talent gehört sicherlich dazu, harte Arbeit schlägt Talent aber auf lange Sicht, wenn Talent nicht arbeitet. Deswegen ist es mir egal, wer mir Talent oder Talentfreiheit attestiert, ich arbeite einfach so hart ich kann und verfolge dabei einen klaren Plan. Es ist also ein Mix aus allen 3 Faktoren. 😉

Fitness und Technik sind die zwei Grundpfeiler für Deinen Erfolg, Kann man einen durchschnittlichen Trainingstag kurz umreißen?

Das stimmt – die Technik steht an erster Stelle und wird auf der Range trainiert. Da feile ich fast jeden Tag an meinem Schwung und meinem „Schwunggefühl“.
Da das einseitige Draufhauen für den Körper natürlich nicht ideal ist, braucht es einen Ausgleich. Deshalb gehe ich ins Fitnessstudio. Und natürlich auch um stärker zu werden und gezielt an Potentialen zu arbeiten. In Kombination mit meinem Speed Training ergibt sich dann ein rundes „Long Drive Programm“.
Da ich derzeit noch in einem Full-Time-Job stecke, ist mein Tag komplett durchgetaktet: Ab ca. 18:00 Uhr geht es auf die Range (3 Tage in Folge, dann 1 Tag Pause), egal ob Winter oder Sommer. Danach direkt ins Fitnesstudio (6 mal pro Woche), um ein Training zu absolvieren (Muskelgruppenfokus, Athletik, Speed oder Kombination).

Long Driving ist in den USA ein Riesen-Event, in Deutschland ist es erst langsam im Kommen. Wie siehst Du die Entwicklung?

Die Entwicklung der letzen Jahre in Deutschland ist unglaublich – jedes Jahr kommen wieder ein paar Turniere dazu und ich arbeite gerade persönlich mit einem Team daran im Jahr 2019 eine Art „Liga“ zu etablieren mit einem sehr coolen Konzept. Diese Liga werde ich allerdings nicht spielen, sondern möchte mehr Leuten in Deutschland und Europa die Möglichkeit bieten Long Drive zu beginnen und auch professionell zu spielen.
Ich selbst bin natürlich immer vor Ort, um den Sport zu pushen – meine Turniere finden aber wie schon erwähnt „über’m Teich“ statt.

Was macht für Dich den größten Unterschied oder den größten Reiz vom Longdrive gegenüber dem normalen Golf aus?

Long Driving bedeutet: „Vollgas!“ und „Fehler sind erlaubt!“. Golf belohnt Konstanz, Long Driving belohnt die Spitzenleistung.
Ich würde jedem Golfer empfehlen einmal das Gefühl zu erleben auf der Teebox vor jubelndem Publikum zu stehen und 6 Bälle zu spielen – danach ist jedem klar, was den Unterschied und Reiz ausmacht.

Hast Du überhaupt noch Lust auf eine „normale“ Runde Golf – und wenn ja, wie oft kommst Du wirklich dazu?

Haha – die Frage bekomme ich wöchentlich.
Viele Leute wollen mich natürlich mal auf dem Platz spielen sehen – tatsächlich fehlt mir dazu aber die Zeit.
Im Jahr 2018 habe ich 2 x 9 Loch gespielt, das war’s. Im Urlaub oder Bootcamp (ich biete übrigens ein Bootcamp vom 01.12. – 08.12. in Belek an) spiele ich dann schon öfters… dann aber nur MATCHPLAY. Dann ist es nicht so schlimm, wenn mal eine Bahn nicht passt. 😉

Spielst Du dann eher lockere Runden mit Freunden oder ist der Long Driver im Hinterkopf auf jedem Abschlag mit dabei?

Genau, eher das lockere Matchplay mit Freunden. Und ehrlich gesagt ist der Driver auf der Runde bei mir selten im Einsatz, die Fairways sind viel zu eng und meistens reicht auch ein Eisen. 😉

Abgesehen vom Driver: Hast Du einen Lieblingsschläger und wenn ja, weshalb?

Mein 3er Hybrid. Es ist ein PING Crossover und der Schlägerkopf wirkt einfach riiiiesig. Wenn’s mal eng wird, geht der noch am ehesten in die Mitte.

Wenn Du Deine Drives weiter schlägst als jeder andere von uns, ist das dann bei Deinen Eisen auch so? Was nimmst Du zum Beispiel für 180 Meter?

Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten, weil es im Golfsport ja wenig Sinn ergibt den Ball möglichst weit zu schlagen.
Wenn der Ball an die Fahne soll, bietet sich eher ein gesteuerter Fade als meine bevorzugte Flugkurve an – der geht natürlich nicht zu weit wie ein Draw.
Geht es um Leben und Tod komme ich mit dem Sandwedge 180m weit. Gehen wir von Windstille, flachem Gelände und 0m über NN aus würde ich bei 180m zum Eisen 8 oder 9 greifen.
Das 8er wenn es der Fade werden soll, die 9 beim Draw.

Einen Schwachpunkt hat jeder in seinem Golfspiel. Annäherungen, Bunker, kurzes Spiel, lange Putts – was kostet Dich am meisten Schläge?

Den meisten Long Drivern wird ja eher nachgesagt sie könnten nicht putten. Auf mein Putting kann ich mich eigentlich ganz gut verlassen.
Schwieriger wird es bei 50m-130m Schlägen. Dafür benutze ich immer den gleichen Schläger, worunter natürlich die Längenkontrolle fehlt. Dazu braucht es Training, um ein ordentliches Gapping zu kreieren und mit den Wedges unterschiedliche Schläge im Repertoire zu haben. Das fehlt mir völlig.
Und außerdem verlieren ich pro Runde gerne mal 5 Bälle, egal bei welchen Schlägen. 😀

Wie geht Dein Satz weiter: „Golf ist der beste Sport, weil…“ – oder ist es Long Driving?

Golf ist der beste Sport, weil er die Ausgangsbasis für den Long Drive Sport ist. Und Long Driving ist der beste Sport, weil er voller Party, Emotionen und Athletik steckt… und sind wir mal ehrlich: wann darf ich denn auf der Runde einen geilen Drive bejubeln? 😀

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